"Da kommt gerade ein Seeadler über den Schwänen. Schauen Sie mal, wie die Schwäne reagieren. Völlig interesselos. Aber er kreist jetzt. Jetzt wird es interessant."
Doch der Adler trollt sich bald. Die Schwäne scheinen ihm zu kräftig. Ein schlappes Tier würde der Seeadler schon mal mitnehmen. Von Criewen, wenige Kilometer südlich von Schwedt, sind wir ein Stück raus auf die verschneiten Felder gewandert und sehen tatsächlich in der Ferne ein paar weiße Schwäne - auf weißem Grund. Nur mit Fernglas ist wirklich was zu sehen.
"Ist auch gut zu sehen: der gelbe Schnabel, man erkennt sogar die schwarzen Knopfaugen. Wenn Sie lange genug gucken, dann können sie auch beobachten, wie sie die Nahrung aufnehmen. Die wühlen sozusagen den Schnee mit dem Schnabel zur Seite und zupfen dann den Raps ab."
Der Leiter des Nationalparks, Dirk Treichsel. Von Weitem sehen die Singschwäne so aus wie die, die wir von Teichen und vom Seeufer kennen, doch die, das wissen wir ja, die sagen nichts, zischen höchstens mal, wenn sie wütend sind.
"Die von den Ententeichen, das sind die Höckerschwäne, die man auch gerne füttert in den Städten. Und das hier sind die Singschwäne, die kleiner sind, auch einen gelb-schwarzen Schnabel haben, nicht orange, auch diese wulstartige Erhebung nicht haben, und die – wie der Name schon sagt – singen. Der Gesang und die Rufe ist typisch für die. Diese hier sind jetzt gerade sehr ruhig, weil sie fressen. Der Höckerschwan ist sozusagen stumm sonst, gibt nur Zischlaute von sich, und wenn er fliegt, dann hört man dieses Schwingengeräusch. Und beim Singschwan sind die Schwingen anatomisch anders gebaut, dass der Luftstrom diese Geräusche nicht erzeugt. Und deshalb fliegende Singschwäne sind ruhig vom Flügelgeräusch her, aber singen häufig."
Das Schwanen-Konzert hören wir erst am späten Nachmittag auf dem Deich. Und Willi Stein weiß, dass das Spektakel in den Poldern nicht so bald vorbei ist.
"Nein, das geht die ganze Nacht so. Es kommen ja ständig welche dazu. Es sind immer noch welche draußen. Und dann wird es noch mal intensiver. Manchmal hört sich das an wie so ein Gackern beim Singschwan, aber auch diese melodischen Rufe. Der Kranich trompetet ja mehr. Ganz intensiv ist es zu hören gerade in der Dämmerung, wenn die ganzen Gruppen von den Feldern zurück kommen, einige Singschwäne schon auf den Wasserflächen sitzen, und dann die Ankommenden begrüßt werden und einige Streitigkeiten ausgetragen werden."
Die jetzige Oder ist ein Werk des Menschen. Bis vor 150 Jahren wand sie sich in vielen Schleifen gen Norden. Ein Graus für die Schifffahrt. Dann entstanden zwei parallele Schifffahrtswege: die Hohensaaten-Friedrichstaler-Wasserstraße und die eigentliche Oder. Zwischen beiden liegt ein ausgedehntes Poldersystem, gebaut 1906 bis 1932. Hans-Jörg Wilke:
"Ein Polder an den anderen gereiht bilden sogenannte Überflutungsräume für die Oder, die ja im Winter mehr Wasser führt als im Sommerhalbjahr, wie jeder Fluss. Während er im Sommer nur ein Bett von 200 bis 300 Meter Breite hat, bekommt er hier im Winter sein ganzes ursprüngliches eiszeitliches Tal zurück. Eine Breite von zwei bis fünf Kilometer. Und das ist nicht nur die Besonderheit dieses einzigen Auen-Nationalparks in Deutschland, sondern ist auch ein sehr wirksamer Hochwasserschutz."
Wir stehen auf dem Winterdeich. In größeren Trupps fliegen die Schwäne ein von den Feldern und landen in den überfluteten Poldern. Nicht alles ist zugefroren. Dort haben sie ihre Schlafplätze
"Oft haben die Elterntiere jetzt noch zwei oder drei Junge. Das sieht man auch in den Gruppen, die stehen so ein bisschen separat zwei Altvögel und dann drei, die sind grau. Und mehrere Familien bilden dann eine größere Gruppe. Also wenn so 20 bis 30 Schwäne einfliegen, dann sind das acht oder neun Familien. Und die sind dann auch meist zusammen über mehrere Wochen."
Der Schwan galt unseren Vorfahren als Tier der Reinheit und des Lichts. Er war für die Kelten mit der Sonne verbunden und wurde in ägyptischen Pyramiden gefunden als geschnitzte Grabbeilage. Aber warum die Rufe als Grabgesang gedeutet wurden? Wer weiß. Dabei sind es doch Kontaktlaute, Schwäne begrüßen sich, Schwäne streiten sich, bei der Balz wird besonders schön getrötet.
"Singschwäne werden relativ spät erst geschlechtsreif mit vier Jahren, wie die meisten größeren Vogelarten. Jungschwäne suchen dann auch schon im Winterquartier nach Partnern und da kommt es dann auch zu Balzhandlungen und auch zu Verstimmungen in den Gruppen, wenn die Junggesellen versuchen, vertraute Paare auseinander zu bringen."
Denn auch Singschwäne leben eigentlich in jahrelanger Gemeinschaft. Und auch diese alten Paare balzen.
"Das ist auch eine Bedingung, dafür dass dann bei der Ankunft im Brutgebiet Eier gelegt werden können. Ist sozusagen eine Schlüsselreizkette. Und jedes Jahr balzen die wieder und beteiligen sich an der Gruppenbalz."
Wer die Singschwäne beobachten möchte, bei Criewen nachmittags auf dem Deich, der sollte ein Fernglas mitbringen.
"Wir haben jetzt im Winter sowieso das Wasser in den Poldern, dass man sich nur auf den Hauptdeichen bewegen kann. Da ist auch die bitte an jeden, wenn er Ansammlungen von Wasservögeln sieht, einen gewissen Abstand zu wahren und nicht immer noch näher ran zu gehen, weil die Vögel natürlich viel Energie verlieren, wenn sie jetzt im Winter durch die Gegend fliegen. Und das ist nicht unbedingt gut für die Gesundheit und die Kondition der Vögel."
Selbst wenn man nicht ganz dicht dran ist, bieten die Singschwäne ein schönes Naturschauspiel, das nur im Winter zu haben ist, denn sie sind Wintergäste im Unteren Odertal.
"Tauchen so Ende Oktober/November erst auf, erst wenige. Und ab Dezember, wenn die Polder überflutet sind, dann nimmt die Zahl zu. Und im Februar haben wir die höchsten Zahlen, weil dann auch aus anderen Winterquartieren Singschwäne noch zu uns kommen, schon auf dem Rückzug in die Brutgebiete in Skandinavien und im Baltikum. Dann haben wir die höchsten Zahlen bis maximal 1500 im Februar."
Irgendwann im März fliegen sie dann ab nach Norden.
Doch der Adler trollt sich bald. Die Schwäne scheinen ihm zu kräftig. Ein schlappes Tier würde der Seeadler schon mal mitnehmen. Von Criewen, wenige Kilometer südlich von Schwedt, sind wir ein Stück raus auf die verschneiten Felder gewandert und sehen tatsächlich in der Ferne ein paar weiße Schwäne - auf weißem Grund. Nur mit Fernglas ist wirklich was zu sehen.
"Ist auch gut zu sehen: der gelbe Schnabel, man erkennt sogar die schwarzen Knopfaugen. Wenn Sie lange genug gucken, dann können sie auch beobachten, wie sie die Nahrung aufnehmen. Die wühlen sozusagen den Schnee mit dem Schnabel zur Seite und zupfen dann den Raps ab."
Der Leiter des Nationalparks, Dirk Treichsel. Von Weitem sehen die Singschwäne so aus wie die, die wir von Teichen und vom Seeufer kennen, doch die, das wissen wir ja, die sagen nichts, zischen höchstens mal, wenn sie wütend sind.
"Die von den Ententeichen, das sind die Höckerschwäne, die man auch gerne füttert in den Städten. Und das hier sind die Singschwäne, die kleiner sind, auch einen gelb-schwarzen Schnabel haben, nicht orange, auch diese wulstartige Erhebung nicht haben, und die – wie der Name schon sagt – singen. Der Gesang und die Rufe ist typisch für die. Diese hier sind jetzt gerade sehr ruhig, weil sie fressen. Der Höckerschwan ist sozusagen stumm sonst, gibt nur Zischlaute von sich, und wenn er fliegt, dann hört man dieses Schwingengeräusch. Und beim Singschwan sind die Schwingen anatomisch anders gebaut, dass der Luftstrom diese Geräusche nicht erzeugt. Und deshalb fliegende Singschwäne sind ruhig vom Flügelgeräusch her, aber singen häufig."
Das Schwanen-Konzert hören wir erst am späten Nachmittag auf dem Deich. Und Willi Stein weiß, dass das Spektakel in den Poldern nicht so bald vorbei ist.
"Nein, das geht die ganze Nacht so. Es kommen ja ständig welche dazu. Es sind immer noch welche draußen. Und dann wird es noch mal intensiver. Manchmal hört sich das an wie so ein Gackern beim Singschwan, aber auch diese melodischen Rufe. Der Kranich trompetet ja mehr. Ganz intensiv ist es zu hören gerade in der Dämmerung, wenn die ganzen Gruppen von den Feldern zurück kommen, einige Singschwäne schon auf den Wasserflächen sitzen, und dann die Ankommenden begrüßt werden und einige Streitigkeiten ausgetragen werden."
Die jetzige Oder ist ein Werk des Menschen. Bis vor 150 Jahren wand sie sich in vielen Schleifen gen Norden. Ein Graus für die Schifffahrt. Dann entstanden zwei parallele Schifffahrtswege: die Hohensaaten-Friedrichstaler-Wasserstraße und die eigentliche Oder. Zwischen beiden liegt ein ausgedehntes Poldersystem, gebaut 1906 bis 1932. Hans-Jörg Wilke:
"Ein Polder an den anderen gereiht bilden sogenannte Überflutungsräume für die Oder, die ja im Winter mehr Wasser führt als im Sommerhalbjahr, wie jeder Fluss. Während er im Sommer nur ein Bett von 200 bis 300 Meter Breite hat, bekommt er hier im Winter sein ganzes ursprüngliches eiszeitliches Tal zurück. Eine Breite von zwei bis fünf Kilometer. Und das ist nicht nur die Besonderheit dieses einzigen Auen-Nationalparks in Deutschland, sondern ist auch ein sehr wirksamer Hochwasserschutz."
Wir stehen auf dem Winterdeich. In größeren Trupps fliegen die Schwäne ein von den Feldern und landen in den überfluteten Poldern. Nicht alles ist zugefroren. Dort haben sie ihre Schlafplätze
"Oft haben die Elterntiere jetzt noch zwei oder drei Junge. Das sieht man auch in den Gruppen, die stehen so ein bisschen separat zwei Altvögel und dann drei, die sind grau. Und mehrere Familien bilden dann eine größere Gruppe. Also wenn so 20 bis 30 Schwäne einfliegen, dann sind das acht oder neun Familien. Und die sind dann auch meist zusammen über mehrere Wochen."
Der Schwan galt unseren Vorfahren als Tier der Reinheit und des Lichts. Er war für die Kelten mit der Sonne verbunden und wurde in ägyptischen Pyramiden gefunden als geschnitzte Grabbeilage. Aber warum die Rufe als Grabgesang gedeutet wurden? Wer weiß. Dabei sind es doch Kontaktlaute, Schwäne begrüßen sich, Schwäne streiten sich, bei der Balz wird besonders schön getrötet.
"Singschwäne werden relativ spät erst geschlechtsreif mit vier Jahren, wie die meisten größeren Vogelarten. Jungschwäne suchen dann auch schon im Winterquartier nach Partnern und da kommt es dann auch zu Balzhandlungen und auch zu Verstimmungen in den Gruppen, wenn die Junggesellen versuchen, vertraute Paare auseinander zu bringen."
Denn auch Singschwäne leben eigentlich in jahrelanger Gemeinschaft. Und auch diese alten Paare balzen.
"Das ist auch eine Bedingung, dafür dass dann bei der Ankunft im Brutgebiet Eier gelegt werden können. Ist sozusagen eine Schlüsselreizkette. Und jedes Jahr balzen die wieder und beteiligen sich an der Gruppenbalz."
Wer die Singschwäne beobachten möchte, bei Criewen nachmittags auf dem Deich, der sollte ein Fernglas mitbringen.
"Wir haben jetzt im Winter sowieso das Wasser in den Poldern, dass man sich nur auf den Hauptdeichen bewegen kann. Da ist auch die bitte an jeden, wenn er Ansammlungen von Wasservögeln sieht, einen gewissen Abstand zu wahren und nicht immer noch näher ran zu gehen, weil die Vögel natürlich viel Energie verlieren, wenn sie jetzt im Winter durch die Gegend fliegen. Und das ist nicht unbedingt gut für die Gesundheit und die Kondition der Vögel."
Selbst wenn man nicht ganz dicht dran ist, bieten die Singschwäne ein schönes Naturschauspiel, das nur im Winter zu haben ist, denn sie sind Wintergäste im Unteren Odertal.
"Tauchen so Ende Oktober/November erst auf, erst wenige. Und ab Dezember, wenn die Polder überflutet sind, dann nimmt die Zahl zu. Und im Februar haben wir die höchsten Zahlen, weil dann auch aus anderen Winterquartieren Singschwäne noch zu uns kommen, schon auf dem Rückzug in die Brutgebiete in Skandinavien und im Baltikum. Dann haben wir die höchsten Zahlen bis maximal 1500 im Februar."
Irgendwann im März fliegen sie dann ab nach Norden.