Die Segler im Rostocker Hafen warten auf besseres Wetter, um auszulaufen in die scheinbar große Freiheit auf See. Scheinbar - denn ganz so frei ist die See nicht mehr. Schon lange teilen Skipper und Kapitäne sich den Platz mit Ölbohrern, Leitungsbauern und Windparkbetreibern.
" Die ganze Nordsee ist ja vollgestellt im Prinzip, in der Mitte jedenfalls, von norwegischen, britischen und holländischen Plattformen zur Exploration und Exploitation von Öl und Gas. Das hat nie jemand geplant. So wie im Ruhrgebiet die Zechen im 19. Jahrhundert, so ähnlich ist das gewachsen, mit all dem Durcheinander auch, "
sagt Politikberater Hanns Buchholz. Der Hannoveraner gilt als Erfinder des so genannten "Integrierten Küstenzonenmanagements" - kurz IKZM. Der sperrige Ausdruck ist ein Appell für eine koordinierte Raumordnung auf dem Meer - so wie sie an Land schon lange vorgeschrieben ist. In einem Kabinettsbeschluss vom März dieses Jahres zählte die Bundesregierung allein 23 verschiedene Belange auf, die die Planung auf dem Meer berücksichtigen müsste. Dazu gehören neben Fischerei, Schifffahrt und Tourismus auch Umweltschutz, Energiegewinnung und etwa militärische Bereiche. Immer neue Nutzer erscheinen am Horizont. Hanns Buchholz:
"Denken Sie an die Marikulturen, also an die Aquakulturen im Meer, und zwar nicht nur Fische, sondern auch Pflanzen für pharmazeutische Industrie oder alles mögliche. Es gibt ja schon Anträge um Hotels zu bauen auf künstlichen Inseln oder auf fest verankerten Schiffen. Das heißt, es kommen immer mehr interessierte Leute mit Ideen, Investoren, die was machen wollen. "
Vieles ist nicht, oder in EU-Vorschriften nur allgemein, geregelt. Zwischen Bundesländern und Küstenstaaten widersprechen sich Gesetze. Zur Zeit zerbrechen sich vor allem Wissenschaftler die Köpfe darüber, wie man den drohenden Wildwuchs im Meer in den Griff bekommen kann. So vor kurzem im Kongresszentrum, gleich neben dem Rostocker Yachthafen, die Mitglieder der ehrwürdigen Akademie für Raumforschung und Landesplanung. Es geht viel um Gesetze und Verfahrensregeln, aber dahinter steht Grundsätzliches, erläutert der frühere Bundesminister und UNO-Manager Klaus Töpfer.
" Also die Küstenzonen sind hochproduktive Zonen, sind zentral für die wirtschaftliche und für die menschliche Entwicklung. Von daher ist die Frage - wie managen wir Küstenregionen - extrem wichtig. Insofern ist es gut, dass auch in Deutschland diese Frage gestellt wird, wo ja wenig Küste, aber sehr hoher wirtschaftlicher Druck auf diese Küste besteht."
Schon vor 15 Jahren forderte die Europäische Union, diese Gebiete in der Umweltgesetzgebung zu berücksichtigen. Gegen den Strom zwar, meint Christina von Haaren von der Universität Hannover.
" Beim Küstenzonenmanagement war das eine neue Entdeckung letztendlich. Eigentlich gegen die Paradigmen, die heute verkündet werden - dass man weniger regeln will - hat sich Raumordnung als ein notwendiges Instrument erwiesen. "
Aber die Fixierung auf wirtschaftliche Ausbeutung ist manchem Teilnehmer unbehaglich. Andreas Kannen etwa vom Forschungs- und Technologiezentrum Büsum:
" Was ist die Vision, wo wollen wir hin mit der Küste? Wollen wir sie als Energieproduktionsraum nutzen oder nur als Naturraum nutzen? "
Das Küstenmeer vergrößert manche Küstenstaaten erheblich. Es reicht 12 Seemeilen, also gut 20 Kilometer, in das Meer hinein. Daran grenzt die bis zu 40 Kilometer breite "ausschließliche Wirtschaftszone", in der die Staaten ihre Regelungen gegenseitig abstimmen. Auch diese Gebiete sollten im Sinne nachhaltiger Entwicklung sorgfältig gepflegt werden, so wie das Festland, sagt Hanns Buchholz.
" Bis heute ist es nicht richtig bewusst geworden, dass das Meer vor den Küsten zumindest Teil des eigenen Lebensraumes und Nutzungsraumes ist. Wir unterscheiden immer noch zwischen Land und Meer, als sei das etwas anderes. Also letztendlich ist das Meer von Wasser bedecktes Land. Was denn sonst?"
" Die ganze Nordsee ist ja vollgestellt im Prinzip, in der Mitte jedenfalls, von norwegischen, britischen und holländischen Plattformen zur Exploration und Exploitation von Öl und Gas. Das hat nie jemand geplant. So wie im Ruhrgebiet die Zechen im 19. Jahrhundert, so ähnlich ist das gewachsen, mit all dem Durcheinander auch, "
sagt Politikberater Hanns Buchholz. Der Hannoveraner gilt als Erfinder des so genannten "Integrierten Küstenzonenmanagements" - kurz IKZM. Der sperrige Ausdruck ist ein Appell für eine koordinierte Raumordnung auf dem Meer - so wie sie an Land schon lange vorgeschrieben ist. In einem Kabinettsbeschluss vom März dieses Jahres zählte die Bundesregierung allein 23 verschiedene Belange auf, die die Planung auf dem Meer berücksichtigen müsste. Dazu gehören neben Fischerei, Schifffahrt und Tourismus auch Umweltschutz, Energiegewinnung und etwa militärische Bereiche. Immer neue Nutzer erscheinen am Horizont. Hanns Buchholz:
"Denken Sie an die Marikulturen, also an die Aquakulturen im Meer, und zwar nicht nur Fische, sondern auch Pflanzen für pharmazeutische Industrie oder alles mögliche. Es gibt ja schon Anträge um Hotels zu bauen auf künstlichen Inseln oder auf fest verankerten Schiffen. Das heißt, es kommen immer mehr interessierte Leute mit Ideen, Investoren, die was machen wollen. "
Vieles ist nicht, oder in EU-Vorschriften nur allgemein, geregelt. Zwischen Bundesländern und Küstenstaaten widersprechen sich Gesetze. Zur Zeit zerbrechen sich vor allem Wissenschaftler die Köpfe darüber, wie man den drohenden Wildwuchs im Meer in den Griff bekommen kann. So vor kurzem im Kongresszentrum, gleich neben dem Rostocker Yachthafen, die Mitglieder der ehrwürdigen Akademie für Raumforschung und Landesplanung. Es geht viel um Gesetze und Verfahrensregeln, aber dahinter steht Grundsätzliches, erläutert der frühere Bundesminister und UNO-Manager Klaus Töpfer.
" Also die Küstenzonen sind hochproduktive Zonen, sind zentral für die wirtschaftliche und für die menschliche Entwicklung. Von daher ist die Frage - wie managen wir Küstenregionen - extrem wichtig. Insofern ist es gut, dass auch in Deutschland diese Frage gestellt wird, wo ja wenig Küste, aber sehr hoher wirtschaftlicher Druck auf diese Küste besteht."
Schon vor 15 Jahren forderte die Europäische Union, diese Gebiete in der Umweltgesetzgebung zu berücksichtigen. Gegen den Strom zwar, meint Christina von Haaren von der Universität Hannover.
" Beim Küstenzonenmanagement war das eine neue Entdeckung letztendlich. Eigentlich gegen die Paradigmen, die heute verkündet werden - dass man weniger regeln will - hat sich Raumordnung als ein notwendiges Instrument erwiesen. "
Aber die Fixierung auf wirtschaftliche Ausbeutung ist manchem Teilnehmer unbehaglich. Andreas Kannen etwa vom Forschungs- und Technologiezentrum Büsum:
" Was ist die Vision, wo wollen wir hin mit der Küste? Wollen wir sie als Energieproduktionsraum nutzen oder nur als Naturraum nutzen? "
Das Küstenmeer vergrößert manche Küstenstaaten erheblich. Es reicht 12 Seemeilen, also gut 20 Kilometer, in das Meer hinein. Daran grenzt die bis zu 40 Kilometer breite "ausschließliche Wirtschaftszone", in der die Staaten ihre Regelungen gegenseitig abstimmen. Auch diese Gebiete sollten im Sinne nachhaltiger Entwicklung sorgfältig gepflegt werden, so wie das Festland, sagt Hanns Buchholz.
" Bis heute ist es nicht richtig bewusst geworden, dass das Meer vor den Küsten zumindest Teil des eigenen Lebensraumes und Nutzungsraumes ist. Wir unterscheiden immer noch zwischen Land und Meer, als sei das etwas anderes. Also letztendlich ist das Meer von Wasser bedecktes Land. Was denn sonst?"