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Umweltfolgen sind noch lange spürbar

Vor einem halben Jahr explodierte die BP-Ölplattform Deepwater Horizon. Die größte Ölpest in der Geschichte der Vereinigten Staaten war die Folge. BP musste auf Druck der US-Regierung einen Kompensationsfonds einrichten und sieht sich mit einer Flut von Prozessen konfrontiert.

Von Sabine Müller | 20.10.2010
    Wenn Pete Seeger, die 91-jährige amerikanische Folk-Legende, in diesen Tagen zum Banjo greift, bekommt er für einen Song besonders viel Applaus: sein Protestlied gegen die Ölpest. Seit das Bohrloch gestopft ist, ist das Thema weitgehend aus den landesweiten Schlagzeilen verschwunden, aber für die Menschen in der Golfregion ist es weiter sehr real:

    "Noch immer wühlen sich riesige Sandwaschmaschinen durch etwa 900 Kilometer Strand, die noch als mehr oder weniger verseucht gelten, und über 16.000 Helfer sind weiter im Einsatz. In Imagespots im US-Fernsehen sendet die Ölfirma BP weiter die Botschaft. Wir bleiben solange, bis wir alles in Ordnung gebracht haben."

    Billy Nungesser, der Chef einer kleinen Gemeinde in Süd-Louisiana, glaubt das nicht. Er beschwert sich in einem CNN-Interview bitter über BP, die Regierung und die Küstenwache:

    "Die wollen gar kein Öl mehr finden, schimpft er, die wollen einfach, dass die Sache vorbei ist. Nungesser sagt, die Fischer in seiner Region sähen immer noch reichlich Öl. Nachdem Präsident Obama mehr als einmal von der größten Umweltkatastrophe in der US-Geschichte gesprochen hatte, verkündeten er und seine Regierung Anfang August Erstaunliches."

    Der Großteil der 700 Millionen Liter an ausgelaufenem Öl sei schon weg - abgesaugt, abgeschöpft, verbrannt, verdunstet. Das stimmt nicht, widersprachen unabhängige Wissenschaftler sofort. Seitdem geht die Debatte hin und her. Mal sagen Forscher, unter Wasser trieben noch riesige Ölschwaden, dann erklären andere Kollegen, ölfressende Bakterien vernichteten das Öl mit erstaunlicher Schnelligkeit.

    Vor kurzem berichteten Taucher vor der Küste von Louisiana davon, dass es unter der Wasseroberfläche eine große Zone gebe, in der alles Leben tot sei. Ob das eine Folge der Ölpest ist, konnten sie aber nicht mit Sicherheit sagen. Und wenn man Forscher nach den Langzeitfolgen fragt, hört man als Antwort meist: Wir wissen es einfach nicht genau. Klar ist, nachdem die US-Regierung Tausende Wasserproben genommen hatte, ist fast der gesamte Golf wieder für den Fischfang geöffnet.

    Und der Fisch ist sicher, verspricht der Einsatzleiter der US-Regierung, Admiral Zukunft. Das wollte kürzlich auch ein BP-Manager beweisen, als er in einem Restaurant in Louisiana vor Fernsehkameras demonstrativ Fisch und Shrimps aß. Peinlich nur, dass sich hinterher herausstellte, dass nichts davon tatsächlich aus den Gewässern von Louisiana stammte.