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Umwelt-Tüv auf dem Bauernhof

Bei Nichteinhaltung von Umweltauflagen drohen Landwirten seit einiger Zeit Subventionskürzungen. Stichprobenartig wird die Einhaltung der so genannten Cross-Compliance-Vorschriften überwacht.

Von Michael Wieczorek |
    Morgens um 10 auf dem Hof von Sönke Behnk. Ein wenig überrascht war der Landwirt schon, als er von der Kreisbehörde einen Anruf bekam:

    "Also heute habe ich einen Anruf vom Amt für Ländliche Räume bekommen, aus Lübeck, und da hat eine Frau Bornheim sich angemeldet zur Überprüfung der Cross-Compliance-Kriterien."

    Der Anruf erfolgte vor gerade mal zwei Stunden, und alsbald fahren auf dem Hof zwei Wagen vor. Es steigen aus Ina Bornheim und Marina Metzler von der Abteilung Landwirtschaft. Nach einer kurzen, aber freundlichen Begrüßung klären die beiden Damen den Landwirt über den bevorstehenden Kontrollgang auf. Das Ganze beginnt am Küchentisch:

    "Also wir werden ganz konkret überprüfen den Erhalt von Landschaftselementen, ob sich die Angaben zum Erosionsschutz und zum Erhalt der organischen Substanz decken. Dann bei einem Betriebsrundgang geht es noch darum, ob der Gewässerschutz eingehalten worden ist."

    Da bei den Papierunterlagen alles zu stimmen scheint, geht es ins Terrain. Sönke Behnk fährt die Kontrolleurinnen auf seine Äcker. Zwar ist der junge Landwirt mit 55 Kühen in erster Linie Milchviehhalter. Auf den 120 Hektar Fläche jedoch baut der 41-jährige Familienvater auch Getreide, Mais und Raps an. Dazwischen gibt es immer wieder lange Knickabschnitte. Diese für Schleswig-Holstein typischen Strauchhecken brauchen besondere Pflege, stehen unter Schutz und interessieren deshalb die beiden Frauen ganz besonders:

    "In Schleswig-Holstein haben wir ja viele Knicks mit so genannten Überhältern, und wenn dann so alle zehn Jahre der Knick auf den Stock gesetzt wird, und Überhälter werden weggenommen, ohne dass für Nachwuchs gesorgt wird, dann wäre das auch ein Verstoß. Aber hier stehen ja noch große Bäume drinnen, und deswegen sind wir damit zufrieden."

    Erste Stichprobe bestanden. Der Knick scheint in Ordnung. Der Knickfuß ist gut erhalten und der Pflanzenbewuchs sehr vielseitig. Auch was ringsherum angebaut wird, deckt sich ebenfalls mit den zuvor eingesehenen Angaben. Nächster Punkt auf der Checkliste ist der Grundwasserschutz und die nächste Station deshalb der Dieseltank in direkter Nähe zum Kuhstall.

    "Dieseltank – ist eine Gemeinschaftsanlage mit Herrn Stapelfeld zusammen hier. Hatten auch schon Problem mal insofern, dass hier in der Betonplatte ein Riss war. Das ist auch von einer Fachfirma aufgearbeitet worden","

    was die Beamtinnen zunächst aufhorchen lässt.

    ""Haben Sie auch noch irgendwo Altöl lagern?"

    "Ja, das hab ich oben stehen."

    "Das müssen wir uns oben auch noch mal angucken."

    Doch letztlich gibt es auch hier nichts zu bemängeln:

    "Die Tankanlage ist nach der Sichtprüfung dicht, und damit keine Grundwassergefährdung und somit in Ordnung."

    In Ordnung, diesen Grundtenor hört Sönke Behnk immer wieder und wirkt dadurch sichtlich entspannt. Auch bei der Chemikalienkontrolle gibt es nichts zu beanstanden. Seine Kanister mit Pflanzenschutzmitteln lagern säuberlich in einem kellerähnlichen Raum in abschließbaren Eisenschränken:

    "Generell wichtig ist, dass es ein abschließbarer Raum ist, wo nicht jeder dran kommt und wo aus den Aspekten der Lebens- und Futtermittelhygiene nicht jetzt der Mehlsack daneben lagert."

    Auf diese Weise nehmen Behörden stichprobenartig 1 Prozent der über 18.000 Antrag stellenden Betriebe in Schleswig-Holstein regelmäßig und unangekündigt unter die Lupe. Das sind gerade mal 30 Betriebe. Es mag wenig erscheinen, soll aber als Abschreckung ausreichen. Die Kontrollen beschränken sich zwar auf reine Sichtprüfung. Werden jedoch Verstöße aufgedeckt, drohen Bußgeldverfahren, die den Landwirt je nach Schweregrad des Vergehens bis zu zehn Prozent des Jahreseinkommens kosten können. Dies werden aber Ausnahmefälle sein, denn Bauernverbände haben hier gründliche Aufklärungsarbeit geleistet. Die anfängliche breite Empörung sei schließlich einer allgemeinen Akzeptanz gewichen, wie Marina Metzler aus bisherigen Kontrollen zu berichten weiß:

    "Also nach meinen Erfahrungen sind sie bemüht, die Dinge einzuhalten. Und wenn wir auf die Betriebe kommen, wir werden auch nicht skeptisch aufgenommen, sondern der Landwirt ist in der Regel bemüht, uns alles zu zeigen und uns die Unterlagen zur Verfügung zu stellen."

    Nach anderthalb Stunden ist die Betriebsbesichtigung abgeschlossen und die Kontrolleurinnen durchweg zufrieden. Auf dem Hof von Sönke Behnk gibt es für die Behörde nichts zu beanstanden und deshalb auch keinen Grund, Sanktionen in die Wege zu leiten. Auch der Landwirt zieht für sich eine positive Bilanz:

    "Insofern, dass es keine größeren Beanstandungen gegeben hat, bin ich auch zufrieden. Es gibt vielleicht auch ein paar positive Aspekte, zum Beispiel gewisse Aufzeichnungen, die mal zu machen. Früher wurde so etwas überhaupt nicht überprüft."

    Auf geht es für die Beamtinnen zum nächsten Überraschungsbesuch.