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Umsatz im Heizungsgeschäft ging um fast ein Drittel zurück

Die Anschaffung eines effektiveren Heizungssystem kostet zwar erst einmal Geld, rechnet sich aber meist schon nach wenigen Jahren durch die eingesparten Energiekosten. Diese Botschaft verkünden Energieexperten schon seit Jahren. Die Frage ist nur, findet die Botschaft auch Gehör? In Berlin hat sich heute der Bundesindustrieverband Haus-, Energie- und Umwelttechnik zur Situation in der Heizungsindustrie geäußert.

Von Philip Banse |
    Trotz hoher Energiepreise, trotz Klimadiskussion, trotz staatlicher Förderprogramme - in Deutschland ist das Geschäft mit neuen Heizungsanlagen im vergangenen Jahr eingebrochen. Der Umsatz mit Heizanlagen ging in Deutschland um 28 Prozent zurück, sagt Klaus Jesse, Präsident des Bundesindustrieverbandes Haus-, Energie- und Umwelttechnik:

    "Im Jahr 2007 haben wir das historisch schlechteste Jahr erlebt. Obwohl die ganze Welt über Klimaschutz, Ressourcenschonung und Energiesparen spricht, ist die Technik, die letztlich die Lösung des ganzen Problems ist, abgestützt. "

    Überdurchschnittlich hart getroffen hat es ausgerechnet Heizanlagen, die erneuerbare Energien nutzen, also besonders klimafreundliches Heizen ermöglichen, sagt der Hauptgeschäftführer der Bundesverbandes der Heizungsindustrie Andreas Lücke:

    "Die Holzzentralheizungskessel sind zurückgegangen um zwei Drittel, also über 60 Prozent, das war eine katastrophale Entwicklung. Die Solarthermie mit immerhin noch 35 Prozent im Minus. Das hing damit zusammen, dass das Modernisierungsgeschäft nicht gelaufen ist. Wird modernisiert, wird auch Solarthermie verbaut. "

    Noch nie haben die Deutschen so zögerlich ihre Heizungsanlagen modernisiert. Ein Grund sei die Mehrwertsteuererhöhung gewesen, so Klaus Jesse, viele Investitionen seien ins letzte Quartal 2006 vorgezogen worden. Wichtiger noch sei aber die vielstimmige Diskussion über neue Gesetze und Klimaprogramme gewesen:

    "Sodass Endverbraucher verunsichert waren, ob denn eine Investitionen in eine moderne Gas- oder Brennwertheizung überhaupt noch tragfähig ist in der Zukunft, das war das Problem. Und diese Phase müssen wir jetzt schnellstens hinter uns bringen, damit wieder Sicherheit in die Investitionsentscheidung der Hausbesitzer einkehrt. "

    Das Klimaprogramm der Bundesregierung wird in den kommenden Monaten umgesetzt. Von kleineren Änderungswünschen abgesehen, begrüßt die Heizungsindustrie diese Gesetze und hofft einen Absatzschub. Denn die Klimaziele der Bundesregierung seien nur mit modernen Heizungsanlagen zu erreichen. Ein Haushalt könne mit moderner Technik bis zu 45 Prozent Energie sparen. Bei den hohen Energiepreisen sei schon heute klar, dass sich eine moderne, effiziente Heizungsanlage schnell rentiert, sagt Heizungs-Lobbyist Andreas Lücke:

    "Wenn man heute einen ersten Investitionsschritt tätigt und ersetzt den alten Kessel mit einem Wirkungsgrad von 70 Prozent durch einen Brennwertkessel, dann amortisiert sich diese Investitionen nach fünf bis sechs Jahren. Die Investitionskosten für eine solche Maßnahme liegen bei etwa 6500 Euro. Bei einem 150-qm-Haus rechnet sich diese Energieeinsparung nach fünf, sechs Jahren."

    Verbraucher, die zusätzlich zu Öl oder Gas auch mit Holz oder Sonne heizen oder ihr Wasser wärmen wollen, müssen allerdings mindestens 11.000 Euro ausgeben, eher mehr. Umsatzeinbruch also in Deutschland - unterm Strich aber geht es der deutschen Heizungsindustrie gut: 2007 machte sie zwei Prozent mehr Umsatz, hat fünf Prozent mehr Mitarbeiter als 2006. Der Grund ist, dass die ganze Welt deutsche Heizungsanlagen kauft, vor allem in Süd-Europa machen deutsche Hersteller riesige Umsätze. Noch mal Andreas Lücke:

    "Der Grund, warum es uns vor allem im europäischen Ausland so gut geht, ist, dass diese Länder jetzt über die EU gezwungen werden, effizientere Technik einzubauen. Wir profitieren davon, weil wir diese Technik entwickelt haben und die Wettbewerber aus England oder Italien das nicht bieten können."