Maksim Motin hat in diesen Tagen viel zu tun. Hier noch eine Anweisung an seine Sekretärin, da ein Anruf, eine Geschäftsverabredung:
"Ich habe einen Monat lang jeden Tag vier Stunden Wahlkampf gemacht, bin von Haus zu Haus gegangen. Ich habe mit 2000 Leuten gesprochen. Jetzt muss ich aufholen, was liegen geblieben ist."
Der 28-jährige Motin ist im Hauptberuf Unternehmensberater. Er betreut Firmen, die mit Fußball zu tun haben, organisiert Turniere und Messen. Die Geschäfte laufen gut, er kann nicht klagen. Trotzdem hat Motin beschlossen, sich als Politiker zu versuchen:
"Den Anstoß haben die massenhaften Fälschungen bei der Parlamentswahl am 4. Dezember gegeben. Die wollten uns wirklich für dumm verkaufen. Das war zu viel."
Am 4. März wurde er in die Bezirksversammlung von Petschatniki im Südosten der Stadt gewählt, als parteiloser Abgeordneter. Er erhielt das zweitbeste Ergebnis:
"Ich möchte im Bezirk etwas ändern. Wir haben zu wenig Kinderspielplätze. Schlechte Sportplätze. Zu wenig Parkplätze. Das hat alles nichts mit Putin zu tun, oder mit Medwedew, Prochorow oder Zjuganow. Das Problem sind die Leute selbst. Die Mächtigen haben in 13 Jahren erreicht, dass die Leute niemandem mehr glauben. Erst recht nicht den Beamten. Die Bürger haben sich in ihren Wohnungen eingeschlossen und glauben, dass man nichts verändern kann. Das ist schrecklich. Und ich will für mich herausfinden, ob nicht doch ein einzelner ehrlicher Mensch in seinem Bezirk etwas ändern kann. Wenn das geht, dann werde ich das auch auf höherer Ebene versuchen, sogar auf Landesebene."
Er liebäugelt bereits mit dem Präsidentenamt. Die 20-jährige Wera Kitschanowa macht es auch ein paar Nummern kleiner. Die Journalistikstudentin wurde im Nordwesten Moskaus gewählt, auch sie setzte sich souverän gegen die systemtreue Konkurrenz durch, landete auf Platz drei:
"Für mich war der Wahlkampf ein Experiment mit offenem Ausgang. Und das Experiment geht weiter. Ich muss sehen, wie ich mit den anderen Abgeordneten zusammenarbeiten kann. Die meisten sind ja Leute aus dem System. Schauen wir, ob ich dort etwas Nützliches ausrichten kann."
Auch Wera Kitschanowa hat in diesen Tagen viel zu tun, Interviews gibt sie in den Pausen zwischen den Vorlesungen. An ihrer Jacke trägt sie das weiße Band der Oppositionsbewegung.
Die Bezirksabgeordneten haben kaum Kompetenzen. Sie verabschieden zwar den Haushalt des Bezirks. Aber wenn die Gelder veruntreut werden, können sie nichts machen. Wera Kitschanowa will sich deshalb vor allem für Transparenz einsetzen:
"Ich will ein Internetforum einrichten, in dem die Bürger ihre Sorgen vortragen können und verfolgen können, ob die Beamten etwas tun. Bisher wissen die Leute nicht mal, wer wofür zuständig ist. Ich will da eine Art Mittler sein und den Leuten zuhören."
Maksim Motin, der Unternehmensberater, weiß, dass er Pionierarbeit leistet. Denn seine Generation war bisher kaum politisch aktiv:
"Ich denke, in Deutschland gibt es nicht wenig Politiker zwischen 30 und 40 Jahren in den Parlamenten. Die meisten nutzen wohl das Internet, kommunizieren per E-Mail mit ihren Wählern, so, wie das im 21. Jahrhundert eben üblich ist. Jetzt schauen Sie nach Russland. Wir haben fast gar keine jungen Politiker. Erstens war es so gut wie unmöglich, in die Politik zu kommen. Zweitens war es völlig uninteressant, weil man sowieso nichts machen konnte. Es ist gut, dass jetzt junge Leute da sind. Gucken wir mal, was uns gelingt."
"Ich habe einen Monat lang jeden Tag vier Stunden Wahlkampf gemacht, bin von Haus zu Haus gegangen. Ich habe mit 2000 Leuten gesprochen. Jetzt muss ich aufholen, was liegen geblieben ist."
Der 28-jährige Motin ist im Hauptberuf Unternehmensberater. Er betreut Firmen, die mit Fußball zu tun haben, organisiert Turniere und Messen. Die Geschäfte laufen gut, er kann nicht klagen. Trotzdem hat Motin beschlossen, sich als Politiker zu versuchen:
"Den Anstoß haben die massenhaften Fälschungen bei der Parlamentswahl am 4. Dezember gegeben. Die wollten uns wirklich für dumm verkaufen. Das war zu viel."
Am 4. März wurde er in die Bezirksversammlung von Petschatniki im Südosten der Stadt gewählt, als parteiloser Abgeordneter. Er erhielt das zweitbeste Ergebnis:
"Ich möchte im Bezirk etwas ändern. Wir haben zu wenig Kinderspielplätze. Schlechte Sportplätze. Zu wenig Parkplätze. Das hat alles nichts mit Putin zu tun, oder mit Medwedew, Prochorow oder Zjuganow. Das Problem sind die Leute selbst. Die Mächtigen haben in 13 Jahren erreicht, dass die Leute niemandem mehr glauben. Erst recht nicht den Beamten. Die Bürger haben sich in ihren Wohnungen eingeschlossen und glauben, dass man nichts verändern kann. Das ist schrecklich. Und ich will für mich herausfinden, ob nicht doch ein einzelner ehrlicher Mensch in seinem Bezirk etwas ändern kann. Wenn das geht, dann werde ich das auch auf höherer Ebene versuchen, sogar auf Landesebene."
Er liebäugelt bereits mit dem Präsidentenamt. Die 20-jährige Wera Kitschanowa macht es auch ein paar Nummern kleiner. Die Journalistikstudentin wurde im Nordwesten Moskaus gewählt, auch sie setzte sich souverän gegen die systemtreue Konkurrenz durch, landete auf Platz drei:
"Für mich war der Wahlkampf ein Experiment mit offenem Ausgang. Und das Experiment geht weiter. Ich muss sehen, wie ich mit den anderen Abgeordneten zusammenarbeiten kann. Die meisten sind ja Leute aus dem System. Schauen wir, ob ich dort etwas Nützliches ausrichten kann."
Auch Wera Kitschanowa hat in diesen Tagen viel zu tun, Interviews gibt sie in den Pausen zwischen den Vorlesungen. An ihrer Jacke trägt sie das weiße Band der Oppositionsbewegung.
Die Bezirksabgeordneten haben kaum Kompetenzen. Sie verabschieden zwar den Haushalt des Bezirks. Aber wenn die Gelder veruntreut werden, können sie nichts machen. Wera Kitschanowa will sich deshalb vor allem für Transparenz einsetzen:
"Ich will ein Internetforum einrichten, in dem die Bürger ihre Sorgen vortragen können und verfolgen können, ob die Beamten etwas tun. Bisher wissen die Leute nicht mal, wer wofür zuständig ist. Ich will da eine Art Mittler sein und den Leuten zuhören."
Maksim Motin, der Unternehmensberater, weiß, dass er Pionierarbeit leistet. Denn seine Generation war bisher kaum politisch aktiv:
"Ich denke, in Deutschland gibt es nicht wenig Politiker zwischen 30 und 40 Jahren in den Parlamenten. Die meisten nutzen wohl das Internet, kommunizieren per E-Mail mit ihren Wählern, so, wie das im 21. Jahrhundert eben üblich ist. Jetzt schauen Sie nach Russland. Wir haben fast gar keine jungen Politiker. Erstens war es so gut wie unmöglich, in die Politik zu kommen. Zweitens war es völlig uninteressant, weil man sowieso nichts machen konnte. Es ist gut, dass jetzt junge Leute da sind. Gucken wir mal, was uns gelingt."