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UEFA kritisiert israelischen Sender
Streit um Fußballübertragung in israelischen Siedlungen

Darf ein israelischer Sender Qualifikationsspiele für die Fußball-WM 2022 in israelischen Siedlungen im Westjordanland ausstrahlen? Nein, sagt die UEFA - und begründet dies mit Forderungen des Senders "beIn" aus Katar. Ein Streit, in dem es nicht nur um TV-Rechte geht.

Von Benjamin Hammer | 08.10.2018
    Eine jüdische Siedlung bei Jerusalem.
    Eine jüdische Siedlung bei Jerusalem: Wer darf hier Fußball übertragen? (dpa / picture alliance / Roland Holschneider)
    Noch im Sommer war aus israelischer Sicht alles in Ordnung: Der israelische Sender KAN übertrug die Fußball-WM aus Russland - nicht nur in Israel, sondern auch in israelischen Siedlungen im besetzten Westjordanland. Doch mit dieser Praxis soll bald Schluss sein. Die Aufforderung der UEFA betrifft die Qualifikationsspiele für die geplante WM in Katar und außerdem die Gruppenphase der europäischen Champions League. KAN soll diese zwar in Israel zeigen dürfen - nicht aber in Siedlungen im Westjordanland.
    Israel hält das Westjordanland seit 51 Jahren besetzt. Wenn man Ost-Jerusalem nicht mit einrechnet, leben dort etwa 400.000 Israelis in Siedlungen. Aus Sicht der internationalen Gemeinschaft gehört das Westjordanland jedoch zu den palästinensischen Gebieten. Und in denen hat sich ein anderer Fernsehsender die Übertragungsrechte gesichert: "beIN" aus Katar, jenem Land also, das die nächste WM ausrichten will.
    Politische Komponente
    Laut Medienberichten soll es der katarische Sender gewesen sein, der die UEFA aufforderte, gegen die bestehende Praxis der Israelis vorzugehen. Auf den ersten Blick geht es bei dieser Forderung um Geld und Sportrechte. Aber eine politische Komponente ist unverkennbar. Katar verurteilt wie alle arabischen Länder die israelische Besatzung des Westjordanlandes scharf.
    Mit aller Schärfe reagierten nun jedoch die Israelis. Aus Sicht von Israels rechtsnationaler Regierung sind die Siedlungen ein unverzichtbarer Teil von Israel. Die Grenzen des Landes würden nicht von Sportorganisationen festgelegt, sagte Israels Sportministerin Miri Regev mit Blick auf die UEFA. Auch Israels öffentlich-rechtlicher Sender KAN gibt sich entschlossen. Und droht damit, am Ende gar keine Spiele zu zeigen. Man werde nur einen Vertrag unterzeichnen, der eine Übertragung an alle Bürger Israels ermögliche, hieß es vom Sender.
    KAN überträgt internationale Fußballspiele sowohl mit hebräischen, als auch arabischen Kommentaren. In den kommenden Wochen will der Sender nun versuchen, sich doch noch mit der UEFA zu einigen.