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Umstrittene Genmais-Studie widerlegt

Gilles-Eric Séralini hatte zwei Jahre lang Ratten mit Genmais und einem Unkrautvernichter gefüttert, die daraufhin, laut des französischen Biologen, bösartige Tumore entwickelten. Nun hat unter anderem der staatliche Hohe Rat für Biotechnologie in Paris die Studie geprüft und deren Ergebnisse widerlegt.

Von Suzanne Krause | 23.10.2012
    Einen Monat lang prüfte der staatliche Hohe Rat für Biotechnologien in Paris auf Bitten der Regierung die Studie von Gilles-Eric Séralini. Das Ergebnis sei eindeutig, sagt Jean-François Dhainaut, Präsident des Haut Conseil des biotechnologies:

    "Die Methodik der Studie weist große Schwächen auf, die deren Ergebnisse abschwächen. Der Hohe Rat widerlegt somit die Ergebnisse dieser wissenschaftlichen Veröffentlichung. Man kann daraus schließen, dass der Mais NK603 keine Risiken für die Gesundheit der Verbraucher birgt."

    Schon Ende September hatte das deutsche Bundesinstitut für Risikobewertung die Séralini-Studie analysiert und kam, Zitat: auf Grundlage der Publikation zu dem Ergebnis, dass die Hauptaussagen der Veröffentlichung experimentell nicht ausreichend belegt sind. Vorgeworfen wurde dem französischen Forscherteam, eine falsche Rattenart für seine Experimente ausgewählt und überhaupt zu kleine Versuchsgruppen gebildet zu haben. Kritisiert wurde gleichfalls die statistische Auswertung der Daten.

    Auch die französische Behörde für Lebensmittelsicherheit ANSES bemängelte bei ihrer gestrigen Stellungnahme die Schwächen der Séralini-Studie. Sie allerdings verlangt neue Forschungsarbeiten zu den Langzeiteffekten von gentechnisch veränderten Organismen. ANSES-Generaldirektor Marc Mortureux:

    "Es gilt zu bedenken, dass die Studien, die im Rahmen der Marktzulassung verlangt werden, um die Abwesenheit langfristiger Risiken zu belegen, unzureichend sind. Speziell, was die laut Regelwerk systematisch erforderliche Dauer der Tests anbelangt."

    Vorgeschrieben ist eine Studiendauer von drei Monaten. Zu kurz ist das, findet die französische Behörde für Lebensmittelsicherheit. Zudem: Die Marktzulassungsbehörden können sich zumeist nur auf die von der Industrie verlangten Studien stützen.

    Die Expertengruppe der Lebensmittelbehörde ANSES untersuchte nicht nur die umstrittene Genmais-Studie. Sie kämmte auch die gesamte internationale Fachliteratur durch. Sie fand weltweit lediglich zwei weitere Untersuchungen über den gesamten Lebenszyklus der Versuchstiere hinweg– zu anderen Fragestellungen. ANSES-Generaldirektor Marc Mortureux macht eine Empfehlung ausdrücklich weit über das Thema gentechnisch veränderte Organismen hinaus.

    "Wir sind der Ansicht, dass für eine öffentliche Einrichtung wie die unsere Bedarf besteht, öffentliche Gelder mobilisieren zu können, ob aus nationalen oder europäischen Fonds. Damit wir, falls notwendig, über umfangreiche Forschungsmittel verfügen, um die Kenntnisse betreffs gesundheitlicher Risiken zu vertiefen, die unzureichend dokumentiert sind."

    Mag auch international die Kritik an der Genmais-Studie von Gilles-Eric Séralini vernichtend sein: Mit seiner Arbeit legte der französische Biologe den Finger auf eine Wunde, sagt Nadine Lauvergat von der Umweltschutzorganisation Generation future:

    "Die Studie von Séralini hat den Hohen Rat für Biotechnologien in Paris und unsere Behörde für Lebensmittelsicherheit gezwungen, Position zu beziehen betreffs der Risikobewertung von gentechnisch veränderten Organismen."

    Die Regierung in Paris hat beschlossen, ihr Moratorium zum Anbau von Genpflanzen zu verlängern. Und Agrarminister Stephane Le Foll erklärte:

    "Ab heute werden wir die nötigen Kontakte aufnehmen, um auf europäischer Ebene dafür zu sorgen, dass die europäischen Protokolle für die Marktzulassung von Genpflanzen weiterentwickelt werden."