Peer-To-Peer Tauschbörsen sind meist dezentrale Netzwerke. Sie funktionieren nach einem einfachen Prinzip. Es gibt meist keine große, zentrale Datei, die auf einem Server liegt, von wo man sie herunterladen kann. Sie ist vielmehr in kleine Schnipsel zerteilt und liegt auf vielen Rechnern des Netzwerkes. Wenn man sich die Datei herunter lädt, verteilt man sie automatisch auch an die anderen Mitglieder des Netzwerkes weiter. Kein Wunder also, dass man Urheberrechte verletzt, wenn man eine geschützte Datei eigentlich nur herunterladen möchte, beispielsweise ein Musikstück eines bekannten Künstlers, aber dadurch vervielfältigt und weiterverteilt. 16 Prozent der in den illegalen Tauschbörsen angebotenen Inhalte kommen von deutschen Schülern und Studenten. Besonders hoch ist der Anteil aus Deutschland, wenn hier Schul- oder Semesterferien sind. Das ist eines der Ergebnisse der Studie von Harvard-Professor Felix Oberholzer-Gee:
"Beim Anschauen dieser Log-Files haben wir gesehen, dass deutsche und amerikanische Jugendliche einen erstaunlich ähnlichen Musikgeschmack haben. Wenn Jugendliche zuhause sind und Schulferien haben, lassen sie die Computer länger laufen, man hat mehr Zeit, um Lieder austauschen. Und da Peer-To-Peer-Netzwerke keine Grenzen kennen, ist ein Austausch nicht nur einfacher in Deutschland, sondern auch einfacher in den USA."
Auch wenn die ausgewerteten Log-Files aus dem Jahr 2002 stammen - damals gab es noch deutlich mehr illegale Peer-To-Peer-Netzwerke wie Esel, Gnutella oder Napster - bleibt doch die grundlegende Schlussfolgerung der Studie, damals wie heute, gleich:
"Heute wie damals sind die Daten unvereinbar mit der Vorstellung, dass es die Piraten sind, die das Musikgeschäft zugrunde richten."
Blenden wir zurück: Jahrelang hatte die Musikindustrie sowohl in Europa als auch den USA Front gegen die Nutzer der Internet-Tauschbörsen gemacht. In Kino-Spots, auf Plakaten, in Zeitungsanzeigen und Fernsehwerbung wurden die Nutzer kriminalisiert. Millionen Dollar und Euro haben die Plattenbosse in diese Werbekampagnen gesteckt, um zu retten, was gar nicht zu retten war. Selbst der Autor der Studie ist anfangs davon ausgegangen, dass die Behauptung der Plattenkonzerne stimmt, wenn diese sagen: Die Tauschbörsen seien schuld am Rückgang der CD-Verkäufe.
"Ich kann mich noch gut erinnern, als wir die Daten zunächst analysiert haben und keinen Zusammenhang finden konnten, haben wir gedacht, mit unseren Daten oder unserer Analyse-Methode muss etwas falsch sein. Und erst nach einer Weile haben wir dann das Vertrauen in die Resultate bekommen. Als wir das zunächst im Jahr 2003 veröffentlicht haben, ich glaube, es ist nicht übertrieben zu sagen, die meisten Leute haben gedacht, wir sind verrückt."
Und noch etwas anderes fand Oberholzer-Gee heraus: Die Tauschbörsen des Internets stellen eben nicht, wie von Musikindustrie behauptet, ein großes, gigantisches Musikarchiv dar. Im Gegenteil.
"Mein Co-Autor und ich hatten die etwas romantische Vorstellung, dass das Internet einem viel Musik zugänglich macht, die sonst schwierig zu finden ist. So dass die drei Leute auf dem Planeten, die irgendeine bestimmte Art von Musik gerne haben, dass die dann andere finden, die solche Musik anbieten. Das ist überhaupt nicht der Fall. Wenn man sich anschaut, was heruntergeladen wird, dann sind das nur die Hits."
Der Wirtschaftswissenschaftler sagt, dass die amerikanische Unterhaltungsindustrie seit jeher gegenüber neuen Technologien wenig aufgeschlossen sei. Sowohl bei der Einführung des Videorekorders als auch bei der Markteinführung des CD-Players habe sie schlimmste Befürchtungen gehabt. Nur gegenüber YouTube seien die Plattenbosse heute etwas milder gestimmt.
"Eigentlich ja noch ein schlimmeres Modell, weil dieses Unternehmen die Files auf eigenen Server hat, was juristisch gesehen noch ein größeres Vergehen ist. Aber heute scheint die Industrie zu überlegen, ob sie mit YouTube leben kann. Was in den letzten zwei drei Jahren geschehen ist: dass selbst die Manger in der Unterhaltungsindustrie deutlich differenzierter darüber nachdenken, was die neuen Vertriebskanäle für die Industrie bedeuten."
Der Professor am Lehrstuhl für strategische Wirtschaftsstudien kommt zu dem Schluss, dass die Musikindustrie trotz dieser Erkenntnisse noch immer viel zu lethargisch agiert. Die Plattenfirmen wären gut beraten, wenn sie ihren Focus statt auf den reinen Verkauf von Musik auf die Vermarktung begleitender Produkte richteten. Beispielsweise Merchandising-Artikel oder Konzert-Tickets. Denn die Ursachen für die seit Jahren zurückgehenden Plattenumsätze liegen woanders.
"Wie viel mehr geben Jugendliche aus für Videospiele, wie viel mehr geben Jugendliche aus für Telefongespräche, wie viel mehr geben Jugendliche aus für DVDs, die es früher praktisch nicht gegeben hat. Alle diese Sparten alleine sind größere Ausgaben als der Rückgang der Verkaufszahlen im Musikgeschäft selbst. Wenn man nicht annimmt, dass die Jugendliche plötzlich sehr viel mehr Geld haben, gibt es heute einfach für die Musikbranche viel mehr Konkurrenz, die es früher nicht gegeben hat."
"Beim Anschauen dieser Log-Files haben wir gesehen, dass deutsche und amerikanische Jugendliche einen erstaunlich ähnlichen Musikgeschmack haben. Wenn Jugendliche zuhause sind und Schulferien haben, lassen sie die Computer länger laufen, man hat mehr Zeit, um Lieder austauschen. Und da Peer-To-Peer-Netzwerke keine Grenzen kennen, ist ein Austausch nicht nur einfacher in Deutschland, sondern auch einfacher in den USA."
Auch wenn die ausgewerteten Log-Files aus dem Jahr 2002 stammen - damals gab es noch deutlich mehr illegale Peer-To-Peer-Netzwerke wie Esel, Gnutella oder Napster - bleibt doch die grundlegende Schlussfolgerung der Studie, damals wie heute, gleich:
"Heute wie damals sind die Daten unvereinbar mit der Vorstellung, dass es die Piraten sind, die das Musikgeschäft zugrunde richten."
Blenden wir zurück: Jahrelang hatte die Musikindustrie sowohl in Europa als auch den USA Front gegen die Nutzer der Internet-Tauschbörsen gemacht. In Kino-Spots, auf Plakaten, in Zeitungsanzeigen und Fernsehwerbung wurden die Nutzer kriminalisiert. Millionen Dollar und Euro haben die Plattenbosse in diese Werbekampagnen gesteckt, um zu retten, was gar nicht zu retten war. Selbst der Autor der Studie ist anfangs davon ausgegangen, dass die Behauptung der Plattenkonzerne stimmt, wenn diese sagen: Die Tauschbörsen seien schuld am Rückgang der CD-Verkäufe.
"Ich kann mich noch gut erinnern, als wir die Daten zunächst analysiert haben und keinen Zusammenhang finden konnten, haben wir gedacht, mit unseren Daten oder unserer Analyse-Methode muss etwas falsch sein. Und erst nach einer Weile haben wir dann das Vertrauen in die Resultate bekommen. Als wir das zunächst im Jahr 2003 veröffentlicht haben, ich glaube, es ist nicht übertrieben zu sagen, die meisten Leute haben gedacht, wir sind verrückt."
Und noch etwas anderes fand Oberholzer-Gee heraus: Die Tauschbörsen des Internets stellen eben nicht, wie von Musikindustrie behauptet, ein großes, gigantisches Musikarchiv dar. Im Gegenteil.
"Mein Co-Autor und ich hatten die etwas romantische Vorstellung, dass das Internet einem viel Musik zugänglich macht, die sonst schwierig zu finden ist. So dass die drei Leute auf dem Planeten, die irgendeine bestimmte Art von Musik gerne haben, dass die dann andere finden, die solche Musik anbieten. Das ist überhaupt nicht der Fall. Wenn man sich anschaut, was heruntergeladen wird, dann sind das nur die Hits."
Der Wirtschaftswissenschaftler sagt, dass die amerikanische Unterhaltungsindustrie seit jeher gegenüber neuen Technologien wenig aufgeschlossen sei. Sowohl bei der Einführung des Videorekorders als auch bei der Markteinführung des CD-Players habe sie schlimmste Befürchtungen gehabt. Nur gegenüber YouTube seien die Plattenbosse heute etwas milder gestimmt.
"Eigentlich ja noch ein schlimmeres Modell, weil dieses Unternehmen die Files auf eigenen Server hat, was juristisch gesehen noch ein größeres Vergehen ist. Aber heute scheint die Industrie zu überlegen, ob sie mit YouTube leben kann. Was in den letzten zwei drei Jahren geschehen ist: dass selbst die Manger in der Unterhaltungsindustrie deutlich differenzierter darüber nachdenken, was die neuen Vertriebskanäle für die Industrie bedeuten."
Der Professor am Lehrstuhl für strategische Wirtschaftsstudien kommt zu dem Schluss, dass die Musikindustrie trotz dieser Erkenntnisse noch immer viel zu lethargisch agiert. Die Plattenfirmen wären gut beraten, wenn sie ihren Focus statt auf den reinen Verkauf von Musik auf die Vermarktung begleitender Produkte richteten. Beispielsweise Merchandising-Artikel oder Konzert-Tickets. Denn die Ursachen für die seit Jahren zurückgehenden Plattenumsätze liegen woanders.
"Wie viel mehr geben Jugendliche aus für Videospiele, wie viel mehr geben Jugendliche aus für Telefongespräche, wie viel mehr geben Jugendliche aus für DVDs, die es früher praktisch nicht gegeben hat. Alle diese Sparten alleine sind größere Ausgaben als der Rückgang der Verkaufszahlen im Musikgeschäft selbst. Wenn man nicht annimmt, dass die Jugendliche plötzlich sehr viel mehr Geld haben, gibt es heute einfach für die Musikbranche viel mehr Konkurrenz, die es früher nicht gegeben hat."