Der Mann in Anzug und Krawatte platzt beinahe vor Stolz. Aufgeregt läuft er durch Gänge und Flure, zeigt hier auf einen frisch verlegten Teppich, klopft dort an eine gerade eingesetzte Fensterscheibe.
"Da unten entsteht eine Einkaufspassage, mit kleinen Buchläden, Souvenirshops und Cafés. Außerdem planen wir einen Konferenzsaal für mehrere Hundert Gäste. Dort finden dann auch Theater- und Kinovorführungen sowie Kinderkurse statt. Und dann gibt es noch ein Parkhaus für 300 Autos."
Was Okan Kahraman so begeistert präsentiert, ist nicht etwa Istanbuls neueste Shoppingmall – nein, es ist eine Moschee. Eine Mega-Moscheen: 2.750 Quadratmeter grüner Teppich laden die Gläubigen schon jetzt zum Beten ein. Gleich drei Imame kümmern sich um die Gemeinde, drei Muezzine sorgen für die täglichen Gebetsrufe. Im neuen Jahr, so Moschee-Sprecher Kahraman, sollen auch die dazugehörigen Geschäfte und Ateliers im Untergeschoss des Gotteshauses eröffnen.
"Wir haben diese Moschee im Juli in Anwesenheit von Ministerpräsident Erdogan persönlich eröffnet. Sie bietet Platz für 12.000 Gläubige – 6000 drinnen und 6.000 draußen. Eigentlich ist die Blaue Moschee Istanbuls größte Moschee. Aber unter den neu errichteten Moscheen ist diese hier nun die größte."
Okan Kahraman schweigt für einen Moment vielsagend. Er genießt es, wenn Besucher sich unter den überdimensionalen Kronleuchtern und arabischen Kalligrafien beeindruckt umschauen.
Ja, groß ist sie tatsächlich, die Mimar Sinan Moschee in Atasehir, auf der asiatischen Seite Istanbuls. Glaubt man den Worten des türkischen Ministerpräsidenten Erdogan, dann ist sie nur die erste einer ganzen Serie ähnlicher Moscheen, die in den nächsten Jahren am Bosporus entstehen sollen.
Das allerdings gefällt längst nicht allen Stadtbewohnern. Diejenigen, die sich dieser Tage regelmäßig am zentralen Taksim-Platz versammeln, wollen vor allem eines: Die nächste Mega-Moschee verhindern, die ausgerechnet hier entstehen soll.
"Es geht bei diesem Bau nicht wirklich um einen Bedarf an Moscheen","
argumentiert Stadtplaner Tayfun Kahraman, der einer von vielen Intellektuellen ist, die das Projekt ablehnen. Mehr als 3000 Moscheen gibt es allein in Istanbul. Ein Bericht der Tageszeitung "Taraf" rechnete vor, dass auf 350 Menschen in der Türkei.eine Moschee kommt. Nach einem Mangel an Gotteshäusern klinge das nicht, findet der Stadtplaner.
""Der Taksim-Platz hat politische Bedeutung. Es ist der Ort, an dem nach der Republikgründung das erste Republik-Denkmal errichtet wurde. Auch für die türkische Arbeiterbewegung ist er sehr wichtig. Die aktuelle Diskussion um diesen Platz ist also eine politische Diskussion: Jeder Politiker versucht hier seine Handschrift zu hinterlassen."
Es geht damit, wie dieser Tage so häufig in der Türkei, um die Deutungshoheit: Die Gräben zwischen religiösen und säkularen Türken werden zusehends tiefer. Und was wäre da ein besseres Symbol für den islamisch-konservativen Ministerpräsidenten Erdogan als eine Moschee am Taksim-Platz. Dem Ort, der wie kaum ein anderer für die säkularen Werte steht, unter deren Fahne Mustafa Kemal Atatürk die türkische Republik einst gründete.
Schon in den 1990ern, während Erdogan Istanbul als Oberbürgermeister regierte, hatte er hier eine Moschee geplant. Damals scheiterte Erdogan. Heute, als übermächtiger Ministerpräsident, scheint seine Zeit gekommen. Die Dimensionen der geplanten Moschee sprechen für sich. Stadtplaner Tayfun Kahraman:
"Wenn man ein bisschen mit der Architektur spielen würde, könnte man ein weniger dominierendes Projekt bauen. Aber die jetzigen Pläne sind riesig, sie werden den Charakter des Platzes ganz und gar verändern. Es geht einzig und allein um diese enorme Größe. Das erinnert an die Osmanischen Sultane – die bauten genau solche riesigen Moscheen, um ihre Macht zu demonstrieren."
Und tatsächlich: Neben der bereits eröffneten Moschee in Atasehir und dem umstrittenen Taksim-Projekt, sorgt schon ein weiterer Plan für Aufregung: Auf dem Istanbuler Camlica-Hügel soll auf der Fläche von drei Fußballfeldern bald die Moschee mit den höchsten Minaretten der Welt entstehen – sichtbar von jedem Punkt der Bosporusmetropole.
"Da unten entsteht eine Einkaufspassage, mit kleinen Buchläden, Souvenirshops und Cafés. Außerdem planen wir einen Konferenzsaal für mehrere Hundert Gäste. Dort finden dann auch Theater- und Kinovorführungen sowie Kinderkurse statt. Und dann gibt es noch ein Parkhaus für 300 Autos."
Was Okan Kahraman so begeistert präsentiert, ist nicht etwa Istanbuls neueste Shoppingmall – nein, es ist eine Moschee. Eine Mega-Moscheen: 2.750 Quadratmeter grüner Teppich laden die Gläubigen schon jetzt zum Beten ein. Gleich drei Imame kümmern sich um die Gemeinde, drei Muezzine sorgen für die täglichen Gebetsrufe. Im neuen Jahr, so Moschee-Sprecher Kahraman, sollen auch die dazugehörigen Geschäfte und Ateliers im Untergeschoss des Gotteshauses eröffnen.
"Wir haben diese Moschee im Juli in Anwesenheit von Ministerpräsident Erdogan persönlich eröffnet. Sie bietet Platz für 12.000 Gläubige – 6000 drinnen und 6.000 draußen. Eigentlich ist die Blaue Moschee Istanbuls größte Moschee. Aber unter den neu errichteten Moscheen ist diese hier nun die größte."
Okan Kahraman schweigt für einen Moment vielsagend. Er genießt es, wenn Besucher sich unter den überdimensionalen Kronleuchtern und arabischen Kalligrafien beeindruckt umschauen.
Ja, groß ist sie tatsächlich, die Mimar Sinan Moschee in Atasehir, auf der asiatischen Seite Istanbuls. Glaubt man den Worten des türkischen Ministerpräsidenten Erdogan, dann ist sie nur die erste einer ganzen Serie ähnlicher Moscheen, die in den nächsten Jahren am Bosporus entstehen sollen.
Das allerdings gefällt längst nicht allen Stadtbewohnern. Diejenigen, die sich dieser Tage regelmäßig am zentralen Taksim-Platz versammeln, wollen vor allem eines: Die nächste Mega-Moschee verhindern, die ausgerechnet hier entstehen soll.
"Es geht bei diesem Bau nicht wirklich um einen Bedarf an Moscheen","
argumentiert Stadtplaner Tayfun Kahraman, der einer von vielen Intellektuellen ist, die das Projekt ablehnen. Mehr als 3000 Moscheen gibt es allein in Istanbul. Ein Bericht der Tageszeitung "Taraf" rechnete vor, dass auf 350 Menschen in der Türkei.eine Moschee kommt. Nach einem Mangel an Gotteshäusern klinge das nicht, findet der Stadtplaner.
""Der Taksim-Platz hat politische Bedeutung. Es ist der Ort, an dem nach der Republikgründung das erste Republik-Denkmal errichtet wurde. Auch für die türkische Arbeiterbewegung ist er sehr wichtig. Die aktuelle Diskussion um diesen Platz ist also eine politische Diskussion: Jeder Politiker versucht hier seine Handschrift zu hinterlassen."
Es geht damit, wie dieser Tage so häufig in der Türkei, um die Deutungshoheit: Die Gräben zwischen religiösen und säkularen Türken werden zusehends tiefer. Und was wäre da ein besseres Symbol für den islamisch-konservativen Ministerpräsidenten Erdogan als eine Moschee am Taksim-Platz. Dem Ort, der wie kaum ein anderer für die säkularen Werte steht, unter deren Fahne Mustafa Kemal Atatürk die türkische Republik einst gründete.
Schon in den 1990ern, während Erdogan Istanbul als Oberbürgermeister regierte, hatte er hier eine Moschee geplant. Damals scheiterte Erdogan. Heute, als übermächtiger Ministerpräsident, scheint seine Zeit gekommen. Die Dimensionen der geplanten Moschee sprechen für sich. Stadtplaner Tayfun Kahraman:
"Wenn man ein bisschen mit der Architektur spielen würde, könnte man ein weniger dominierendes Projekt bauen. Aber die jetzigen Pläne sind riesig, sie werden den Charakter des Platzes ganz und gar verändern. Es geht einzig und allein um diese enorme Größe. Das erinnert an die Osmanischen Sultane – die bauten genau solche riesigen Moscheen, um ihre Macht zu demonstrieren."
Und tatsächlich: Neben der bereits eröffneten Moschee in Atasehir und dem umstrittenen Taksim-Projekt, sorgt schon ein weiterer Plan für Aufregung: Auf dem Istanbuler Camlica-Hügel soll auf der Fläche von drei Fußballfeldern bald die Moschee mit den höchsten Minaretten der Welt entstehen – sichtbar von jedem Punkt der Bosporusmetropole.