Die Fadenwürmer reisten damals im Mitteldeck der "Columbia". Die Petrischalen mit den mikroskopisch kleinen Organismen steckten in speziellen Behältern aus Aluminium. Sechs Stück davon gab es, alle ähnlich geformt und groß wie eine Thermoskanne. Es dauerte keine zwei Wochen, da hatten die Suchtrupps vier der Kanister wiedergefunden. Ein fünfter wurde Wochen später entdeckt. Nummer sechs ist bis heute verschollen, erinnert sich Catharine Conley:
" Als alles auseinanderbrach, lösten sich auch die Kanister aus ihrer Halterung. Sie stürzten einzeln über Texas ab. Vier von ihnen flogen in einer Linie und wurden im selben Absturzkorridor aufgefunden. Kanister Nummer fünf kam ziemlich stark von diesem Kurs ab. Aber auch er wurde wiedergefunden. Vom sechsten Kanister fehlt jede Spur. Wir nehmen an, dass er in einen See gestürzt ist."
Catharine Conley betreute das Experiment mit den Fadenwürmern. Die Zellbiologin arbeitet bei der US-Raumfahrtbehörde Nasa, im Ames-Forschungszentrum in Kalifornien. Ihr ging es damals darum, ein neues -weltraumtaugliches - Nährmedium für die Würmer zu testen. Denn die Tiere waren auch da schon beliebte biologische Testsysteme bei Flügen ins All. Doch dann die Katastrophe! Und die Sensation: In vier der fünf geborgenen Kanister hatten die Fadenwürmer das Unglück überlebt! Ja, die Tiere waren sogar noch vermehrungsfähig. Conley:
" Die Kanister waren alle noch intakt und kaum verformt. Auf ihrer Außenseite gab es aber Stellen, da war das Aluminium geschmolzen. Daraus muss man schließen: Zumindest außen waren die Behälter einer Hitze von über 600 Grad Celsius ausgesetzt. In diesem Bereich liegt die Schmelztemperatur von Aluminium."
Angeschmort waren auch Teile im Inneren der Kanister, darunter Halterungen aus Teflon und die Petrischalen aus Plastik: Materialien mit Schmelzpunkten zwischen 60 und 260 Grad Celsius. So viel Hitze wäre normalerweise der sichere Tod für die Fadenwürmer. Mehr als 40 Grad halten sie nicht aus, so Conley:
" Wir glauben, dass die Zeit während des Wiedereintritts in die Erdatmosphäre am Ende zu kurz war, um die Hitze bis in das Nährmedium zu transportieren. Und dass die Würmer deshalb überlebten. Jedenfalls in den vier zuerst gefundenen Kanistern. Im fünften waren alle Tiere tot. Doch wir wissen nicht, wie die Würmer starben. Vielleicht geschah das erst am Boden. Denn dieser Kanister lag wochenlang an einer Stelle mit Temperaturen unter dem Gefrierpunkt."
Aber hätte nicht auch der brachiale Aufprall die Fadenwürmer in den Kanistern 1 bis 4 töten müssen? Nein, sagt die Biologin:
" Nach unseren Abschätzungen waren die Würmer beim Aufprall der 2000fachen Erdbeschleunigung ausgesetzt. Kein größeres Tier würde so etwas verkraften. Bei diesen winzigen Fadenwürmern aber ist das anders. Wenn Biologen sie im Labor von einem Medium in ein anderes umquartieren wollen, dann stecken sie die Kulturen in eine Zentrifuge, um die Würmer abzutrennen. Da werden sie dann wie in der Waschmaschine geschleudert. Dabei ist die Beschleunigung noch größer. Und auch das halten die Würmer aus."
Es war zwar nicht geplant. Aber heute macht sich Catharine Conley nicht nur Gedanken über Nährmedien für Fadenwürmer, sondern auch über eine elementare Frage der Astrobiologie: Wie sich Leben im Weltraum ausbreitet und vielleicht schon ausgebreitet hat?
" Wir haben zum ersten Mal überhaupt nachgewiesen, dass ein tierisches Lebewesen den Eintritt in die Atmosphäre eines Planeten samt Absturz überleben kann. Die Columbia brach auseinander, wie es auch ein Meteorit tun würde. Wir dürfen also annehmen: Fadenwürmer und andere niedere Tiere wären im Inneren eines Meteoriten ähnlich gut geschützt."
Doch noch kann niemand die Frage beantworten, ob es tatsächlich schon einmal so war: Dass Gesteinsbrocken mit tierischen Lebewesen an Bord nach einem Asteroideneinschlag auf der Erde ins All katapultiert wurden - und am Ende auf einem fernen Planeten gelandet sind.
" Als alles auseinanderbrach, lösten sich auch die Kanister aus ihrer Halterung. Sie stürzten einzeln über Texas ab. Vier von ihnen flogen in einer Linie und wurden im selben Absturzkorridor aufgefunden. Kanister Nummer fünf kam ziemlich stark von diesem Kurs ab. Aber auch er wurde wiedergefunden. Vom sechsten Kanister fehlt jede Spur. Wir nehmen an, dass er in einen See gestürzt ist."
Catharine Conley betreute das Experiment mit den Fadenwürmern. Die Zellbiologin arbeitet bei der US-Raumfahrtbehörde Nasa, im Ames-Forschungszentrum in Kalifornien. Ihr ging es damals darum, ein neues -weltraumtaugliches - Nährmedium für die Würmer zu testen. Denn die Tiere waren auch da schon beliebte biologische Testsysteme bei Flügen ins All. Doch dann die Katastrophe! Und die Sensation: In vier der fünf geborgenen Kanister hatten die Fadenwürmer das Unglück überlebt! Ja, die Tiere waren sogar noch vermehrungsfähig. Conley:
" Die Kanister waren alle noch intakt und kaum verformt. Auf ihrer Außenseite gab es aber Stellen, da war das Aluminium geschmolzen. Daraus muss man schließen: Zumindest außen waren die Behälter einer Hitze von über 600 Grad Celsius ausgesetzt. In diesem Bereich liegt die Schmelztemperatur von Aluminium."
Angeschmort waren auch Teile im Inneren der Kanister, darunter Halterungen aus Teflon und die Petrischalen aus Plastik: Materialien mit Schmelzpunkten zwischen 60 und 260 Grad Celsius. So viel Hitze wäre normalerweise der sichere Tod für die Fadenwürmer. Mehr als 40 Grad halten sie nicht aus, so Conley:
" Wir glauben, dass die Zeit während des Wiedereintritts in die Erdatmosphäre am Ende zu kurz war, um die Hitze bis in das Nährmedium zu transportieren. Und dass die Würmer deshalb überlebten. Jedenfalls in den vier zuerst gefundenen Kanistern. Im fünften waren alle Tiere tot. Doch wir wissen nicht, wie die Würmer starben. Vielleicht geschah das erst am Boden. Denn dieser Kanister lag wochenlang an einer Stelle mit Temperaturen unter dem Gefrierpunkt."
Aber hätte nicht auch der brachiale Aufprall die Fadenwürmer in den Kanistern 1 bis 4 töten müssen? Nein, sagt die Biologin:
" Nach unseren Abschätzungen waren die Würmer beim Aufprall der 2000fachen Erdbeschleunigung ausgesetzt. Kein größeres Tier würde so etwas verkraften. Bei diesen winzigen Fadenwürmern aber ist das anders. Wenn Biologen sie im Labor von einem Medium in ein anderes umquartieren wollen, dann stecken sie die Kulturen in eine Zentrifuge, um die Würmer abzutrennen. Da werden sie dann wie in der Waschmaschine geschleudert. Dabei ist die Beschleunigung noch größer. Und auch das halten die Würmer aus."
Es war zwar nicht geplant. Aber heute macht sich Catharine Conley nicht nur Gedanken über Nährmedien für Fadenwürmer, sondern auch über eine elementare Frage der Astrobiologie: Wie sich Leben im Weltraum ausbreitet und vielleicht schon ausgebreitet hat?
" Wir haben zum ersten Mal überhaupt nachgewiesen, dass ein tierisches Lebewesen den Eintritt in die Atmosphäre eines Planeten samt Absturz überleben kann. Die Columbia brach auseinander, wie es auch ein Meteorit tun würde. Wir dürfen also annehmen: Fadenwürmer und andere niedere Tiere wären im Inneren eines Meteoriten ähnlich gut geschützt."
Doch noch kann niemand die Frage beantworten, ob es tatsächlich schon einmal so war: Dass Gesteinsbrocken mit tierischen Lebewesen an Bord nach einem Asteroideneinschlag auf der Erde ins All katapultiert wurden - und am Ende auf einem fernen Planeten gelandet sind.