"Die Zukunft ist ein immer wiederkehrendes Thema in unserer Musik. Zum Beispiel im Song 'What Does The Future Sound Like'. Denn wir denken viel darüber nach, wie unser Platz darin aussehen könnte. Und als wir mit der Band angefangen haben, war elektronische Musik ja auch die Zukunft. Denn jeder dachte: 'Das löst den Rock´n´Roll ab. Es wird nur noch elektronische Musik geben.' Was natürlich nicht passiert ist. Und wer hätte gedacht, dass die Zukunft wie Mumford & Sons klingen würde? Wer hätte das in den Mittsiebzigern erwartet?"
Humor ist, wenn man trotzdem lacht. Wie Andy McCluskey und Paul Humphreys. Zwei gut genährte Mittfünfziger mit einem offenkundigen Hang zum Sarkasmus, der nicht von ungefähr kommt. Denn trotz 40 Millionen verkaufter Alben und Welthits wie "Enola Gay" und "Maid Of Orleans", sein erklärtes Ziel hat das Duo aus der Stadt der Beatles nie erreicht. Nämlich den Rock´n´Roll zu verdrängen und die Weltherrschaft der elektronischen Musik einzuleiten. Stattdessen, so McCluskey, habe man sich sogar ideologisch unterwandern lassen.
"Rock´n´Roll ist eine Bestie mit vielen Köpfen. Schlägst du einen ab, wächst ein anderer nach. Er lässt sich also nicht töten. Denn er hat eine Energie und eine Kraft, die auch wir zu einem gewissen Grad genießen. Also ganz im Gegensatz zu Kraftwerk, die das Unpersönliche und Emotionslose perfektioniert haben. Auch das hat seinen Reiz, aber uns geht es um etwas anderes, das über das rein Konzeptionelle hinausreicht."
Was McCluskey darunter versteht, ist ein Hybrid aus Synthie-Pop, Techno und experimentellen Klängen, die "English Electric" nie zu eingängig und glatt werden lassen. Darunter Sprachcollagen, skurrile Geräusche, pulsierende Beats oder Samples aus der Datenbank der NASA, mit denen OMD richtige Klangkunstwerke erstellen. Aber auch kritisches Gedankengut transportieren.
"Den Sound der Raumsonde Voyager beim Eintritt in die Atmosphäre des Jupiter zu verwenden, klingt wahnsinnig aufregend, aber auch gespenstisch. Genau wie die Tatsache, dass wir diese wunderbaren, perfekten Maschinen bauen, die wir zu entlegenen Sonnensystemen schicken - während wir auf der Erde in einem veralteten Gesellschaftssystem festhängen. Sprich: Wir schicken etwas Perfektes auf eine Reise von mehreren Millionen Kilometern, kultivieren aber zu Hause etwas absolut Unperfektes. Und das wollen wir demnächst noch exportieren. Denn es wird ja viel vom sogenannten "Space Mining" gesprochen. Ein beängstigendes Projekt."
In Sachen Gesellschaftskritik und bissigen Kommentaren zur Lage der modernen Welt sind OMD gewohnt bissig. Sei es, weil 2013 eben nicht das futuristische Paradies ist, von dem sie 1978 im stillen Kämmerlein geträumt hatten. Weil richtige Scheidungen, die McCluskey im Song "Dresden" verarbeitet, immer noch schmerzen. Und weil es nach wie vor keine Roboterfrauen gibt, die ihren männlichen Besitzern jeden Wunsch erfüllen.
"Gerade im Zwischenmenschlichen verändert sich viel. Die Leute schauen sich heute lieber Internet-Pornografie an, statt Sex mit ihrem Partner zu haben. Einfach weil das schneller und ohne großen Stress vonstattengeht. Da kann man problemlos zum Anpfiff der zweiten Halbzeit wieder vor dem Fernseher sitzen. Wobei ich mir sicher bin, dass diese Entwicklung für Männer wie Frauen gilt. Sie alle warten auf den perfekten Roboter-Partner, der genauso ist, wie sie sich ihn wünschen."
Die Frauen von Stepford lassen grüßen. Wobei sich OMD in einer äußerst vorteilhaften Position befinden. Seit dem Comeback von 2006, dem eine zehnjährige Pause voranging, läuft es bei den Altmeistern bestens. Ihr letztes Album "History Of Modern" erreichte Platz 5 der deutschen Charts, ihre Konzerte sind regelmäßig ausverkauft und der Nachwuchs von La Roux, Hurts bis zu den Killers verehrt sie als geistige Ziehväter.
"Wir sind wieder da, wo wir schon als Teenager waren: Wir betrachten Musik nicht als Geschäft, sondern haben das Glück, dass unsere alten Stücke ständig im Radio laufen und genug Geld zum Leben abwerfen. Ich meine, wir sind nicht reich, aber auch nicht pleite. Insofern können wir tun und lassen, was wir wollen - ohne völlig abzudrehen. Nach dem Motto: 'Wir machen nur noch Platten für uns selbst.'"
Ein Ansatz, den man "English Electric" in jeder Note und jedem Beat anhört. Einfach, weil es sich um ein Album mit überraschenden Avantgarde-Momenten, aber auch solidem Pop-Handwerk halt. Beides in einem ausgewogenen Mischverhältnis und ohne Halbwertszeit.
Humor ist, wenn man trotzdem lacht. Wie Andy McCluskey und Paul Humphreys. Zwei gut genährte Mittfünfziger mit einem offenkundigen Hang zum Sarkasmus, der nicht von ungefähr kommt. Denn trotz 40 Millionen verkaufter Alben und Welthits wie "Enola Gay" und "Maid Of Orleans", sein erklärtes Ziel hat das Duo aus der Stadt der Beatles nie erreicht. Nämlich den Rock´n´Roll zu verdrängen und die Weltherrschaft der elektronischen Musik einzuleiten. Stattdessen, so McCluskey, habe man sich sogar ideologisch unterwandern lassen.
"Rock´n´Roll ist eine Bestie mit vielen Köpfen. Schlägst du einen ab, wächst ein anderer nach. Er lässt sich also nicht töten. Denn er hat eine Energie und eine Kraft, die auch wir zu einem gewissen Grad genießen. Also ganz im Gegensatz zu Kraftwerk, die das Unpersönliche und Emotionslose perfektioniert haben. Auch das hat seinen Reiz, aber uns geht es um etwas anderes, das über das rein Konzeptionelle hinausreicht."
Was McCluskey darunter versteht, ist ein Hybrid aus Synthie-Pop, Techno und experimentellen Klängen, die "English Electric" nie zu eingängig und glatt werden lassen. Darunter Sprachcollagen, skurrile Geräusche, pulsierende Beats oder Samples aus der Datenbank der NASA, mit denen OMD richtige Klangkunstwerke erstellen. Aber auch kritisches Gedankengut transportieren.
"Den Sound der Raumsonde Voyager beim Eintritt in die Atmosphäre des Jupiter zu verwenden, klingt wahnsinnig aufregend, aber auch gespenstisch. Genau wie die Tatsache, dass wir diese wunderbaren, perfekten Maschinen bauen, die wir zu entlegenen Sonnensystemen schicken - während wir auf der Erde in einem veralteten Gesellschaftssystem festhängen. Sprich: Wir schicken etwas Perfektes auf eine Reise von mehreren Millionen Kilometern, kultivieren aber zu Hause etwas absolut Unperfektes. Und das wollen wir demnächst noch exportieren. Denn es wird ja viel vom sogenannten "Space Mining" gesprochen. Ein beängstigendes Projekt."
In Sachen Gesellschaftskritik und bissigen Kommentaren zur Lage der modernen Welt sind OMD gewohnt bissig. Sei es, weil 2013 eben nicht das futuristische Paradies ist, von dem sie 1978 im stillen Kämmerlein geträumt hatten. Weil richtige Scheidungen, die McCluskey im Song "Dresden" verarbeitet, immer noch schmerzen. Und weil es nach wie vor keine Roboterfrauen gibt, die ihren männlichen Besitzern jeden Wunsch erfüllen.
"Gerade im Zwischenmenschlichen verändert sich viel. Die Leute schauen sich heute lieber Internet-Pornografie an, statt Sex mit ihrem Partner zu haben. Einfach weil das schneller und ohne großen Stress vonstattengeht. Da kann man problemlos zum Anpfiff der zweiten Halbzeit wieder vor dem Fernseher sitzen. Wobei ich mir sicher bin, dass diese Entwicklung für Männer wie Frauen gilt. Sie alle warten auf den perfekten Roboter-Partner, der genauso ist, wie sie sich ihn wünschen."
Die Frauen von Stepford lassen grüßen. Wobei sich OMD in einer äußerst vorteilhaften Position befinden. Seit dem Comeback von 2006, dem eine zehnjährige Pause voranging, läuft es bei den Altmeistern bestens. Ihr letztes Album "History Of Modern" erreichte Platz 5 der deutschen Charts, ihre Konzerte sind regelmäßig ausverkauft und der Nachwuchs von La Roux, Hurts bis zu den Killers verehrt sie als geistige Ziehväter.
"Wir sind wieder da, wo wir schon als Teenager waren: Wir betrachten Musik nicht als Geschäft, sondern haben das Glück, dass unsere alten Stücke ständig im Radio laufen und genug Geld zum Leben abwerfen. Ich meine, wir sind nicht reich, aber auch nicht pleite. Insofern können wir tun und lassen, was wir wollen - ohne völlig abzudrehen. Nach dem Motto: 'Wir machen nur noch Platten für uns selbst.'"
Ein Ansatz, den man "English Electric" in jeder Note und jedem Beat anhört. Einfach, weil es sich um ein Album mit überraschenden Avantgarde-Momenten, aber auch solidem Pop-Handwerk halt. Beides in einem ausgewogenen Mischverhältnis und ohne Halbwertszeit.