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Überraschend schlechtes Quartal

Ein Gewinneinbruch nach Steuern um 94 Prozent auf gerade noch 51 Millionen Euro. Die Geschäftszahlen, die Jürgen Fitschen, der Co-Chef der Deutschen Bank, vorlegen musste, sind äußerst unangenehm. Um die Aktionäre bei Laune zu halten, stellte die Bank eine Dividende von 75 Cent je Aktie in Aussicht.

Von Brigitte Scholtes |
    Ein Gewinneinbruch nach Steuern um 94 Prozent – auf gerade noch 51 Millionen Euro im dritten Quartal, vor Steuern um sogar 98 Prozent auf 18 Millionen Euro. Nicht gerade Zahlen, auf die die Deutsche Bank stolz sein kann. Zumal sie sich die schlechte Bilanz weitgehend selbst eingebrockt hat. Denn die Altlasten der Vergangenheit fressen den Gewinn fast vollständig auf. Das liegt vor allem an den Rechtsstreitigkeiten, für die die Bank Vorsorge treffen muss. 1,2 Milliarden Euro hat sie dafür allein im dritten Quartal zurückgestellt, gut vier Milliarden Euro sind es schon insgesamt. Man bleibe seinen Zielen treu, umwirbt Deutsche-Bank-Co-Chef Anshu Jain die Anleger:

    "Diese Reise wird uns Geduld abverlangen. Wir sind weiter auf dem Weg mit immer neuen Herausforderungen konfrontiert. Aber wir bekräftigen unsere strategischen Annahmen. Wir arbeiten weiter systematisch an der Lösung der Rechtsstreitigkeiten. Wir bleiben unseren Zielen verpflichtet und sind sicher, dass wir diese erreichen werden."

    2015 wollen Jain und sein Co-Chef Jürgen Fitschen die Deutsche Bank wieder unter die Top-Investmentbanken weltweit geführt haben. Das Führungsduo kann auch darüber hinaus bis 2017 planen, denn heute hat der Aufsichtsrat der Verlängerung des Vertrags für Fitschen bis Ende März 2017 zugestimmt. Jain und Fitschen räumen zwar auf, aber sie waren auch an den meisten Entscheidungen beteiligt, die nun zu den Rechtsrisiken geführt haben. Auch im vierten Quartal muss die Bank im schlimmsten Fall weitere 1,3 Milliarden Euro zurückstellen. Doch ob diese Rückstellungen reichen, bezweifelt Carsten Sommerfeld von Tradegate und nennt JP Morgan und die Bank of America als Vergleichsmaßstab:

    "J.P. Morgan und BoA haben sich ja verglichen und diverse Milliarden nachzahlen müssen. Und das steht der Deutschen Bank noch bevor. Die Börse wartet hier dringend auf eine Entscheidung bzw. auf einen Vergleich, um diese Altlasten eben einmal abzuhaken. Aber der steht eben noch aus, und ob das jetzt zurückgestellte Geld ausreichen wird, ist sehr, sehr fraglich."

    Es waren aber nicht nur die Rechtsstreitigkeiten, die die Deutsche Bank im dritten Quartal zurückgeworfen haben. Das Anleihegeschäft hat schwer gelitten, im Investmentbanking ging deshalb der Gewinn vor Steuern von 1,1 Milliarden auf nur noch 345 Millionen Euro zurück. Zufriedenstellend verlief nur das Geschäft mit der Vermögensverwaltung, das vor Steuern 283 Millionen Euro einbrachte und damit gut gut zweieinhalb mal so viel wie vor einem Jahr. Um die Aktionäre bei Laune zu halten, stellte die Bank zudem in Aussicht, auch für dieses Jahr eine Dividende je Aktie von 75 Cent auszuschütten.