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Umfrage zu Schulleitern
25 Prozent der Rektoren würden ihren Job nicht weiterempfehlen

Beim Deutschen Schulleiterkongress in Düsseldorf wurde die erste bundesweite repräsentative Umfrage unter 1.200 Schulleitern vorgestellt. Unzufriedenheit kommen demnach vor allem beim Verdienst und Lehrermangel auf. Dennoch sind gut 70 Prozent der Schulleiter zufrieden mit ihrem Job.

Von Stephanie Kowalewski | 09.03.2018
    Schüler sitzen am 10.02.2017 im Unterricht in der Grundschule in Amelgatzen (Niedersachsen). Die Grundschule Amelgatzen findet keinen Schulleiter. Die Grundschule Amelgatzen findet keinen Schulleiter. (zu dpa "Grundschulleitung - warum sollte das denn jemand machen?" vom 12.2.2017) Foto: Peter Steffen/dpa | Verwendung weltweit
    Leere Stühle gibt es nicht nur in Klassen, sondern vor allem in deutschen Schulleiter-Büros. Dort herrscht Personalmangel. (dpa / Peter Steffen)
    Der siebte Schulleiterkongresses steht unter dem Motto "Schule geht in Führung" - aber ohne Leitung, müsste man hinzufügen.
    "Jede siebte Stelle in Nordrhein-Westfalen ist unbesetzt. Und wie im Bundesschnitt: Bei den Konrektorenstellen sieht das Ganze noch schlimmer aus", sagt Stefan Behlau, NRW-Landesvorsitzender des Verbandes Bildung und Erziehung VBE, einer der Veranstalter des Kongresses.
    Bundesweit, schätzt der VBE, fehlen gut 2.000 Schulleiter. Während es bei den Gymnasien noch ganz gut aussieht, ist die Situation bei den Grundschulen dramatisch – und das seit Jahren. Stefan Wesselmann wundert das nicht. Er leitet eine Grundschule im Kreis Offenbach in Hessen:
    "Es wird immer mehr, was wir leisten sollen. Es werden immer mehr Aufgaben auch im Verwaltungsbereich auf die Schulen heruntergeschüttet, ohne dass da eine Entlastung auch erfolgen würde. Und nebenbei ist man als Grundschulleiter für jede Menge Unterricht selbst auch noch verantwortlich, den man erteilen muss, und gerade bei kleineren Schulen ist es so, dass man dann auch noch Hausmeister und Sekretärin in einem noch ist."
    Weiterempfehlen wollen ihre Jobs nur ältere Rektoren
    Wirklich weiterempfehlen wollen solche Jobs eigentlich nur die älteren Rektoren, hat die erste bundesweite repräsentative Umfrage unter 1.200 Schulleitern ergeben, sagt Udo Beckmann, Bundesvorsitzender des VBE und Auftraggeber der Umfrage:
    "Wobei wir gerade bei den jüngeren Schulleitern, das heißt unter 40, feststellen müssen, dass ein gutes Viertel sagt, eher nicht weiterempfehlen. Das hängt damit zusammen, dass sie sich nicht mitgenommen fühlen, bei dem, was die Politik neues entscheidet, dass sie sich unzureichend vorbereitet fühlen. Und das halte ich gerade für besonders problematisch, weil wir die Hoffnung haben, dass die jüngeren auch andere motivieren, gerade welche aus ihrer Altersgruppe."
    Die Schulleiter wurden auch gefragt, was die größten Belastungsfaktoren sind und wo sie Verbesserungsbedarf sehen. Antworten von Besuchern des Schulleiterkongresses.
    "Was wünscht man sich von der Politik: tatsächlich eine planbare Zukunft."
    82 Prozent der Befragen Schulleiter kritisieren, dass die Entscheidungen der Politik nichts mit dem Schulalltag zu tun haben. Ein Schulleiter:
    "Die Wertschätzung muss sich in zeitlicher Entlastung widerspiegeln."
    Fast 90 Prozent der Schulleiter wünschen sich mehr Anrechnungsstunden für das Kollegium und fast genauso viele eine deutliche Erhöhung der eigenen Leitungszeit. Ein Schulleiter:
    "Was Probleme macht, ist die Heterogenität an der Schule. Wir haben Inklusion und wir haben eben auch die, die aus dem Ausland zu uns kommen. Da brauchen wir eine fachliche Begleitung und Ausbildung. Generell die Unterrichtsversorgung, dass wir deutlich mehr Lehrer einstellen könnten, wir aber nicht genug Stellen zur Verfügung haben."
    Gut 70 Prozent der befragten Rektoren meinen, dass der Lehrermangel und die zu knappen Ressourcen das größte Problem an deutschen Schulen sind. Und auch die Bezahlung ließe zu wünschen übrig. Ein Schulleiter:
    "Ich mache das jetzt eineinhalb Jahre und bekomme nicht einen Cent mehr. Naja, wenn man das ökonomisch betrachtet, ist das nicht klug was ich tue."
    Besoldung von Grundschulleitern teilweise angehoben
    Zwar haben einige Bundesländer, darunter auch NRW, die Besoldung gerade der schlecht bezahlten Grundschulleiter inzwischen angehoben, einen Run auf die freien Stellen gab es aber noch nicht, betont VBE Bundesvorsitzender Udo Beckmann:
    "Dann ist auch interessant, das Thema Schulleitungsteam. Dass man sich wünscht, dass man eine erweiterte Schulleitung hat, so dass man auch Aufgaben verteilen kann. Und gerade aus dem Bereich Grundschule kam der Wunsch des Jobsharings."
    Ein Wunsch, der zumindest in NRW bald erfüllt werden könnte. Auf Anfrage teilte das Schulministerium von Yvonne Gebauer mit, es solle in Kürze ein Pilotprojekt zum Jobsharing geben, bei dem eine Rektorenstelle von zwei Teilzeitkräften besetzt werden solle. Außerdem werde gerade ein Konzept zum frühzeitigen Monitoring und damit mehr Unterstützung erarbeitet, heißt es. Gute Idee, urteilt Stefan Behlau, VBE-Chef in NRW:
    "Ja, das sind richtige Schritt in die richtige Richtung. Aber wir brauchen hier größere Schritte, wenn wir weltbeste Bildung, wie Frau Gebauer es eben haben möchte, fordern."
    Trotz allem sind laut Umfrage gut 70 Prozent der Schulleiter zufrieden mit ihrem Job. Einige davon sagen:
    "Ich hab es noch keinen Tag bereut, dass ich den Schritt in diese Richtung gegangen bin"
    "Ja, die Aufgabenvielfalt, die macht den Reiz der Arbeit aber gerade aus. Es ist nicht langweilig."
    "Ich mache Schulleitung, weil ich mir gewünscht habe, Schule mehr gestalten zu können."
    "Und mit allen Schwierigkeiten, die dazu gehören, ist es immer noch mein Traum."