Donnerstag, 18. April 2024

Archiv

Umfrage
Was Deutsche und US-Amerikaner voneinander halten

Wie gut Deutschland und die USA sich verstehen, darüber gehen die Meinungen in den beiden Ländern doch erheblich auseinander. Wie eine aktuelle Umfrage zeigt, sind sich Deutsche und US-Amerikaner unter anderem uneins in verteidigungspolitischen Fragen.

Von Jan Bösche | 10.03.2020
German Chancellor Angela Merkel (L) and US President Donald Trump hold a bilateral meeting on the sidelines of the NATO summit at the Grove hotel in Watford, northeast of London on December 4, 2019. (Photo by Nicholas Kamm / AFP)
Aus Sicht vieler Deutscher nicht gerade beste Freude: Angela Merkel und Donald Trump (AFP / Nicholas Kamm)
US-Präsident Donald Trump ist meist nicht gut auf Deutschland zu sprechen: Deutschland verkaufe zu viele Autos in den USA, exportiere generell zu viel und kaufe zu wenig. Die Zinsen in Deutschland seien zu niedrig. Deutschland gebe zu wenig Geld für die Ukraine und für die NATO. Trumps Vorwurf: Deutschland und die anderen europäischen Länder hätten die Europäische Union gegründet mit dem Ziel, den USA zu schaden.
Im Februar sagte Trump wieder, die USA würden von vielen Ländern ausgenutzt, besonders von Alliierten. Manchmal seien Alliierte dabei besser als der Feind.
Mehrheit der Amerikaner meint, das Verhältnis sei gut
Trumps Stänkerei gegen den Alliierten Deutschland beeinflusst die Amerikaner allerdings nur wenig. Eine Umfrage von Körber-Stiftung und Pew-Research-Center zeigt, dass 75 Prozent der befragten Amerikaner das Verhältnis beider Länder als "gut" einschätzen. Der Wert ist während Trumps Präsidentschaft sogar gestiegen.
Pew-Umfragenexperte Jacob Poushter sagte, auch wenn man sich die Parteien in den USA getrennt ansehe: Sie hätten nicht festgestellt, dass das grundsätzliche Deutschland-Bild bei Trumps Republikanern besonders negativ sei.
Poushter verwies auf den Streit, wie viel NATO-Mitglieder für Verteidigung ausgeben sollen. Trump fordert ja mindestens zwei Prozent, Deutschland ist weit davon entfernt. 2017 meinte fast die Hälfte der Amerikaner, die europäischen Alliierten sollten ihre Ausgaben steigen. Jetzt ist das Thema nicht mehr so prominent in der öffentlichen Debatte – und die Hälfte meint, es reiche, wenn sie ihre Ausgaben beibehielten.
Das zeige, was es für die öffentliche Meinung bedeutet, wenn über ein Thema besonders gesprochen werde. Besonders ein Thema, dass in den USA parteilich gesehen werde. Beim Thema Verteidigungsausgaben waren demokratische Wähler den Europäern nämlich schon immer nachgiebiger als die Republikaner.
Mehrheit der Deutschen meint, das Verhältnis sei schlecht
Was amerikanischen Außenpolitik-Experten Sorgen macht: Während die US-Amerikaner das Verhältnis zu Deutschland grundsätzlich positiv sehen, ist es bei den Deutschen andersherum. 64 Prozent halten das Verhältnis für schlecht.
Bei vielen Sicherheitsfragen liegen die öffentlichen Meinungen auseinander. Ist es manchmal nötig, militärische Gewalt einzusetzen? Bei den Amerikanern sagten 78 Prozent ja, bei den Deutschen 47 Prozent. Sollte das eigene Land ein NATO-Mitglied verteidigen, das von Russland angegriffen wird? 60 Prozent der Amerikaner sagten ja, 60 Prozent der Deutschen – nein. Über die Hälfte der Deutschen würde den Verteidigungsetat verdoppeln, wenn sie damit mehr Unabhängigkeit von den USA bekommen könnten.
Umfragen aus den vergangenen Jahren zeigen, dass das Amerika-Bild der Deutschen maßgeblich auch vom aktuellen Präsidenten bestimmt wird. Die Amerikaner sind in ihrem Deutschland-Bild konstanter, was auch daran liegen mag, dass sie die deutsche Politik bei weitem nicht so aufmerksam verfolgen wie die Deutschen die US-Politik.
Pew-Umfragenexperte Jacob Poushter verweist auf die 35.000 US-Soldaten, die in Deutschland stationiert sind: 85 Prozent der Amerikaner sagten, die Truppen in Deutschland seien sehr wichtig für die amerikanische Sicherheit. Das zeige eine Verbundenheit, die über den Alltag hinausgehe.