Der Tintenfisch schwimmt ruhig im grünen Meer. Unter ihm wiegt sich ein Algenwald hin und her. Ein Schemen nähert sich, nicht größer als ein kleiner Fisch. Der Tintenfisch achtet nicht darauf. Plötzlich spannt sich dieser Schemen auf, wird zur dunklen Wand, ein starker Sog entsteht, der Tintenfisch wird eingesaugt in den Magen von Dinocephalosaurus orientalis, der "Echse aus dem Osten mit dem scheußlichen Kopf", so die Übersetzung. Das Opfer wusste nicht, wie ihm geschah, denn sein Jäger, der im Wasser lebende Dinocephalosaurus, war ungewöhnlich. Michael La Barbera, Professor für Biomechanik an der Universität von Chicago
Es war ein Tier mit einem extrem langen, 1,70 Meter langen Hals und einem nur einen Meter langen Körper. An jedem seiner 25 Halswirbel hatte dieser Saurier Rippen, so wie wir sie an unserem Rückgrat haben. Diese Rippen sind sehr schmale, knöcherne Stäbe. Sie überbrückten die Gelenke zwischen den Wirbeln und haben den Hals so versteift.
Am handgroßen Kopf des Drei-Meter-Tiers waren die Halsrippen kurz, zum Rücken hin wurden sie immer länger, bedeckten schließlich vier oder fünf der großen Wirbel. Im Ruhezustand lagen sie eng am Hals wie ein zusammengeklappte Schirme. Lange Hälse an sich sind bei Sauriern nichts Ungewöhnliches. Bei den späteren Sauriern bestehen sie aus sehr vielen Wirbeln und waren sehr beweglich. Dieser Hals aber ließ sich höchstens zu einem S biegen – aber, wozu diente er dann? Olivier Rieppel ist einer der Entdecker des Sauriers und Kurator am Field Museum in Chicago:
Der Schlüssel zu den ganzen Rätsel liegt darin, dass das Tier ja unter Wasser fressen muss, das heißt ein Fressen in einem dichten Medium. Und wenn sie sich schwimmend auf ein Beutetier zubewegen, dann wird vor dem schwimmende Körper eine Druckwelle ausgelöst, und die kann natürlich die Beute alarmieren, die dann entfliehen kann.
Schlimmer noch. Wer einmal in der Badewanne ein herabsinkendes Seifenstück erwischen wollte, weiß, dass die Seife durch den Wasserdruck beim Greifen wegflutscht. Nicht besser geht es einem hungrigen Saurier mit einem schlüpfrigen Fisch, es sei denn, er kennt die Technik des Saugfressens, wie Dinocephalosaurus:
Aus dem Aussehen des Tieres kann man schließen, dass es wohl mit gleichmäßiger Geschwindigkeit durchs Wasser glitt. Wenn etwas Fressbares in seine Nähe kam, riss es sein Maul auf, reckte blitzschnell den entspannt leicht gebogenen Hals. Dabei schossen die Rippen samt der dazwischen gespannten Haut hoch, als würde ein Schirm aufgeklappt. Der starke Sog, der dabei entstand, zog die Beute ins Maul. Das Besondere an diesem Fund ist, dass wir umlernen müssen, was ein langer Hals bei einem im Wasser lebenden Tier bedeutet.
Bislang galt die Ansicht, dass sich ein langer Hals wie eine Schlange bewegen lässt. Deshalb erschienen die Dinosaurier in den Rekonstruktionen der Paläontologen als schnelle und geschickte Jäger. La Barbera:
Weil ich selbst Taucher bin, forsche ich sehr viel über die Tiere, die im Korallenriff leben. Ich weiß deshalb aus eigener Erfahrung, dass die Sicht unter Wasser an den meisten Tagen nur wenige Meter beträgt. Wenn ein Fisch aus diesem Halbdunkel etwas etwa gleich Großes auf sich zukommen sieht, ist er nicht besonders beunruhigt. Wenn dieses Ding dann zwei Meter weit weg ist, erkennt er plötzlich unter sich etwas Größeres, aber da ist es zu spät, und die erste Form, die er wahrgenommen hat, verspeist ihn bereits als Mittagessen.
Ein langer Hals dient der Täuschung, wiegt die Beute in falsche Sicherheit. Während Schildkröten und Fische heute das Saugfressen praktizieren, indem sie das Volumen ihres Mauls vergrößern und die Beute einsaugen, hatte Dinocephalosaurus das Ganze perfektioniert: Er erzeugte mit seinem ganzen Hals samt Rippen einen sehr starken Sog – und so war ihm seine Mahlzeit sicher. Er konnte entspannt durchs Meer streifen.
Es war ein Tier mit einem extrem langen, 1,70 Meter langen Hals und einem nur einen Meter langen Körper. An jedem seiner 25 Halswirbel hatte dieser Saurier Rippen, so wie wir sie an unserem Rückgrat haben. Diese Rippen sind sehr schmale, knöcherne Stäbe. Sie überbrückten die Gelenke zwischen den Wirbeln und haben den Hals so versteift.
Am handgroßen Kopf des Drei-Meter-Tiers waren die Halsrippen kurz, zum Rücken hin wurden sie immer länger, bedeckten schließlich vier oder fünf der großen Wirbel. Im Ruhezustand lagen sie eng am Hals wie ein zusammengeklappte Schirme. Lange Hälse an sich sind bei Sauriern nichts Ungewöhnliches. Bei den späteren Sauriern bestehen sie aus sehr vielen Wirbeln und waren sehr beweglich. Dieser Hals aber ließ sich höchstens zu einem S biegen – aber, wozu diente er dann? Olivier Rieppel ist einer der Entdecker des Sauriers und Kurator am Field Museum in Chicago:
Der Schlüssel zu den ganzen Rätsel liegt darin, dass das Tier ja unter Wasser fressen muss, das heißt ein Fressen in einem dichten Medium. Und wenn sie sich schwimmend auf ein Beutetier zubewegen, dann wird vor dem schwimmende Körper eine Druckwelle ausgelöst, und die kann natürlich die Beute alarmieren, die dann entfliehen kann.
Schlimmer noch. Wer einmal in der Badewanne ein herabsinkendes Seifenstück erwischen wollte, weiß, dass die Seife durch den Wasserdruck beim Greifen wegflutscht. Nicht besser geht es einem hungrigen Saurier mit einem schlüpfrigen Fisch, es sei denn, er kennt die Technik des Saugfressens, wie Dinocephalosaurus:
Aus dem Aussehen des Tieres kann man schließen, dass es wohl mit gleichmäßiger Geschwindigkeit durchs Wasser glitt. Wenn etwas Fressbares in seine Nähe kam, riss es sein Maul auf, reckte blitzschnell den entspannt leicht gebogenen Hals. Dabei schossen die Rippen samt der dazwischen gespannten Haut hoch, als würde ein Schirm aufgeklappt. Der starke Sog, der dabei entstand, zog die Beute ins Maul. Das Besondere an diesem Fund ist, dass wir umlernen müssen, was ein langer Hals bei einem im Wasser lebenden Tier bedeutet.
Bislang galt die Ansicht, dass sich ein langer Hals wie eine Schlange bewegen lässt. Deshalb erschienen die Dinosaurier in den Rekonstruktionen der Paläontologen als schnelle und geschickte Jäger. La Barbera:
Weil ich selbst Taucher bin, forsche ich sehr viel über die Tiere, die im Korallenriff leben. Ich weiß deshalb aus eigener Erfahrung, dass die Sicht unter Wasser an den meisten Tagen nur wenige Meter beträgt. Wenn ein Fisch aus diesem Halbdunkel etwas etwa gleich Großes auf sich zukommen sieht, ist er nicht besonders beunruhigt. Wenn dieses Ding dann zwei Meter weit weg ist, erkennt er plötzlich unter sich etwas Größeres, aber da ist es zu spät, und die erste Form, die er wahrgenommen hat, verspeist ihn bereits als Mittagessen.
Ein langer Hals dient der Täuschung, wiegt die Beute in falsche Sicherheit. Während Schildkröten und Fische heute das Saugfressen praktizieren, indem sie das Volumen ihres Mauls vergrößern und die Beute einsaugen, hatte Dinocephalosaurus das Ganze perfektioniert: Er erzeugte mit seinem ganzen Hals samt Rippen einen sehr starken Sog – und so war ihm seine Mahlzeit sicher. Er konnte entspannt durchs Meer streifen.