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Umweltbewusst wirtschaften

Seit 1990 vergibt die Zeitschrift "Capital" zusammen mit der Umweltorganisation WWF die Auszeichnung "Ökomanager des Jahres" an Firmenchefs, die sich nach Meinung der Preisgeber für nachhaltiges Wirtschaften einsetzen. Zweimal wurde der Titel jetzt in Berlin vergeben, außerdem gab es einen Sonderpreis für Textilien aus einem ungewöhnlichen Rohstoff: der Brennnessel.

Von Dieter Nürnberger |
    Auch in diesem Jahr gibt es wieder drei Auszeichnungen, es gibt dabei zweimal den Titel "Ökomanager des Jahres" und einen Sonderpreis. Geehrt wird für 2006 zum einen Franz Fehrenbach, er ist der Vorsitzende der Geschäftsführung der Robert-Bosch-GmbH. Er nimmt den Preis für den Bereich Konzerne entgegen. Ausschlaggebend war hierbei, dass die Bosch-Gruppe das Thema Umweltschutz und Ressourcenschonung schon seit langem in der Gesamtstrategie des Konzerns verankert habe. So gelten beispielsweise an sämtlichen Produktionstandorten, egal ob sie nun Stuttgart oder Bangalore in Indien heißen, die gleichen, anspruchsvollen Vorgaben, die auch nach einem internationalen Standard zertifiziert werden.

    Zweiter Ökomanager des Jahres ist Heiko von Tschischwitz, er ist Geschäftsführer von Lichtblick, einem Stromanbieter, der allein ökologisch produzierte Energie anbietet:
    " Wir versorgen bundesweit über 250.000 Kunden. Wir sind 1998 in den Markt gegangen, also mit Beginn der Liberalisierung des Strommarktes. Und wachsen seitdem kontinuierlich - wir haben uns als Ziel gesetzt, eine Million Kunden zu versorgen. Das werden wir auch schaffen, die Frage ist, ob dies in den nächsten 2 oder 5 Jahren passieren wird. "

    Diese Auszeichnung gilt für den Bereich mittelständischer Unternehmen. Erzeugt wird der Strom bei Lichtblick vor allem mit Biomasse und aus Wasser-Kraftwerken. Auch hier gibt es ein Gütesiegel, welches für umweltbewusste Kunden eine Art Garantie darstellt, sagt von Tschischwitz:

    " Inzwischen sind rund 220.000 Privatkunden, die sich für einen Wechsel zu Lichtblick entschieden haben. Daneben versorgen wir aber auch eine ganze Reihe namhafter Unternehmen. In der vergangenen Woche haben wir den Zuschlag für das Umweltbundesamt bekommen, da gab es vorher eine europaweite Ausschreibung. Daneben auch das Land Berlin - sämtliche Ampeln in der Hauptstadt werden mit Ökostrom von Lichtblick betrieben. Es gibt eine Reihe von Banken. Von kleinen Firmen bis hin zu großen Unternehmen. "

    Und dieses mittelständische Engagement wurde von der Jury als vorbildlich bewertet. Detlev Drenckhahn sitzt für die Umweltstiftung WWF Deutschland in der Jury. Er beobachtet seit längerem schon eine eindeutige Tendenz in vielen Unternehmen. Somit steige auch die Anzahl potentieller Preisträger.

    " Der Ökomanager muss ein Beispiel abgeben, dass man sich über die gesetzlichen Bestimmungen hinaus für Umweltschutz einsetzt und auch Innovationskraft zeigt. Die Bewerberliste wird immer größer, viele Unternehmer versuchen, nachzuahmen und auch immer besser zu werden. Sie wollen in den Genuss dieses hoch angesehenen Preises kommen. "

    Am Vormittag wurden die Preise in Berlin verliehen. Die Laudatio hielt der baden-württembergische Ministerpräsident Günther Oettinger. Der Sonderpreis geht an Heinrich Kranz vom Vorstand der Stoffkontor Kranz AG. Und hier wird mit einem ganz besonderen Stoff gearbeitet:

    " Wir stellen Textilien aus Brennnesseln her. Eine heimische Pflanze also - die Stoffeigenschaften sind ähnlich gut wie bei Seide oder Wolle. Das gab es früher schon einmal, wir haben es sozusagen wiederentdeckt. Man kann daraus Hemden und Jeans herstellen oder auch klassische Heimtextilien. "

    Im Grunde geht es also um Riesenbrennnesseln zum Anziehen. 1999 stellte Kranz das erste Produkt der Öffentlichkeit vor. Davor aber gab es ganz typische Schwierigkeiten finanzieller Art:

    " Stellen Sie sich vor, Sie gehen zu einer Bank und wollen von der Geld für den Brennnesselanbau haben. Die lachen Sie aus, da kriegen Sie gar nichts. Wenn man die Brennnessel kennt, dann weiß man, dass sie sehr widerspenstig ist, dass man sie nicht anfassen möchte. Wenn man aber einmal den daraus hergestellten Stoff angefasst hat, dann spürt man wie butterweich der ist und das fasziniert dann auch. "

    17 Mitarbeiter erwirtschaften derzeit mit Brennnesseln einen Umsatz von 1,8 Millionen Euro. Und die Jury des Ökomanagers des Jahres sagt dazu: "Absolut preiswürdig."