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Überraschende Gewinne beim Billigflieger

2012 war für die meisten Fluggesellschaften kein gutes Jahr: Air Berlin konnte sich nur durch Finanzspritzen aus Abu Dhabi über Wasser halten und die Lufthansa beschloss ein hartes Sparprogramm. Ryanair aus Dublin hat hingegen positive Zahlen zum Schlussquartal 2012 vorgelegt.

Von Benjamin Hammer |
    Günter Hetzke: Benjamin Hammer aus unserer Wirtschaftsredaktion, kann die Krise Ryanair wirklich nichts anhaben?

    Benjamin Hammer: Doch, so ganz resistent ist auch Ryanair nicht. Im letzten Jahr ist der Gewinn dort deutlich eingebrochen und Michael O’Leary, der Chef von Ryanair, hat haufenweise Strecken gestrichen, in Deutschland zum Beispiel, in Spanien oder in Ungarn. Ryanair sagt in solchen Fällen immer: Wir müssen die Strecken streichen, weil die Gebühren von den Flughäfen viel zu hoch ist. So kann man das auch sehen, aber unterm Strich waren viele Strecken einfach nicht mehr profitabel.

    Die Analysten waren also eher pessimistisch, als Ryanair heute Zahlen vorgelegt hat – aber dann kam die Überraschung – sie sehen ganz gut aus – diese Zahlen. Im zurückliegenden Quartal hat Ryanair einen Gewinn erwirtschaftet, der ist mit 18 Millionen Euro zwar recht niedrig, Analysten hatten aber einen Verlust erwartet. Im Gesamtjahr will Ryanair einen Gewinn von rund 540 Millionen Euro machen. Das ist in Europa in Zeiten der Wirtschaftskrise ganz ordentlich.

    Hetzke: Ein ordentlicher Gewinn, sagen Sie, Ryanair lehrt also Lufthansa und Co weiter das Fürchten?

    Hammer: Nein, ganz so eindeutig ist die Lage nicht. Die Lufthansa zum Beispiel strebt im Geschäftsjahr einen ähnlichen Gewinn an, allerdings muss man dazu wissen, dass die Lufthansa im Vergleich zu Ryanair in vielen Feldern tätig ist, zum Beispiel bei der Bordverpflegung, bei der es momentan ganz gut läuft. Die klassischen Fluggesellschaften haben ja auch längst erkannt, dass sie schlanker werden müssen. Die Lufthansa stellt ja in diesem Jahr einen Großteil ihres Europa-Verkehrs um – statt Lufthansa-Maschinen verbinden dann die Flieger der Billig-Tochter Germanwings viele Städte, und damit will man Ryanair Paroli bieten.

    Hetzke: Was ist Ihre Prognose? Kann das gelingen?

    Hammer: Also, ich glaube Ryanair kopieren, das wird der Lufthansa nicht gelingen, das will sie aber auch gar nicht. Es sind ja immer noch zwei verschiedene Märkte: Ryanair fliegt meistens von Flughäfen auf der grünen Wiese, da ist man dann schon mal drei Stunden unterwegs, bis man im Flieger sitzt. Lufthansa und Germanwings bieten immer noch deutlich zentralere Abflughäfen. Auf dieser grünen Wiese, auf Flughäfen wie in Weeze am Niederrhein, da ist Ryanair wohl auf lange Zeit unschlagbar. Das weiß auch Michael O’Leary. Im Deutschlandfunk äußerte er sich zu der Frage, wo er sich und Ryanair in zehn Jahren sieht – ziemlich selbstbewusst und auf seine ziemlich spezielle Art. Michael O’Leary im Deutschlandfunk:

    "In zehn Jahren möchte ich an einem Strand auf den Bahamas sein, als Pensionär mit viel Geld und schönen jungen Damen um mich herum. Leider passiert das wohl nicht. Also in fünf Jahren wollen wir von 80 auf 120 oder 130 Millionen Passagiere wachsen, wir wollen unseren Durchschnittstarif auf 30 Euro pro Flug senken. Und wenn wir das schaffen, dann wachsen wir weiter. In jedem Land Europas gibt es nur Raum für zwei Fluggesellschaften: Es gibt die etablierten Anbieter wie Lufthansa, die sind für die reichen Leute. Und dann gibt es Ryanair. Wir sind wie Lidl und Aldi - für ganz Europa."