Mitten auf der Ostsee zwischen Flensburg und Dänemark, auf der Suche nach sauerstoffarmen Meeresgründen. Aus großen Schaufeln, ähnlich wie die von Baggern, wird vom Schiff aus Sand verklappt, Sand, der teilweise mit dem Schadstoff TBT belastet ist. Von Oktober bis März/April ist das erlaubt, etwa drei Seemeilen von der Küste entfernt. Joachim Voss vom Landesamt für Natur und Umwelt aus Schleswig-Holstein:
Das kommt unverpackt ins Meer, es ist so, dass das in Schuten kommt, diese Schuten fahren zur Schutzstelle. Die Schutzstelle ist mit einer Tonne markiert, sodass man genau weiß, wo das hinkommt.
TBT kommt über Schiffsanstriche leider überall in den Meeren vor. Der Stoff gilt als erbgutschädigend und verändert bei Schnecken sogar das Geschlecht. Wird nun zum Beispiel in Häfen oder im Kanal gebaggert, dann bleibt da Sand über zum Teil mit TBT-Resten. Und der wird dann mit Schuten in der Ostsee abgeladen, in sauerstoffarmen Senken. Höhere Lebewesen gibt es dort nicht mehr.
500.000 bis 750.000 Kubikmeter Baggergut werden pro Jahr allein in Schleswig-Holstein in die Nord- und Ostsee gebracht.
Auf Länder- und Bundesebene gibt es zwar Baggergutkonzepte, bisher aber gelten lediglich Richtlinien, so Christine Wenzel vom schleswig-holsteinischen Umweltministerium:
Es gibt bundesweit bei keinem Küstenland wirklich echte Grenzwerte, die ein K.O.-Kriterium sind, wo man sagt, wenn das überschritten wird, ist Schluss, dann darf nicht verklappt werden. Was es gibt, das sind Richtwerte. Und diese Werte sind zurzeit in der Diskussion.
Ohne Erlaubnis aber darf niemand Baggergut im Meer abladen. Bevor es soweit ist, wird das Material auf Schadstoffe hin untersucht. An der Ablagerungsstelle werden zusätzlich Strömungs- und Windgeschwindigkeiten gemessen. Die nämlich könnten die Verdriftung des Materials beeinflussen, und damit eine Verbreitung von Schadstoffanteilen in der Umgebung:
Dann ist ein Kriterium die Jahreszeit, in der verklappt wird. Im Sommer darf bei uns grundsätzlich nicht verklappt werden. Wir haben bereits Minimierungsmaßnahmen für die Verklappung. Denn im Sommer ist es so, dass man eine starke Produktion in der Wassersäule hat, es entsteht viel Plankton. Wenn man jetzt noch Baggergut einbringt, bringt man zusätzlich Nährstoffe ein, das führt dazu, dass man die Produktion einheizt, das führt zu einer Sauerstoffzehrung.
Die so genannte Verklappung von schadstoffbelastetem Material erzielt sogar positive Effekte, denn vorherige Belastungen an der Abladestelle können durch weniger belastetes Material reduziert werden, so Michael Rittmeier vom schleswig-holsteinischen Umweltministerium:
Das ist auf der einen Seite natürlich ein Punkt, wo man sagt, hallo, die verklappen TBT-haltiges Baggergut - wieso das denn? Auf der anderen Seite wird dadurch der genau gegenteilige Effekt erricht. Es wird TBT abgebaut.
Es gibt Situationen, in denen Sie dem Meer was Gutes tun, indem Sie einen Deckel drauf machen. Das hört sich an wie unter den Teppich kehren, aber faktisch ist es so, dass Sie im Meer ganz viele Sauerstofflöcher haben oder belastete Gebiete, wo in der Vergangenheit viel Schindluder getrieben worden ist. Ich erinnere nur an die Munitionsverklappung aus dem Zweiten Weltkrieg.
In der zentralen Lübecker Bucht gibt es eine Stelle, die durch ihre hohen Bleiwerte selbst höchste Richtlinien weit überschreitet. Eine Verklappungsstelle der Metallhütte Lübeck. Bis in die Nachkriegsjahre wurde sie genutzt:
Da scheint es zurzeit die richtigere Methode zu sein, da drauf tatsächlich nicht belastetes oder wenig belastetes Baggergut abzuladen, um sozusagen einen Deckel draufzulegen und den Stoff einzukapseln.
Meeresbiologe Kai Hoppe aber gibt zu bedenken, dass nicht jeder Stoff im Wasser abgebaut wird:
Blei ist Blei und bleibt Blei, das ist im Meeresboden am besten aufgehoben und wir können eigentlich froh sein, dass das von Sedimenten besserer Qualität abgedeckt wird und nicht so ohne weiteres in den Nahrungsablauf kommt.
Natürlich, am schönsten wäre es, die Sachen rauszuholen, an Land aufzubereiten, zu entsorgen, womöglich sogar wieder nutzen.
Zur Zeit wird das Baggergutkonzept überarbeitet. Rechtsgrundlagen haben sich geändert - TBT zum Beispiel wurde vor Jahren noch nicht berücksichtigt.
Künftig sollen die Schutzstellen außerdem stärker kontrolliert werden. Wer Baggergut im Meer ablädt, muss für eine lückenlose Dokumentation sorgen, das heißt: er muss nachweisen, wann, wo und wie viel Material er entladen hat. Zusätzlich sollen die Schutzstellen gesondert einem Überwachungsmonitoring unterzogen werden. Bis zum Frühjahr wird dann auf Bund-Länder-Ebene ein Rahmenkonzept vorliegen, das den Umgang mit Baggergut verbindlich regelt.
Das kommt unverpackt ins Meer, es ist so, dass das in Schuten kommt, diese Schuten fahren zur Schutzstelle. Die Schutzstelle ist mit einer Tonne markiert, sodass man genau weiß, wo das hinkommt.
TBT kommt über Schiffsanstriche leider überall in den Meeren vor. Der Stoff gilt als erbgutschädigend und verändert bei Schnecken sogar das Geschlecht. Wird nun zum Beispiel in Häfen oder im Kanal gebaggert, dann bleibt da Sand über zum Teil mit TBT-Resten. Und der wird dann mit Schuten in der Ostsee abgeladen, in sauerstoffarmen Senken. Höhere Lebewesen gibt es dort nicht mehr.
500.000 bis 750.000 Kubikmeter Baggergut werden pro Jahr allein in Schleswig-Holstein in die Nord- und Ostsee gebracht.
Auf Länder- und Bundesebene gibt es zwar Baggergutkonzepte, bisher aber gelten lediglich Richtlinien, so Christine Wenzel vom schleswig-holsteinischen Umweltministerium:
Es gibt bundesweit bei keinem Küstenland wirklich echte Grenzwerte, die ein K.O.-Kriterium sind, wo man sagt, wenn das überschritten wird, ist Schluss, dann darf nicht verklappt werden. Was es gibt, das sind Richtwerte. Und diese Werte sind zurzeit in der Diskussion.
Ohne Erlaubnis aber darf niemand Baggergut im Meer abladen. Bevor es soweit ist, wird das Material auf Schadstoffe hin untersucht. An der Ablagerungsstelle werden zusätzlich Strömungs- und Windgeschwindigkeiten gemessen. Die nämlich könnten die Verdriftung des Materials beeinflussen, und damit eine Verbreitung von Schadstoffanteilen in der Umgebung:
Dann ist ein Kriterium die Jahreszeit, in der verklappt wird. Im Sommer darf bei uns grundsätzlich nicht verklappt werden. Wir haben bereits Minimierungsmaßnahmen für die Verklappung. Denn im Sommer ist es so, dass man eine starke Produktion in der Wassersäule hat, es entsteht viel Plankton. Wenn man jetzt noch Baggergut einbringt, bringt man zusätzlich Nährstoffe ein, das führt dazu, dass man die Produktion einheizt, das führt zu einer Sauerstoffzehrung.
Die so genannte Verklappung von schadstoffbelastetem Material erzielt sogar positive Effekte, denn vorherige Belastungen an der Abladestelle können durch weniger belastetes Material reduziert werden, so Michael Rittmeier vom schleswig-holsteinischen Umweltministerium:
Das ist auf der einen Seite natürlich ein Punkt, wo man sagt, hallo, die verklappen TBT-haltiges Baggergut - wieso das denn? Auf der anderen Seite wird dadurch der genau gegenteilige Effekt erricht. Es wird TBT abgebaut.
Es gibt Situationen, in denen Sie dem Meer was Gutes tun, indem Sie einen Deckel drauf machen. Das hört sich an wie unter den Teppich kehren, aber faktisch ist es so, dass Sie im Meer ganz viele Sauerstofflöcher haben oder belastete Gebiete, wo in der Vergangenheit viel Schindluder getrieben worden ist. Ich erinnere nur an die Munitionsverklappung aus dem Zweiten Weltkrieg.
In der zentralen Lübecker Bucht gibt es eine Stelle, die durch ihre hohen Bleiwerte selbst höchste Richtlinien weit überschreitet. Eine Verklappungsstelle der Metallhütte Lübeck. Bis in die Nachkriegsjahre wurde sie genutzt:
Da scheint es zurzeit die richtigere Methode zu sein, da drauf tatsächlich nicht belastetes oder wenig belastetes Baggergut abzuladen, um sozusagen einen Deckel draufzulegen und den Stoff einzukapseln.
Meeresbiologe Kai Hoppe aber gibt zu bedenken, dass nicht jeder Stoff im Wasser abgebaut wird:
Blei ist Blei und bleibt Blei, das ist im Meeresboden am besten aufgehoben und wir können eigentlich froh sein, dass das von Sedimenten besserer Qualität abgedeckt wird und nicht so ohne weiteres in den Nahrungsablauf kommt.
Natürlich, am schönsten wäre es, die Sachen rauszuholen, an Land aufzubereiten, zu entsorgen, womöglich sogar wieder nutzen.
Zur Zeit wird das Baggergutkonzept überarbeitet. Rechtsgrundlagen haben sich geändert - TBT zum Beispiel wurde vor Jahren noch nicht berücksichtigt.
Künftig sollen die Schutzstellen außerdem stärker kontrolliert werden. Wer Baggergut im Meer ablädt, muss für eine lückenlose Dokumentation sorgen, das heißt: er muss nachweisen, wann, wo und wie viel Material er entladen hat. Zusätzlich sollen die Schutzstellen gesondert einem Überwachungsmonitoring unterzogen werden. Bis zum Frühjahr wird dann auf Bund-Länder-Ebene ein Rahmenkonzept vorliegen, das den Umgang mit Baggergut verbindlich regelt.