Der sechzig Jahre alte Engländer Ian Wilmut arbeitet seit fast zwanzig Jahren als Embryologe am Roslin-Institut in Schottland. Er ist ein ruhiger, unauffälliger Typ.
"Dolly würde überall erkannt werden, aber ich nicht. Und das ist gut so."
Gemeinsam mit seinem Kollegen Keith Campbell war es Ian Wilmut 1996 gelungen, aus einer ausgereiften Körperzelle ein Säugetier zu erschaffen: Einen Klon, enstanden aus der Euterzelle eines Schafes. Generationen von Biologen hatten das für unmöglich gehalten. Bereits damals begann die Diskussion um Klonexperimente am Menschen. Ian Wilmut bezog hier von Anfang an klar Position:
"Die Gesetzgebung sollte das reproduktive Klonen verbieten. Das bedeutet: Es darf keine geklonten Kinder geben. Erlaubt werden sollte jedoch das Klonen zur Herstellung von Stammzellen für die Forschung und später für die Therapie."
In Großbritannien hat sich diese Sichtweise durchgesetzt. Kürzlich hat die zuständige Behörde dem Team von Ian Wilmut offiziell erlaubt, menschliche Embryonen zur Erforschung der Nervenkrankheit ALS zu klonen. ALS steht für Amyotrophe Lateral-Sklerose. Das ist eine fortschreitende Bewegungstörung. An ihr leiden zum Beispiel der Physiker Steven Hawking und der Maler Jörg Immendorff. Ian Wilmut will die Zellen solcher Patienten in ein verjüngtes Stadium versetzen:
"Das Prinzip funktioniert so: Wir entnehmen die Zellen einer Person, die an ALS leidet. Wir klonen daraus einen Embryo und gewinnen Stammzellen. Dann versuchen wir den Prozess der Krankheitsentstehung im Labor nachzuvollziehen. Zum Beispiel, indem wir aus den Stammzellen Nervenzellen wachsen lassen, die die Bewegungen steuern. Dann untersuchen wir, unter welchen Bedingungen diese Zellen zur Entstehung der Krankheit beitragen."
In Deutschland wäre diese Forschung verboten. Denn Embryonen werden dabei eigens für die Forschung hergestellt und verbraucht. Die bevorstehende Verleihung des renommierten Paul-Ehrlich-Preises an Ian Wilmut rief deshalb schon jetzt zahlreiche Kritiker auf den Plan. Der CDU-Bundestagsabgeordnete Hubert Hüppe sprach von einem unverantwortlichen Affront gegen das Parlament, das sich mehrfach eindeutig gegen jede Form des Menschenklonens ausgesprochen habe. Besonders bedenklich sei, dass die Hälfte des Preisgeldes aus dem Etat des Bundesministeriums für Gesundheit stamme. Der Virologe Bernhard Fleckenstein von der Universität Erlangen-Nürnberg, der in der Frankfurter Paulskirche die Lobrede auf den Geehrten halten wird, sieht darin kein Problem:
"Ausgezeichnet wird ein Forscher, der eine neue Forschungsrichtung begründet hat. Punkt eins. Und der zum zweiten in gar keiner Weise an irgendeiner Stelle dieser Welt mit dem Gesetz in Konflikt gekommen ist."
In Deutschland jedoch dürfte Ian Wilmut seine neuesten Forschungen nicht durchführen. Fleckenstein:
"Würde er mit dem, was er jetzt beginnen möchte, zu uns nach Deutschland kommen, käme er ins Gefängnis. Er würde mit bis zu fünf Jahren mit Gefängnis bestraft. Aber ich denke, wir sollten nicht Herrn Wilmut sondern uns selbst an die Nase fassen und fragen, ob das die richtigen Rahmenbedinungen für Forschung sind."
Die Preisvergabe an Ian Wilmut wurde bereits vor einem Jahr von einer internationalen Jury beschlossen, so Fleckenstein. Damals war man sich durchaus bewusst, dass der Preis an Ian Wilmut auch ein politisches Signal sei und nicht ohne Widerspruch bleiben wird. Der bayerische Landesvorsitzende der Ökologisch demokratischen Partei ÖDP Bernhard Suttner forderte Bundestagspräsident Wolfgang Thierse auf, "umgehend etwas gegen diese Missachtung des Parlaments zu unternehmen." Immerhin stammt die Hälfte des Preisgeldes von 100 000 Euro aus dem Etat des Bundesgesundheitsministeriums.
"Dolly würde überall erkannt werden, aber ich nicht. Und das ist gut so."
Gemeinsam mit seinem Kollegen Keith Campbell war es Ian Wilmut 1996 gelungen, aus einer ausgereiften Körperzelle ein Säugetier zu erschaffen: Einen Klon, enstanden aus der Euterzelle eines Schafes. Generationen von Biologen hatten das für unmöglich gehalten. Bereits damals begann die Diskussion um Klonexperimente am Menschen. Ian Wilmut bezog hier von Anfang an klar Position:
"Die Gesetzgebung sollte das reproduktive Klonen verbieten. Das bedeutet: Es darf keine geklonten Kinder geben. Erlaubt werden sollte jedoch das Klonen zur Herstellung von Stammzellen für die Forschung und später für die Therapie."
In Großbritannien hat sich diese Sichtweise durchgesetzt. Kürzlich hat die zuständige Behörde dem Team von Ian Wilmut offiziell erlaubt, menschliche Embryonen zur Erforschung der Nervenkrankheit ALS zu klonen. ALS steht für Amyotrophe Lateral-Sklerose. Das ist eine fortschreitende Bewegungstörung. An ihr leiden zum Beispiel der Physiker Steven Hawking und der Maler Jörg Immendorff. Ian Wilmut will die Zellen solcher Patienten in ein verjüngtes Stadium versetzen:
"Das Prinzip funktioniert so: Wir entnehmen die Zellen einer Person, die an ALS leidet. Wir klonen daraus einen Embryo und gewinnen Stammzellen. Dann versuchen wir den Prozess der Krankheitsentstehung im Labor nachzuvollziehen. Zum Beispiel, indem wir aus den Stammzellen Nervenzellen wachsen lassen, die die Bewegungen steuern. Dann untersuchen wir, unter welchen Bedingungen diese Zellen zur Entstehung der Krankheit beitragen."
In Deutschland wäre diese Forschung verboten. Denn Embryonen werden dabei eigens für die Forschung hergestellt und verbraucht. Die bevorstehende Verleihung des renommierten Paul-Ehrlich-Preises an Ian Wilmut rief deshalb schon jetzt zahlreiche Kritiker auf den Plan. Der CDU-Bundestagsabgeordnete Hubert Hüppe sprach von einem unverantwortlichen Affront gegen das Parlament, das sich mehrfach eindeutig gegen jede Form des Menschenklonens ausgesprochen habe. Besonders bedenklich sei, dass die Hälfte des Preisgeldes aus dem Etat des Bundesministeriums für Gesundheit stamme. Der Virologe Bernhard Fleckenstein von der Universität Erlangen-Nürnberg, der in der Frankfurter Paulskirche die Lobrede auf den Geehrten halten wird, sieht darin kein Problem:
"Ausgezeichnet wird ein Forscher, der eine neue Forschungsrichtung begründet hat. Punkt eins. Und der zum zweiten in gar keiner Weise an irgendeiner Stelle dieser Welt mit dem Gesetz in Konflikt gekommen ist."
In Deutschland jedoch dürfte Ian Wilmut seine neuesten Forschungen nicht durchführen. Fleckenstein:
"Würde er mit dem, was er jetzt beginnen möchte, zu uns nach Deutschland kommen, käme er ins Gefängnis. Er würde mit bis zu fünf Jahren mit Gefängnis bestraft. Aber ich denke, wir sollten nicht Herrn Wilmut sondern uns selbst an die Nase fassen und fragen, ob das die richtigen Rahmenbedinungen für Forschung sind."
Die Preisvergabe an Ian Wilmut wurde bereits vor einem Jahr von einer internationalen Jury beschlossen, so Fleckenstein. Damals war man sich durchaus bewusst, dass der Preis an Ian Wilmut auch ein politisches Signal sei und nicht ohne Widerspruch bleiben wird. Der bayerische Landesvorsitzende der Ökologisch demokratischen Partei ÖDP Bernhard Suttner forderte Bundestagspräsident Wolfgang Thierse auf, "umgehend etwas gegen diese Missachtung des Parlaments zu unternehmen." Immerhin stammt die Hälfte des Preisgeldes von 100 000 Euro aus dem Etat des Bundesgesundheitsministeriums.