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Umfassende Studierendenprofile möglich

Personendaten, Mensadaten, Druckdaten: Für sich genommen sind digitale Daten oft nicht sinnvoll zu gebrauchen. Wenn man solche persönlichen Daten jedoch zusammenführt, ist dem Missbrauch Tür und Tor geöffnet - und diese Gefahr besteht auch an den Hochschulen.

Von Daniela Siebert | 01.10.2009
    Eine zufällige Befragung von Studierenden ergibt ein Schwarz-Weiß-Bild: Für die einen ist Datenschutz ein ganz großes Thema, für die anderen gar keins.

    "Meine Geburtsdaten sind hier gespeichert oder so, ansonsten: Ich wüsste jetzt nicht, dass irgendwas wichtiges über mich gespeichert ist."

    "Ich glaube nicht, dass da irgendwelche Probleme bestehen."

    Solche Sorglosigkeit teilt Ingrid Pahlen-Brandt schon von Berufs wegen nicht. Sie ist die Datenschutzbeauftragte der Freien Universität Berlin. Sie fürchtet durchaus ein Horrorszenario vom "gläsernen Studenten", weil durch die zunehmende Digitalisierung und Verbreitung von Chipkarten immer mehr Datensätze zusammengeführt werden könnten. Also etwa Infos über:

    "Studienleistungen, Studienfächer, dann die Personendaten, Mensadaten, ganz wichtig auch Lesedaten, Druckdaten, wenn die Karte auch zum Drucken verwendet werden kann, das Nutzen von Rechnern, wenn über diese Karte dann auch Anwesenheitskontrolle abgewickelt werden würde, da ergibt sich schon ein kleines Horrorszenario."

    Viele würden wohl eher sagen: ein großes! Fakt ist: Durch die Zusammenführung von solchen persönlichen Daten könnten umfassende Profile der Studierende erstellt werden. Gesetze, die das effektiv verhindern gibt es noch nicht sagt Ingrid Pahlen-Brandt:

    "Es gilt das Gebot der Datensparsamkeit. Man soll die Systeme so herrichten, dass die Kombination gerade nicht möglich ist, man soll möglichst anonyme Nutzung von Dingen gewährleisten. Das sind so allgemeine Vorgaben, aber so konkret, wie man das vielleicht machen könnte: Es soll keine Verkettbarkeit geben! Das kommt vielleicht jetzt mit der neuen Diskussion, der neuen Überlegungen zur IT-Sicherheit."

    Persönlichkeitsprofile von Studierenden werden auch durch das zunehmende E-Learning möglich. Dabei treffen sich Studierende und Dozenten nicht mehr real in Seminarräumen, sondern nur noch virtuell im Netz und tauschen sich dort in Foren aus. Daraus ergeben sich dank digitalen Spurenlesens ganz neue Kontrollmöglichkeiten, die zwar nicht erlaubt sind, aber mitunter vorkommen:

    "Es gibt auch Situationen, da werden dann die Studierenden gefragt: Sie geben an, immer bei mir in der Vorlesung gewesen zu sein, aber Sie haben doch zu dieser Zeit in den Unterlagen recherchiert, das möchte ich jetzt aber mal erklärt haben. Das sind Vorgänge, die natürlich rechtswidrig sind, man darf die Studierenden nicht so ausforschen."

    Hajo Koeppen ermutigt Studierende auch wegen solcher Fragen, doch öfter mal von ihrem Auskunftsrecht gegenüber den Hochschulen Gebrauch zu machen. Denn als öffentliche Einrichtungen müssten die auf Anfrage mitteilen, welche Daten sie denn speichern, so der Datenschutzbeauftragte der Fachhochschule Gießen-Friedberg.

    Auch die Studierenden selbst mahnt er zur Vorsicht. Etwa beim Mailen:

    "Bei E-Mail-Kommunikaton gilt, solange sie unverschlüsselt ist, dass jeder, der ein wenig Know-how hat, sie mitlesen kann. Es ist unsicherer als eine Postkarte."

    Von Onlinebewerbungen, wo ja sogar auch Lebensläufe und Zeugniskopien angehängt werden, rät er nicht nur aus diesen Gründen gänzlich ab.

    "Sie wissen nicht, wo sie landen, auf welchem Server, Sie haben kaum eine Kontrolle, zu sehen, was mit diesen Daten weiterhin passiert, wo sie rumvagabundieren."

    Zum Schluss: Es gibt eine Datenschützerregel, die kann man weder den Studierenden noch den Hochschulen oft genug einbläuen: Wenn Rechner bzw. Festplatten entsorgt werden, dann muss für eine gründliche Löschung sensibler Daten gesorgt sein:

    "Das ist sozusagen ein Klassiker der Datensicherheit, wo immer wieder Pannen passieren: Da werden Rechner ausgesondert, die Festplatte bleibt drin und im extremsten Fall kann man den Rechner dann bei eBay kaufen, und das ist ja schon passiert. Wenn man es ordentlich macht, wenn man Rechner aussondert, wenn sie also wirklich entsorgt werden sollen, auf den Schrott sollen, dann sollte man schon dafür sorgen, dass die Festplatte ausgebaut und geschreddert wird."