Archiv


Umweltbelastung durch PC-Produktion

In den Messehallen in Hannover wird auf der Cebit die schöne neue Computerwelt präsentiert. Doch Forscher der UN University warnen vor der Öko-Bilanz bei der Herstellung immer neuer Gerätegenerationen.

Von Pia Grund-Ludwig |
    Forscher der UN University haben sich in einer jetzt vorgelegten Untersuchung damit beschäftigt, wie die Herstellung und Nutzung von IT-Produkten die Umwelt belastet. Die größte Beanspruchung von Ressourcen entsteht nach den Erkenntnissen der Forscher bereits während der Produktion. Die meisten Ressourcen werden nach den Erkenntnissen der Forscher bereits während der Produktion beansprucht. Rüdiger Kühr, einer der Autoren der Untersuchung, nennt konkrete Zahlen:

    Ein Computer hat heutzutage ein Durchschnittsgewicht von 24 Kilogramm samt Monitor von 17 Zoll. In der Produktion bedarf es für die Herstellung dieser 24 Kilogramm schon 240 Kilogramm an fossilen Brennstoffen , hinzu kommen weitere 22 Kilogramm an chemischen Stoffen und in etwa 1500 Kilogramm an Wasser. Das ist der Mix, der notwendig ist, um Computer heutzutage herzustellen, also etwa 1,8 Tonnen, und das ist die Hauptbelastung, die von einem solchen Computer ausgeht, weil die Nutzungsphase dabei weniger relevant ist.

    Diese Zahlen umfassen den gesamten Produktionszyklus, einschließlich der Gewinnung der dazugehörigen Rohstoffe wie Silizium oder Aluminium.. Um die Umweltbelastung bei der Produktion und gleichzeitig die Belastung der Konsumenten zu verringern, hat die EU eine Richtlinie zur Vermeidung von Schadstoffen vorgelegt. In Deutschland wird sie bis August nächsten Jahres gemeinsam mit der Elektronikschrottverordnung umgesetzt, ein erster Gesetzesentwurf des Bundesumweltministeriums liegt seit Ende Februar vor. Auf der Liste der Stoffe, die ab 2006 in Neugeräten nicht mehr eingesetzt werden dürfen, stehen unter anderem die in Batterien eingesetzten Schwermetalle Cadmium und Quecksilber sowie die bromhaltigen Flammhemmer PBB und PBDE. Viele große Hersteller verzichten bereits jetzt auf diese Substanzen. Die EU-Richtlinie sieht außerdem eine Ablösung von Blei als Lötmittel vor. Das sei im Moment noch eine Herausforderung, berichtet Reinhard Höhn. Er ist bei IBM Europa für Umweltfragen zuständig.

    Blei ist ein wichtiges Thema. Hier sind Produktionsprozesse neu zu machen, hier haben wir jahrzehntelange Erfahrung im Löten mit Blei. Das muss man alles neu erfinden. Dort sind die Prozesse noch nicht so weit fertig, dass wir für alle Produkte eine Lösung haben.

    Um die Ökobilanz zu verbessern, könnten Unternehmen - neben der Vermeidung schädlicher Substanzen - versuchen, nachwachsende Rohstoffe als Ersatz für Kunststoffe in der PC-Produktion zu verwenden. Fujitsu und HP arbeiten mit Werkstoffen auf Basis von Mais, so genanntem cornbased plastic. Fujitsu-Siemens verwendet bereits erste Teile aus diesen Stoffen als Abdeckung für Notebooks. Für großflächige Gehäuse mit Bodenwanne und Deckel sind diese Materialien noch nicht im Einsatz. Das könnte in ein bis zwei Jahren der Fall sein, schätzt Hans-Georg Riegler-Rittner, Umweltchef der Münchner Computerbauer, im Gespräch mit dem Deutschlandfunk. IBM hat mit Lignin experimentiert, das ist ein Stoff, der in Holz vorkommt. Das sei aus ökologischer Sicht nicht überzeugend gewesen, so Höhn:

    Nachwachsende Rohstoffe waren bei uns auch immer ein Thema, allerdings haben die den Nachteil , wenn man sie auf biologischer Basis macht, dass man sie insbesondere bei Kunststoffen auf Lignin-Basis derart mit Flammhemmern vollstopfen muss, dass sie auch vom Umweltgedanken her nicht das unbedingt sinnvollste sind. Wir gehen heute wieder mehr auf Materialien wie Metallgehäuse, die 100 Prozent recyclefähig sind.

    Aus Sicht von UN-Forscher Kühr sind allerdings aufgrund der hohen Belastung im Herstellungsprozess vor allem Ansätze sinnvoll, die den Lebenszyklus der Geräte verlängern.

    Unsere Argumentation geht in die Richtung, die Lebensdauer von Computern zu erhöhen und in diesem Zusammenhang auch die Konsumenten zu sensibilisieren. Wir gehen im Moment von einer Nutzungsdauer von zwei bis drei Jahren aus, und das bei einer enormen Umweltlast in der Produktion.

    Sein Vorschlag: Der Aufbau einer besseren Zweitnutzung. Er schlägt ein Verzeichnis vor, das PCs unterschiedlichen Typs auflistet und deren Gebrauchtwert transparent macht, vergleichbar der Schwacke-Liste bei Kraftfahrzeugen. Mit solchen Ansätzen tun sich die IT-Hersteller im Moment schwer:

    Es ist fraglich, ob auf einem so schnellebigen Markt eine solche Schwacke-Liste Sinn macht. Ich denke es ist mehr eine Frage von Angebot und Nachfrage wie man diese zwei Leben realisieren kann, das hängt davon ab, welche Anforderungen die einzelnen Kunden haben.

    Gefragt sind also die Kunden, die aber im Moment weder gebrauchte Geräte noch solche mit den existierenden Öko-Siegeln wie dem Blauen Engel nachfragen. Das liege daran, dass niemand wisse, welche ökologische Belastung die PC-Produktion mit sich bringe, vermutet UN-Forscher Kühr.