Weit über 30 Hörfunksender sind alleine in Süddeutschland frei empfangbar. Die Hörer haben die Qual die Wahl, die meisten Sender den Druck zur Quote. Wer nicht gehört wird, der muss fühlen, weiß Ulrike Felder-Rhein, Chefin des Außenbüros Friedrichshafen beim Südwestrundfunk:
"Wir messen unseren Erfolg an den Quoten. Das ist so. Wir werden auch an den Quoten gemessen. Wir schauen sehr auf die Medienanalyse und freuen uns über jeden Prozentpunkt, über den es nach oben geht."
Doch wie solche Quoten gemessen werden, ist für die meisten Radiopraktiker
"ein bisschen ein böhmisches Dorf. Also klar, da werden so und so viel Leute statistisch wertvoll befragt, bundesweit. Es ist wohl so, dass da irgendeiner in Hamburg sitzt und Leute anruft, 1000 bis 2000, ich kann es noch nicht einmal sagen, wie die Zahl ist, und fragt: Was hören Sie für ein Programm?"
Dieses Verfahren allerdings ist dem Schweizer Medienforscher Mathias Steinmann viel zu ungenau.
"Wenn Sie mit dem Telefon interviewen, bekommen Sie andere Ergebnisse, als wenn Sie mit Fragebögen persönlich befragen. Dann haben Sie ganz unterschiedliche Ergebnisse. Mit der Uhr bekommen sie erstmals präzise Ergebnisse."
Die Rede ist von der "Media Watch" - eine Entwicklung, die Medienforscher Steinmann im Auftrag der Schweizerischen Radio-Gesellschaft auf den Weg gebracht hat. Ihre Bezeichnung erhielt die "Media Watch" von ihrem Aussehen: Rein äußerlich sieht sie aus wie eine herkömmliche digitale Armbanduhr. Aber:
"In der Uhr ist eine zweite Uhr, deren Ziel es ist, das exakte Radiohören und Fernsehzuschauen zu erfassen."
Das funktioniert mit Hilfe eines Mini-Computers hinter dem Ziffernblatt. Der ist verbunden mit zwei Mikrofonschlitzen am Rande der Uhr. 24 Stunden, 7 Tage in der Woche werden dort alle Geräusche registriert - und damit auch die Tonsignale aller Fernseh- und Radioprogramme, die die Testperson hört und sieht.
Diese Geräusche werden in digitale Zahlenreihen umgewandelt. Parallel dazu zeichnet ein Zentralcomputer alle in der Schweiz empfangbaren Radio- und Fernsehprogramme auf und zerlegt sie ebenfalls in solche Zahlenreihen.
"Und dort, wo die Zahlenreihen, die abgelegten und jene von den Sendern, übereinstimmend oder sehr ähnlich sind, dort kann man sagen: Hier war der Hörer, der Zuschauer, der die Uhr getragen hat, auf diesem Kanal, auf diesem Sender"
und zwar fast auf die Sekunde genau präzise über einen Zeitraum von einer Woche hinweg. Mit dem neuen Verfahren lassen sich, so Professor Steinmann, viel präzisere Aussagen über die Mediennutzung treffen als mit herkömmlichen Umfragen. Zum Teil widerlegen die "Media Watch"-Messungen die herkömmlichen Umfrage-Ergebnisse sogar:
"Daraus ergibt sich zum Beispiel, dass die meisten Menschen weit mehr Radiosender hören, also in der Schweiz zum Beispiel die doppelte Zahl, dass sie weit mehr mit Radio erreicht werden, als wir glaubten und allerdings, das muss man eben auch sagen, dass die tägliche Hördauer lang nicht so lang ist, wie das die konventionellen Medien darstellen."
Deutlich ausgeprägter als bisher ist das sogenannte Switching - also die Neigung der Radiohörer, den Sender zu wechseln:
"Je mehr das Hören im Auto ist, desto schneller wechselt man den Sender - schon wenn einem ein Musikstück nicht gefällt. Das widerspiegelt sich in diesem System, was sich in der Befragung überhaupt nicht wieder findet"
ganz einfach, weil sich viele Teilnehmer an einer Umfrage gar nicht mehr so genau erinnern, wie viele und welche Sender sie am Vortrag gehört haben. Darüber hinaus ist die "Media Watch" mit einem Mini-Sender ausgestattet. Über kleine Empfänger, die an markanten Punkten wie Tankstellen, Schnellrestaurants und Supermärkten aufgestellt werden, ergründen die Medienforscher auch das Konsumverhalten der Testpersonen in Abhängigkeit von ihrer Mediennutzung:
"Wenn der Uhrenträger jetzt im Auto ist oder im Büro, dann weiß man: Er hört, sieht fern im Büro oder zuhause. Das gleiche kann man in einem McDonald tun oder in einer Esso-Tankstelle."
Solche Daten sind vor allem für die Werbebranche Gold wert. Sie wissen dank "Media Watch" beispielsweise, ob der regelmäßige Besucher einer bestimmten Schnellrestaurantkette eher Oldie-Programme, deutsche Schlage oder Rap-Sender hört. Entsprechend präzise lassen sich Werbespots schalten. Die neuere Generation von "Media Watch" erfasst sogar Zeitungen und Zeitschriften:
"In dem Moment, wo der Leser, der Uhrenträger eine Zeitung liest, drückt er die Uhr. Er wird gefragt: Magazin, Newspaper? Und dann kann er auf dem Bildschirm mit Touch-Screen jenen Titel auswählen, den er will - und dann ist er gespeichert."
Kritiker erheben jedoch zwei Einwände gegen die "Media Watch": Wegen de hohen technischen Aufwandes ist das Verfahren erheblich teurer als klassische Umfragen. Und zum zweiten schwingt bei "Media Watch" ein wenig das Schreckgespenst von George Orwells "Big Brother" mit. Ist mit der "Media Watch" die totale Überwachung der Testpersonen nicht erschreckend nahe gerückt?
"Trotzdem glaube ich, dass das präzise Wissen um die Mediennutzung denjenigen dient, die die Medien nutzen. Erstens ist es anonymisiert. Zweitens habe ich den Eindruck, dass durch dieses System eigentlich mehr Kontrolle der Medien durch die Menschen entsteht. Die Entwicklung der letzten 20 Jahre hat doch gezeigt, dass sich die Sender wesentlich mehr an das Publikum anpassen. Man kann darüber diskutieren, ob die Programme dann vom kulturellen Niveau her und so weiter und sofort."
"Wir messen unseren Erfolg an den Quoten. Das ist so. Wir werden auch an den Quoten gemessen. Wir schauen sehr auf die Medienanalyse und freuen uns über jeden Prozentpunkt, über den es nach oben geht."
Doch wie solche Quoten gemessen werden, ist für die meisten Radiopraktiker
"ein bisschen ein böhmisches Dorf. Also klar, da werden so und so viel Leute statistisch wertvoll befragt, bundesweit. Es ist wohl so, dass da irgendeiner in Hamburg sitzt und Leute anruft, 1000 bis 2000, ich kann es noch nicht einmal sagen, wie die Zahl ist, und fragt: Was hören Sie für ein Programm?"
Dieses Verfahren allerdings ist dem Schweizer Medienforscher Mathias Steinmann viel zu ungenau.
"Wenn Sie mit dem Telefon interviewen, bekommen Sie andere Ergebnisse, als wenn Sie mit Fragebögen persönlich befragen. Dann haben Sie ganz unterschiedliche Ergebnisse. Mit der Uhr bekommen sie erstmals präzise Ergebnisse."
Die Rede ist von der "Media Watch" - eine Entwicklung, die Medienforscher Steinmann im Auftrag der Schweizerischen Radio-Gesellschaft auf den Weg gebracht hat. Ihre Bezeichnung erhielt die "Media Watch" von ihrem Aussehen: Rein äußerlich sieht sie aus wie eine herkömmliche digitale Armbanduhr. Aber:
"In der Uhr ist eine zweite Uhr, deren Ziel es ist, das exakte Radiohören und Fernsehzuschauen zu erfassen."
Das funktioniert mit Hilfe eines Mini-Computers hinter dem Ziffernblatt. Der ist verbunden mit zwei Mikrofonschlitzen am Rande der Uhr. 24 Stunden, 7 Tage in der Woche werden dort alle Geräusche registriert - und damit auch die Tonsignale aller Fernseh- und Radioprogramme, die die Testperson hört und sieht.
Diese Geräusche werden in digitale Zahlenreihen umgewandelt. Parallel dazu zeichnet ein Zentralcomputer alle in der Schweiz empfangbaren Radio- und Fernsehprogramme auf und zerlegt sie ebenfalls in solche Zahlenreihen.
"Und dort, wo die Zahlenreihen, die abgelegten und jene von den Sendern, übereinstimmend oder sehr ähnlich sind, dort kann man sagen: Hier war der Hörer, der Zuschauer, der die Uhr getragen hat, auf diesem Kanal, auf diesem Sender"
und zwar fast auf die Sekunde genau präzise über einen Zeitraum von einer Woche hinweg. Mit dem neuen Verfahren lassen sich, so Professor Steinmann, viel präzisere Aussagen über die Mediennutzung treffen als mit herkömmlichen Umfragen. Zum Teil widerlegen die "Media Watch"-Messungen die herkömmlichen Umfrage-Ergebnisse sogar:
"Daraus ergibt sich zum Beispiel, dass die meisten Menschen weit mehr Radiosender hören, also in der Schweiz zum Beispiel die doppelte Zahl, dass sie weit mehr mit Radio erreicht werden, als wir glaubten und allerdings, das muss man eben auch sagen, dass die tägliche Hördauer lang nicht so lang ist, wie das die konventionellen Medien darstellen."
Deutlich ausgeprägter als bisher ist das sogenannte Switching - also die Neigung der Radiohörer, den Sender zu wechseln:
"Je mehr das Hören im Auto ist, desto schneller wechselt man den Sender - schon wenn einem ein Musikstück nicht gefällt. Das widerspiegelt sich in diesem System, was sich in der Befragung überhaupt nicht wieder findet"
ganz einfach, weil sich viele Teilnehmer an einer Umfrage gar nicht mehr so genau erinnern, wie viele und welche Sender sie am Vortrag gehört haben. Darüber hinaus ist die "Media Watch" mit einem Mini-Sender ausgestattet. Über kleine Empfänger, die an markanten Punkten wie Tankstellen, Schnellrestaurants und Supermärkten aufgestellt werden, ergründen die Medienforscher auch das Konsumverhalten der Testpersonen in Abhängigkeit von ihrer Mediennutzung:
"Wenn der Uhrenträger jetzt im Auto ist oder im Büro, dann weiß man: Er hört, sieht fern im Büro oder zuhause. Das gleiche kann man in einem McDonald tun oder in einer Esso-Tankstelle."
Solche Daten sind vor allem für die Werbebranche Gold wert. Sie wissen dank "Media Watch" beispielsweise, ob der regelmäßige Besucher einer bestimmten Schnellrestaurantkette eher Oldie-Programme, deutsche Schlage oder Rap-Sender hört. Entsprechend präzise lassen sich Werbespots schalten. Die neuere Generation von "Media Watch" erfasst sogar Zeitungen und Zeitschriften:
"In dem Moment, wo der Leser, der Uhrenträger eine Zeitung liest, drückt er die Uhr. Er wird gefragt: Magazin, Newspaper? Und dann kann er auf dem Bildschirm mit Touch-Screen jenen Titel auswählen, den er will - und dann ist er gespeichert."
Kritiker erheben jedoch zwei Einwände gegen die "Media Watch": Wegen de hohen technischen Aufwandes ist das Verfahren erheblich teurer als klassische Umfragen. Und zum zweiten schwingt bei "Media Watch" ein wenig das Schreckgespenst von George Orwells "Big Brother" mit. Ist mit der "Media Watch" die totale Überwachung der Testpersonen nicht erschreckend nahe gerückt?
"Trotzdem glaube ich, dass das präzise Wissen um die Mediennutzung denjenigen dient, die die Medien nutzen. Erstens ist es anonymisiert. Zweitens habe ich den Eindruck, dass durch dieses System eigentlich mehr Kontrolle der Medien durch die Menschen entsteht. Die Entwicklung der letzten 20 Jahre hat doch gezeigt, dass sich die Sender wesentlich mehr an das Publikum anpassen. Man kann darüber diskutieren, ob die Programme dann vom kulturellen Niveau her und so weiter und sofort."