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Umweltfreundliche Landwirtschaft

Landwirtschaft kann auch mit relativ einfachen Mitteln und dann auch noch umweltfreundlich betrieben werden - das zeigt eine Sonderschau auf der "Agritechnica" in Hannover. Insbesondere auf die schonende Bodenbearbeitung liegt das Augenmerk der Aussteller.

Von Susanne Schrammar |
    Sie bieten keine komplizierten Technikinnovationen und auch keine beeindruckenden Maschinen und doch lohnt sich ein Besuch in den zwei kleinen Pavillons, die auf dem hannoverschen Messegelände der Agritechnica gleich neben Halle 11 liegen: Denn bei der Sonderschau "World Soil and Water Show" können Landwirte erfahren, wie sie mit ressourcenschonenden Methoden auch jede Menge Zeit und Geld sparen können. Aber dies ist eigentlich nur ein netter Nebeneffekt, denn im Mittelpunkt der Sonderschau geht es um die größte weltweite Herausforderung, der sich Landwirte künftig stellen müssen: die nachhaltige Nutzung von Wasser und Boden, sagt Organisator Achim Schaffner von der Deutschen Landwirtschaftsgesellschaft DLG.

    "Wir werden zum Beispiel Regionen haben, in der die Trockenheit zunehmen und somit Wasser mehr und mehr zum begrenzenden Faktor für die Erzielung von Erträgen auf den landwirtschaftlichen Nutzflächen dann sein wird. Das heißt also, dass letztendlich der Landwirt draußen im Feld auch auf die veränderten Verhältnisse, sprich zunehmende Trockenheit reagieren muss und deswegen ist auch ein hoher Informationsbedarf für die Landwirte gegeben, dem wir hier auf der Sonderausstellung nachgehen wollen."

    Neben Fachvorträgen und Grundlageninformationen zu den Themen Klimaschutz, Ackerbau auf Trockenstandorten und Landwirtschaft als Wasserproduzent gibt es in diesem Teil der Agritechnica auch ganz praktische Beispiele, etwa das Tröpfchenbewässerungssystem, das die Bundesforschungsanstalt für Landwirtschaft in Hannover vorstellt. Anders als bei stationären Anlagen werden die Tropfrohre und -schläuche mobil zur Bewässerung etwa von Salat, Kartoffeln, Erdbeeren oder Tomaten eingesetzt. Eine flexible Lösung, bei der das Wasser dorthin kommt, wo es gebraucht wird, direkt auf den Boden, sagt Heinz Sourell vom Institut für Agrartechnologie und Biosystematik.

    "Bisher wurde ja alle Beregnung über das Blatt verteilt und dadurch sind natürlich auch Blattkrankheiten oder andere Krankheiten bei Pflanzen in Form von Pilzkrankheiten, die man ja so kennt – so bei Erdbeeren diese Botritis oder Schimmelpilze, die wollen wir möglichst auch vermeiden, wenn die Pflanze trocken bleibt, weil es genau auf den Boden verteilt wird."

    Die Kosten für eine solche Anlage seien mit herkömmlichen Bewässerungssystemen vergleichbar, doch da hier keine Druckdüsen nötig seien, könnten auf diese Weise 20 Prozent Energie und Wasser eingespart werden. Dennoch sei die Nachfrage nach der mobilen Tröpfchenbewässerung relativ gering, wundert sich der Agrartechniker. Vielleicht liegt es daran, "dass man als Mensch das Wasser sehen will, wenn es verteilt wird, ich weiß es nicht."

    Traditionell tief verankerte Methoden zu verändern, ist gar nicht so einfach, hat auch Bernhart Streit von der Schweizerischen Hochschule für Landwirtschaft festgestellt. An seinem Stand in Pavillon 11 versucht der Wissenschaftler, Landwirten die Vorteile konservierender Bodenbearbeitung näher zu bringen. Dazu sollen Bauern möglichst auf konventionelle Wendepflüge verzichten, denn die zerstörten nicht nur die organismenreiche Ackerkrume, sondern verursachten auch Erosion im Boden, so Streit.

    "Es wächst nichts mehr, der Boden ist nicht geschützt, wenn Regentropfen von oben kommen, gibt es eine Abschwemmung, also, sie müssen aufhören, das zu machen und ersetzen durch eine Übergangslösung, durch Geräte, die den Boden nur noch oberflächlich bewegen und das Endziel wäre, wenn der Boden gar nicht mehr bewegt wird."

    Spezielle Maschinen, die das Saatgut direkt in tiefere Erdschichten einbringen, ohne die Ackerkrume zu zerstören, gibt es bereits und werden auf der Agritechnica auch gezeigt. Wer dann noch – wie in der Sonderschau in kleinen Beispielkästen gezeigt - auf den Anbau von Zwischenfrucht setzt, also nach der Ernte zum Beispiel Gräser oder Liguminosen pflanzt, der bereitet ein gutes Klima für Regenwürmer und andere wichtige Bodenorganismen und sorgt damit für eine bessere Wasserführung in den Erdschichten. Konservierende Bodenbearbeitung, sagt Experte Bernhard Streit, helfe beim Umweltschutz und mindere Zeit- und Geldaufwand.

    "Wir können mit gleich viel investiertem Kapital eine viel größere Fläche bearbeiten, wir brauchen weniger Arbeitszeit pro Fläche, wir haben weniger Schadstoffe in den Oberflächengewässern, weil die Erde nicht mehr weggeschwemmt wird – das ist möglich mit dieser Technik."