Donnerstag, 02. Mai 2024

Archiv


Umstrittenes Goldminen-Projekt in Peru

Im Norden Perus soll eine der größten Goldminen der Welt entstehen. Das US-Unternehmen Newmont Mining investiert Milliarden in das Projekt. Die Bauern fürchten um ihr Trinkwasser und gehen seit Monaten auf die Straße.

Von Anna Küch | 28.07.2012
    Es war bereits das dritte Mal in seiner Amtszeit von nur einem Jahr, dass Präsident Ollanta Humala ein neues Kabinett vereidigen musste. Am Montag Abend trat Humala ans Mikrofon. Zahlreiche peruanische Fernsehsender übertrugen live aus Lima:

    "Señor Juan Federico Jimenez Mayor, schwören Sie bei Gott und den heiligen Evangelien, dass sie Ihr neues Amt als Premierminister gewissenhaft ausführen wollen?"

    "Ja ich schwöre."

    Juan Jimenez soll es in Peru nun also richten. Der Menschenrechtsanwalt und vorheriger Justizminister löst Oscar Valdes als Premier ab. Das ist keine leicht Aufgabe, denn die Situation in Peru ist explosiv. Im Norden des Landes soll eine der größten Goldminen der Welt entstehen. Das US Unternehmen Newmont Mining investiert Milliarden in das Projekt Conga. Die Bauern fürchten um ihr Trinkwasser und gehen seit Monaten auf die Straße.

    Das Gold liegt unter vier Seen im peruanischen Hochland, in der Provinz Cajamarca. Um es zu gewinnen muss Zyanid oder Quecksilber eingesetzt werden, hochtoxische Substanzen, die leicht in den Wasserkreislauf geraten und verheerende Auswirkungen auf die Umwelt haben. Schon jetzt leiden in der Umgebung von anderen Minen viele Peruaner an Nervenkrankheiten und Hautverätzungen.

    "Wir sind Bauern wir wissen Bescheid, wir haben die Verseuchung an anderen Minen gesehen. In anderen Nationen da werden wenigstens Tunnel gegraben, aber hier findet alles unter freiem Himmel statt."

    Sie werden alle Tiere töten, sie werden uns Menschen töten. Das Wasser wird sich in Blut verwandeln.

    Der Widerstand wird immer größer- Anwohner, Umweltaktivisten und sogar die Provinzregierung verurteilen das Vorhaben. Doch Präsident Ollanta Humala hält an dem Projekt fest, zu lohnenswert sind die Milliarden. Mit ihnen sollen neue Sozialprogramme finanziert und die Industrialisierung vorangetrieben werden. Proteste kommen da ungelegen. Anfang Juli schickte die Regierung das Militär.

    Die Soldaten erschossen in der Provinz Cajamarca fünf Menschen.
    Das heizte den Konflikt noch mehr an. Um die Lage zu beruhigen entließ Ollanta Humala sein Kabinett und versucht es nun mit einer neuen Ministerriege. Gleich nach seinem Amts-Eid beteuerte Juan Jimenez, dass es keine weiteren Toten mehr geben soll:

    "Wir als Regierung setzen auf Dialog. Das Wasser ist wichtiger als das Gold. Die Menschen haben ein Grundrecht auf Wasser."

    Genau das haben die Bürger schon einmal gehört, Im Wahlkampf von Präsident Humala vor über einem Jahr. Er hatte ihnen versprochen, auf ihre Sorgen Rücksicht zu nehmen und die Ressourcen nicht weiter auszubeuten. Doch kurz nach seinem Amtsantritt schloss Humala neue Verträge mit den Minenkonzernen ab. Die ausländischen Investoren müssen höhere Abgaben zahlen. Das sorgt für rund eine Milliarde Dollar mehr in der Staatskasse.

    Und er stellt klar, dass die neue Mine in Cajamarca gebaut wird:

    "Das ist eine Botschaft an alle Peruaner und vor allem an meine Brüder und Schwestern in Cajamarca: Die Mine Conga wird kommen aber mit strengen Auflagen. Wir als Regierung garantieren dafür, dass, dass das Wasser kontrolliert und keine Gefahr für die Gesundheit darstellt."

    Das Conga-Projekt ist für den Präsidenten wichtig. Das Geschäft mit dem Gold und anderen Bodenschätzen boomt und trägt zu 60 Prozent zur peruanischen Wirtschaftsleistung bei. Von den Gewinnen spürt die arme Bevölkerung allerdings wenig sagt Michael Ortiz von der Universität Cajamarca:

    "Der Bergbau hat nicht den Fortschritt gebracht, den man erwartet hat. Seit mehr als 18 Jahren bauen die großen Konzerne bei uns in der Gegend Gold und Silber ab und trotzdem ist unsere Region die ärmste von ganz Peru. Und Peru bleibt eines der ärmsten und rückständigsten Länder Lateinamerikas."

    Seit genau einem Jahr ist Präsident Ollanta Humala im Amt. Konservative Kreise befürchteten einen Linksruck im Stile von Venezuelas Präsident Hugo Chavez. Doch nichts davon ist eingetreten. Ollanta Humala hat keine Betriebe verstaatlicht und auch keine Investoren verschreckt. Zur Freude der ausländischen Unternehmen führt er die neoliberale Wirtschaftspolitik seines Vorgängers Alan Garcia fort und kriegt zunehmend Probleme mit der armen Bevölkerung, sagt der Soziologe Sinesio López.

    "Ich habe den Eindruck, dass er hin und hergerissen ist zwischen dem Kapital und den sozialen Bewegungen. Und er weiß nicht, wie er da wieder rauskommen kann."

    Vorschläge mehr auf Tourismus zu setzen und auf ökologische Landwirtschaft finden wenig Anklang bei dem Präsidenten. Gold und Rohstoffe symbolisieren in Peru Devisen und Wirtschaftswachstum. Von der Idee, dass man diesen Reichtum auch für nachhaltige Entwicklung nutzen könnte, ist auch die neue Regierung noch weit entfernt.