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Umweltfreundlich auf Dienstreise

Aus der Klimaschutzperspektive gehört die Steuerbefreiung, die für alle Dienstwagen unabhängig von deren Spritverbrauch gilt, zu den großen Ärgernissen der deutschen Steuerpolitik. Gleichzeitig versuchen aber auch Unternehmen, ihre Geschäftsreisen umweltverträglich zu gestalten. Um dies zu honorieren, wurde jetzt ein "Mobilitätspreis für umweltbewusste Geschäftsreisen" ausgelobt.

Von Dieter Nürnberger |
    Es ist das erste Mal, dass dieser Mobilitätspreis für umweltbewusste Geschäftsreisen vergeben wird. Und die Initiatoren wollen damit die Bemühungen von Unternehmen auf diesem speziellen Gebiet der Corporate Social Responsibilty unterstützen. Es geht also um Verantwortung der Unternehmen in ökologischer Hinsicht. Nun mögen vielleicht viele denken, dass Geschäftsreisen in Deutschland gar nicht so ein großes Umweltproblem darstellen, doch der Verkehrsclub Deutschland VCD widerspricht dieser Vermutung. Anja Hänel nennt als Vergleich die Urlaubsreisen der Deutschen, um die Relation deutlich zu machen:

    "Da gibt es eine nationale Statistik. Demnach ist so, dass Geschäftsleute 34 Mal mehr unterwegs sind als Privatpersonen, die in den Urlaub fahren. In Deutschland wurden dafür 2006 148,8 Milliarden Personenkilometer verfahren, das ist schon eine ganze Menge. "

    Der Mobilitätspreis wird dreimal vergeben. An Großunternehmen zum einen, sowie jeweils eine Auszeichnung für eine mittelständische Firma und ein kleines Unternehmen. Bei den großen Firmen hat ein Unternehmen die Nase vorn, welches bereits längst durch ein recht vorbildliches Engagement in anderen ökologischen Bereichen aufgefallen ist. Es geht um den Babykost-Hersteller "Hipp". Die Jury bescheinigt dieser Firma ein ökologisches Gesamtkonzept für nachhaltige Dienstreisen:

    "Dieses Unternehmen gestaltet schon seit Jahren das Travel-Management umweltverträglich. Fahrten werden beispielsweise durch Video- oder Webkonferenzen vermieden. Dies gilt vor allem für die Kommunikation zwischen den verschiedenen Standorten des Unternehmens. Hipp bietet auch Fahrgemeinschaften an, auch für Geschäftsreisen, nicht nur für den Berufsweg. Zudem werden viele Wege auch mit dem Zug abgewickelt. "

    Die Auszeichnung bei den mittelständischen Unternehmen ging an das Schweizer Forschungs- und Beratungsunternehmen "Infras" - auch hier sei ein nachhaltiger Ansatz im Bereich Reisemanagement vorhanden. So würden beispielsweise Besucher grundsätzlich darauf aufmerksam gemacht, dass bei diesem Unternehmen keine Kundenparkplätze vorhanden seien.

    Dafür gibt es aber umfangreiche Anleitungen, um den öffentlichen Personen-Nahverkehr zu nutzen. Die dritte Auszeichnung geht an den Verein "Alpine Pearls", hier sind Ferienorte in der Alpenregion zusammengeschlossen, die sich ohnehin auf nachhaltigen Tourismus konzentrieren - ein weitgehend autofreies Reisen wird hier propagiert - und dies gelte auch für die Mitarbeiter dieses Vereins auf ihren Geschäftsreisen, sagt Anja Hänel:

    "Bei "Alpine Pearls" war es vor allem interessant, dass sie sehr viele Kilometer durch eine geschickte Strukturierung der Reisen einsparen konnten. Die Manager fliegen sehr wenig - alles unter 500 Kilometer Entfernung wird nicht geflogen. Es wird auch der Nachtzug vermehrt genutzt. Das machen leider nicht alle Unternehmen. "

    Solch vorbildliches Verhalten wünschen sich die Ausschreiber des Mobilitätspreises von vielen Unternehmen. Und die Sache lohne sich auf jeden Fall, weil die CO2-Emissionen dadurch deutlich zu verringern seien, dies drücke ja auch das nationale Klimaschutzziel aus:

    "Wir haben ja in Deutschland das Klimaschutzziel "minus 40 Prozent" bis zum Jahr 2020. Man muss sich deutlich machen, dass allein schon durch eine verbesserte Technik im Auto und auch durch Sprit sparendes Fahrverhalten rund 40 Prozent eingespart werden können. Man müsste also nicht einmal unbedingt auf das Auto verzichten, um diesem Ziel auch näher zu kommen. "

    Die Auszeichnung ist eher ein ideeller Preis. Es gibt für die Sieger eine kleine Skulptur und jeweils eine "Bahncard 50" als Anerkennung. Und man hofft natürlich, dass sich auch im nächsten Jahr viele Nachahmer finden werden.