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Ukraine-Konflikt
Kein Frieden in Lugansk und Slawjansk

In der Ostukraine hat es erneut heftige Gefechte zwischen prorussischen Milizen und Regierungstruppen gegeben. Moskau kündigt Manöver an und will eine UN-Resolution. Im Gasstreit beider Länder dauern die Verhandlungen über einen neuen Gaspreis für die Ukraine an.

02.06.2014
    Ein prorussischer Separatist schießt in Lugansk auf die ukrainische Luftwaffe.
    In Lugansk gehen die Kämpfe zwischen prorussischen Separatisten und Regierungstruppen gehen unvermindert weiter. (dpa / Evgeny Biyatov)
    Zunächst hatten etwa 100 bewaffnete Aufständische ein Lager des ukrainischen Grenzschutzes in Lugansk attackiert. Deren Zahl sei im Lauf des Gefechts auf etwa 400 angewachsen, sagte ein Grenzschutzsprecher. Mindestens fünf Angreifer wurden laut Regierungsangaben getötet und acht verletzt. Verwundet wurden auch sieben Soldaten, drei davon schwer. Zahlreiche Bewohner hätten die Stadt fluchtartig verlassen, hieß es. Lugansk hat etwa 430.000 Einwohner. Die Separatisten in der Ostukraine haben außerdem die Regierungskräfte beschuldigt, ein besetztes Verwaltungsgebäude in Lugansk aus der Luft beschossen zu haben. Bei einem Raketenangriff seien mindestens fünf Menschen ums Leben gekommen, sagte ein Sprecher der Aufständischen am Montag der Agentur Interfax. Fernsehbilder zeigten eine beschädigte Fassade und zerstörte Fensterscheiben.
    Die Armeeführung wies die Vorwürfe zurück. Die Regierungseinheiten hätten das Gebäude nicht unter Feuer genommen, sagte Sprecher Alexej Dmitraschkowski. Möglicherweise sei eine Rakete der Separatisten fehlgeleitet worden und im eigenen Lager eingeschlagen, hieß es. Auch in Slawjansk gab es laut Regierungsangaben einen Rebellenangriff. Die Aufständischen hätten dort einen Kontrollposten der Regierungstruppen attackiert und zudem mehrere Elektrizitätswerke vermint und mit der Sprengung gedroht, sollte die Regierung weiter vordringen. Die Gewalt zwischen prorussischen Separatisten und Regierungskräften hat seit vergangener Woche wieder deutlich zugenommen.
    Moskau kündigt Manöver an
    Heute kündigte das Verteidigungsministerium in Moskau eine neue Militärübung an, bei der auch hochpräzise Boden-Boden-Raketen vom Typ Iskander eingesetzt werden sollen. Wo das Manöver genau abgehalten werden sollte, gab die Regierung nicht bekannt.
    Außerdem will der russische Außenminister Sergej Lawrow einen Resolutionsentwurf zur Ukraine-Krise im Weltsicherheitsrat. Darin seien unter anderem Forderungen nach einem sofortigen Ende der Gewalt und einem Beginn von Verhandlungen enthalten. Russland sei "tief beunruhigt", dass bei der "Anti-Terror-Operation" der ukrainischen Führung Unbeteiligte getötet würden. "In unserem Entwurf schlagen wir einen Fluchtkorridor vor, damit Zivilisten die Kampfzone verlassen können", sagte Lawrow.
    Verhandlungen im Gasstreit dauern an
    Im Gasstreit mit Russland hat die Ukraine einen Teil ihrer Milliardenschulden bezahlt. Damit wird Russland nicht - wie zuletzt angedroht - von diesem Dienstag an den Gashahn zudrehen. So sind auch Liefereinschränkungen in die Europäische Union zunächst abgewendet. Die Ukraine ist das wichtigste Transitland für russische Gaslieferungen in die EU.
    Das russische Energieministerium bestätigte am Montag den Eingang von etwas mehr als 786 Millionen US-Dollar. Insgesamt schuldet die Ukraine aber für Lieferungen bis 1. April 2,237 Milliarden US-Dollar. Über einen neuen Gaspreis, den die Ukraine an Russland zahlen soll, wird noch verhandelt. Bislang fordert Russland 485 US-Dollar für 1.000 Kubikmeter Erdgas. Nach Erhebungen der EU sind 350 bis 390 Dollar der Marktpreis, der von anderen europäischen Abnehmern gezahlt wird.
    (tzi/swe)