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Ultras
Umdenken beim DFB?

DFB-Präsident Reinhard Grindel hat im sich zuspitzenden Konflikt mit einigen Ultra-Gruppierungen Gesprächsbereitschaft signalisiert und sich überraschend für eine vorübergehende Aussetzung von Kollektivstrafen stark gemacht.

Von Sebastian Krause | 16.08.2017
    Ultras von Hansa Rostock verbrennen die Fahne von Hertha BSC beim DFB-Pokal-Spiel am 14.08.2017
    Ultras von Hansa Rostock verbrennen die Fahne von Hertha BSC (imago sportfotodienst)
    Schon beim Pokalfinale Dortmund gegen Frankfurt schallte es deutlich von den Rängen: "Scheiß DFB". Wechselgesänge beider Fan-Lager. Und genau das erwartet Jochen Grotepaß von der Fanorganisation "Unsere Kurve" jetzt auch beim Bundesliga-Start. "Es wird mehr Plakate geben. Ich denke das Thema 'Krieg dem DFB' egal wie auch immer, wird nicht vorbei sein. Es wird Pfeifkonzerte geben. Es wird zu Beginn der zweiten Halbzeit Wechselgesänge geben zwischen den Kurven."
    Doch warum eigentlich der Protest? Gerade die eingefleischten Ultra-Fans fühlen sich von den Verbänden ungerecht behandelt und nicht ernst genommen. Die Ultras stehen für einen traditionellen Fußball. Sind gegen Kommerzialisierung und immer mehr Show-Akts wie etwa den Auftritt von Helene Fischer beim Pokalfinale. Sie wollen mehr Eigenverantwortung, einen Dialog auf Augenhöhe und keine weichgespülten Hochglanz-Werbe-Fankurven.
    Kollektivstrafen haben den Konflikt angeheizt
    Die Reaktionen des DFB, mit Kollektivstrafen wie Sperren für ganze Fanblocks, haben den Konflikt nur noch angeheizt. Für Kölns Sportdirektor Jörg Schmadtke kann es so nicht weitergehen. "Es sieht so aus, als ob sich die Ultra-Gruppierungen bundesweit formieren, und da werden wir darauf antworten finden müssen. Und das werden wir als Clubs nicht alleine hinbekommen. Weil ich glaube auch, dass, so wie der DFB aktuell mit Bestrafungen, werden wir dieses Rad nicht stoppen, sondern da werden wir das eher noch forcieren."
    Und inzwischen gibt es offenbar tatsächlich ein Umdenken beim DFB. Präsident Reinhard Grindel hat im Konflikt mit den Ultras Gesprächsbereitschaft signalisiert und sich für eine vorübergehende Aussetzung von Kollektivstrafen ausgesprochen. Man wolle vorerst keine Sanktionen wie die Verhängung von Blocksperren, Teilausschlüssen oder "Geisterspielen", heißt es in einer Erklärung. Der DFB meine es mit dem Angebot zum Dialog ernst.
    Differenzen im Gespräch beilegen
    Grindel und auch die Deutsche Fußball Liga DFL sehen den einzigen Weg zu einer Beseitigung der Differenzen in einer Intensivierung der Gespräche. "Wir müssen im Dialog Vertrauen aufbauen, Missverständnisse ausräumen und gemeinsam klare Linien und Grenzen festlegen", sagte der 55-Jährige und machte unmissverständlich klar: "Hierzu gehört der Verzicht auf Gewalt." Die DFL unterstützt Grindel. "Der deutsche Fußball kann stolz auf seine vielfältige Fußball-Kultur sein. Die Dialog-Initiative des DFB-Präsidenten an alle Fan-Gruppen ist daher der richtige Schritt, um neues Vertrauen zu bilden. Miteinander statt übereinander reden - das muss die Devise sein", hieß es in einer Stellungnahme der DFL.
    Ob das die Fans vorerst beruhigt oder es beim Bundesliga-Start am Wochenende trotzdem wieder Proteste und Schmähgesänge geben wird, bleibt aber abzuwarten.