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Ukraine-Konflikt
Militäraktion gegen Separatisten verärgert Russland

Die ukrainische Regierung hat ihren Armeeeinsatz gegen die pro-russischen Separatisten im Osten des Landes gestartet. Bei den Kämpfen soll es Tote gegeben haben. Moskau verlangte ein sofortiges Ende der Militäraktion und drohte mit dem Scheitern des für Donnerstag geplanten internationalen Ukraine-Gipfels.

15.04.2014
    Ukrainische Truppen vor Slawjansk
    In der Ostukraine stehen zahlreiche gepanzerte Fahrzeuge bei Slawjansk. ( picture alliance / dpa / Pochuyev Mikhail)
    Die Armee habe nach schweren Gefechten den Flugplatz von Kramatorsk rund 80 Kilometer nördlich der Stadt Donezk unter ihre Kontrolle gebracht, sagte Interimspräsident Alexander Turtschinow. "Ziel ist der Schutz der Bürger vor Terroristen, die das Land zerreißen wollen", sagte er. In mehreren Orten im Osten der Ex-Sowjetrepublik halten Separatisten Verwaltungsgebäude besetzt. Sie fordern einen föderalen Staat mit weitgehenden Autonomierechten für das russisch geprägte Gebiet.
    Über das Ausmaß der Militäraktion gibt es keine verlässlichen Informationen. Korrespondenten berichteten von Schusswechseln in den Städten Kramatorsk und Slawjansk, wo sich pro-russische Aktivisten seit Tagen verschanzen. Das russische Staatsfernsehen berichtete von mindestens vier Toten. In der Region sollen zahlreiche Panzerkolonnen unterwegs sein.
    Krisengespräch zwischen Putin und Obama
    Russland forderte einen sofortigen Stopp des Einsatzes. In einem Telefonat mit UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon verlangte Putin, dass die Vereinten Nationen und die internationale Gemeinschaft das Vorgehehen der Machthaber in Kiew verurteilen. Putin telefonierte auch mit Bundeskanzlerin Merkel, wie eine Regierungssprecherin in Berlin mitteilte.
    Zudem warnte der Kreml vor einem Scheitern der Genfer Gespräche über die Ukraine. Die Chancen für direkte Verhandlungen zwischen Russland, der Ukraine, den USA und der EU würden erheblich sinken, sagte der russische Außenminister Sergej Lawrow bei einem Besuch in Peking. Moskau sei daran interessiert, dass die für diesen Donnerstag vorgesehene Zusammenkunft zustande komme, beteuerte Lawrow. Vorwürfe der prowestlichen Regierung in Kiew, dass Russland die Unruhen in der Ostukraine mit Provokateuren schüren würde, seien "Unsinn", sagte er.
    Vor dem geplanten Krisentreffen in der Schweiz führten Russlands Präsident Wladimir Putin und US-Präsident Barack Obama ein Krisengespräch. Nach Angaben des Weißen Hauses äußerte sich Obama sehr besorgt darüber, dass die Regierung in Moskau die prorussischen Separatisten im Osten der Ukraine unterstütze. Putin bestritt dem Kreml zufolge eine Einmischung und forderte seinerseits Obama auf, seinen Einfluss in der Ukraine geltend zu machen, um ein Blutvergießen und den Einsatz von Gewalt zu verhindern.
    "Einfach enttäuscht"
    Die Sprecherin der Separatisten, Jekaterina Gubarewa, sagte, die Aktivisten in der Ostukraine seien keine Terroristen. Es gebe weder Plünderungen noch Vandalismus - viele Menschen in der Region seien "einfach enttäuscht" über die neue Regierung in Kiew.
    Der ukrainische Interimspräsident Turtschinow hatte sich am Vortag offen gezeigt für ein landesweites Referendum über die künftige Struktur der Ukraine. Auch Regierungschef Arseni Jazenjuk rief die Demonstranten in der Ostukraine zum Dialog auf.
    (pg/tgs)