Archiv


Umstrittenes Online-Portal

Noch können Fußballfans ungehindert ihr eigenes Material von Amateurspielen auf das Portal hartplatzhelden.de hochladen. Dem Württembergischen Fußballverband ist das ein Dorn im Auge. Zwischen den Hobbybetreibern und dem Verband ist ein Streit über die Rechte an den lukrativen Amateurspielen entstanden.

Von Philip Banse |
    Hartplatzhelden.de ist ein Mini-Youtube für Freizeitkicker: Hunderte Fußball-Enthusiasten laden Videos hoch mit Spielszenen aus deutschen Amateurligen. Zum Beispiel das Tor von Michael Materner im Kreisklassen-Spiel ATSV Kirchseeon gegen den SC Bogenhausen.

    "Wir verstehen uns als Sportschau der Kreisklasse."

    Sagt Thomas Ramge, einer der drei Macher von Hartplatzhelden.de. Das Portal sei ein reines Hobbyprojekt und werfe keinen Gewinn ab, sagt der 36jährige Journalist und Freizeitkicker aus Berlin. Und dennoch wurde hartplatzhelden.de verklagt, vor dem Landgereicht Stuttgart, vom Württembergischen Fußballverband. Begründung: Das Portal nutze Bilder von Veranstaltungen des Verbandes und werte sie kommerziell aus, zumindest sei das der Plan der Hartplatzhelden GmbH. Das mediale Vermarktungsrecht der Amateur-Kicks habe jedoch nur der Württembergische Fußballverband, sagt dessen Jurist Frank Thumm:

    "Wir erbringen umfangreiche Leistungen mit erheblichen Aufwendungen. Wir organisieren den Spielbetrieb, teilen Schiedsrichter ein und erbringen andere Leistungen. Und wir sehen es als rechtswidrig an, als Verstoß gegen das Wettbewerbsrecht, wenn dann Dritte aufgrund dieser Vorleistungen, daraus Gewinne zu erzielen."

    Thomas Ramge von Hartplatzhelden.de sieht das anders:

    "Es ist ja insgesamt in der Medienlandschaft so, dass die Berichterstattung über Lokalfußball, über Kreisklassenspiele eher abnimmt. Die Lokalzeitungen haben dafür nicht das Geld und das Netz hat jetzt die Möglichkeit geboten, dass die Leute sich selbst darstellen können, dass sie Videos hochladen können, aber dass sie auch Spielberichte bei uns einstellen können. Und wir sind der Überzeugung, dass die Spieler das dürfen und dass sie das da dürfen, wo sie das wollen."

    Das ist die große Frage: Wem gehört der Amateursport?

    Den Veranstaltern, sagen die Verbände. Allen, also auch den Spielern, sagen die Aktiven. Unter meinsport.de sammeln sie Unterschriften gegen die von ihnen befürchtete Kommerzialisierung des Amateursports. Profivereine verdienen Milliarden mit Bild-Rechten. Das hat auch Amateur-Verbänden den Mund wässrig gemacht. Schließlich kann heute technisch jeder Kreisklassenverein seine Spiele live übertragen, dem Internet sei Dank. Bisher ist das Verbands-Angebot allerdings sehr mager. Der Württembergische Fußballverband präsentiert auf seiner technisch veralteten Website ganze drei Videos – weil die Rechtslage nicht geklärt sei, so der Verband. In diese Lücke sind private Portale wie Hartplatzhelden.de gesprungen.

    Videos der Spiele des Landeligisten TSV Sasel finden sich bei Hamburg1, TV Berlin Video und bei natürlich bei Youtube. Auf amator-des-monats.de veröffentlichen Hobby-Filmer die schönsten Tore deutscher Amateurkicker. Diese Fanberichterstattung möchten immer mehr Sport-Verbände verbieten - oder versilbern. Beispiel: Fangeist.de.

    Fangeist.de platziert in den Fußballstadien der Regionalligen Fan-Reporter, Amateure die per Telefon berichten, samstags live zu hören unter Fangeist.de. Dieser radioartige Fan-Funk lässt sich der Deutsche Fußballverband gut bezahlen: Von den jährlichen Lizenzgebühren könne man sich "einen schönen Mittelklasse-Wagen" kaufen, heißt es bei Fangeist.de. Zu stemmen ist das Projekt nur mit Unterstützung eines großen Medienunternehmens. Für viele Sport-Seiten im Netz wären solche Lizenz-Zahlungen das aus.

    Wer darf öffentliche Amateursport-Veranstaltungen medial ausschlachten? Der Organisator, sagt die Satzung des Württembergischen Fußballverbandes. Andererseits: Über Ereignisse von öffentlichem Interesse müssen Medien unentgeltlich berichten dürfen, in Bild und Ton, sagt das Verfassungsgericht. Ist ein Kreisligaspiel so ein Ereignis von öffentlichem Interesse? Sind Portale wie hartplatzhelden.de journalistische Angebote, Rundfunk gar? Alles offene Fragen – aufgeworfen durch die Demokratisierung publizistischer Mittel im Internet. Vor diesem Hintergrund hat der Streit mit dem Württembergischen Fußballverband für Thomas Ramge von Hartplatzhelden.de eine prinzipielle Bedeutung:

    "Jetzt entwickeln wir Kampfgeist. Wir sind der Überzeugung, dass wir Recht haben und wir werden zur Not bis zum Bundesgerichtshof gehen."