Uschi Eid ist zufrieden mit dem, was bislang in Richtung globale Umweltpolitik erreicht wurde. Und daran habe ihr Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung einen - so wörtlich - signifikanten Anteil, meint die parlamentarische Staatssekretärin: In den meisten Entwicklungsländern stehe der Umweltschutz inzwischen auf der politischen Agenda, über 100 von ihnen hätten Aktionspläne formuliert – auch wenn bislang nicht alle dieser Strategien umgesetzt würden – die Umsetzung des Leitbildes Nachhaltigkeit sei eben ein sehr langfristiges Unterfangen.
"Also man kann nicht über Nacht ökologisch umsteuern, soziale Gerechtigkeit umsetzen. Sondern, man muss wirklich den Zeitfaktor berücksichtigen."
Trotz vielfältiger positiver Ansätze, bleiben die Umweltprobleme nicht nur, betont Uschi Eid, sie verschärfen sich sogar: Zum Beispiel seien in Afrika derzeit 65 Prozent aller Böden nachhaltig geschädigt durch Erosion, Abholzung oder Versalzung: Bereits heute würden weltweit täglich 25.000 Menschen aufgrund mangelhafter Trinkwasserqualität sterben. Seit 1950 hätten sich die globalen Emissionen des Treibhausgases CO2 durch menschliche Aktivitäten vervierfacht. Daher habe die Lösung der ökologischen Probleme allerhöchste Dringlichkeit:
"Wir müssen in unseren Partnerländern gerade bei den Schwellenländern dazu beitragen, dass sie grüne Technologie bekommen. Dass wir ihnen die zur Verfügung stellen, damit sie energie-effizienter arbeiten. Damit sie weniger CO2 emittieren. Die zweite Herausforderung ist, dass die natürlichen Ressourcen immer knapper werden. Zum Beispiel Wasser. Wir müssen dazu beitragen, dass in der Landwirtschaft effizienter Wasser verbraucht wird. Dass aber gleichzeitig sauberes Wasser zur Verfügung gestellt wird. Die dritte Herausforderung ist, dass die Verschlechterung der Böden fortschreitet. Dass wir dazu beitragen müssen, dass also Böden wieder verbessert werden durch Erosionsschutz, durch Aufforstungen, durch bessere angepasste Bearbeitungsmethoden in der Landwirtschaft."
Kritisch ergänzt die Staatssekretärin, dass die Forderung nach einer weltweiten nachhaltigen Entwicklung ein konsequentes Umdenken erfordert - besonders was den Konsum und die Produktion anbelangt, und vor allem in den industrialisierten Gesellschaften. Doch genau daran hapert es, meint Sebastian Schönauer, der stellvertretende Bundesvorsitzende des BUND, des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland.
"Es macht sich kaum jemand Gedanken darüber, dass Nachhaltigkeit nichts anderes bedeutet, als dass wir nur so viel an Ressourcen verbrauchen dürfen als uns die Natur geben kann und wieder reproduzieren kann. In diesem Sinne ist Deutschland nicht eine Gesellschaft, die nachhaltige Ziele verfolgt. Sondern wir leben eigentlich wie die Dinosaurier völlig über unsere Verhältnisse, verbrauchen viel zu viel Energie. Und wollen anderen Völkern sagen, wie sie sich zu benehmen haben."
Deutschland selbst müsse Vorbild sein, fordert der BUND – als eines der wirtschaftlich stärksten Länder überhaupt habe es einen entscheidenden Einfluss im Kreis der G7. Es sei allerhöchste Zeit, auf die vollmundigen Versprechungen von Rio und Kioto endlich Taten folgen zu lassen. Schönauer hält es zum Beispiel für elementar wichtig, dass die Bundesrepublik endlich damit beginnt, für sich selbst eine nationale Strategie für die Nachhaltigkeit zu erarbeiten und in die Tat umzusetzen. An der fehlt es nämlich immer noch. Erst vor zwei Wochen hat die Bundesregierung des Startschuss dafür gegeben, indem sie einen Nachhaltigkeitsrat aus Fachleuten eingerichtet hat.
Und auch für die Entwicklungspolitik wünscht sich Sebastian Schönauer vom BUND wirklich nachhaltige und umwelt-orientierte Ansätze:
"Was wir brauchen ist eine totale Entschuldung dieser Länder, sonst haben sie überhaupt keine Chance. 247 Als zweites muss kommen, dass wir ihnen zukunftsfähige Techniken vermitteln und nicht alte Techniken. Man kann keinen Transrapid ins Ausland verkaufen, weil er von der Energiewirtschaft nichts taugt. Wir brauchen ganz andere Dinge. 252 Wir haben sehr viel technisches Know-how. Und das gehört entwickelt. Ob das im Bereich Energieeinsparung ist, oder Solartechnologie ist. Hier sind wir Spitze in der Welt. Und diese Techniken gehören milliardenschwer subventioniert, damit sie eine Marktchance in der Welt haben. Das wäre meine Bitte an die Rotgrüne Regierung."