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Umweltpraktikum für ausländische Studenten

Sommerzeit ist für viele nicht nur Urlaubszeit. Zahlreiche Jugendliche nutzen die Schul- oder Semesterferien, um sich beispielsweise an Naturschutzprojekten zu beteiligen und dort Erfahrungen zu sammeln. Die Organisation "Internationale Jugendgemeinschaftsdienste" vermittelt solche Aufenthalte - so auch in diesem Jahr für ausländische Jugendliche in Deutschland. Diese Projekte dienen nicht nur zur Völkerverständigung, sondern ganz konkret auch dem Natur- und Umweltschutz. In Hamburg zum Beispiel hat eine international zusammengesetzte Gruppe Jugendlicher eine alte Wiese wieder zu einem Schutzgebiet reaktiviert.

Frank Schweikert |
    Sie sind stolz, aber auch ein bisschen müde, die 18 Jugendlichen, die in den vergangenen drei Wochen eine Pferdekoppel wieder in ein kleines Naturschutzgebiet zurückverwandelt haben. Vormittags den Spaten in der Hand und am Nachmittag Kulturprogramm. Aber alle hatten sie ein Ziel, so Herman Kukowski, Verantwortlicher für die Renaturierungsmaßnahme bei den Hamburger Wasserwerken, der Besitzerin des Grundstückes:

    Herman Kukowski: Unser Ziel war es, eine Grünlandfläche, die extensiv als Pferdeweide genutzt wurde, weiterhin in ihrem Artenbestand zu erhalten und die Neuansiedlung weiterer Arten, konkurrenzschwächerer Arten, zu fördern. Wir haben diese Fläche davor von einem Pflanzensoziologen kartieren lassen. Und der hat festgestellt, daß sich hier über 90 höhere Pflanzenarten befinden, unter denen auch einige auf der Hamburger Roten Liste sich befindende Arten dabei sind, zum Beispiel die Bachbunge, der blaugrüne Schwaden oder die Wissen-Segge.

    Mit Hilfe der jugendlichen Naturschützer wurde ein Teich ausgehoben und ehemalige Beetgräben wieder hergestellt. Mit Nitrat angereicherter Boden, auf dem sonst nur Brennesseln wachsen, wurde so umgeschichtet, daß wieder ein nährstoffarmer Boden entsteht, auf dem sich auch andere seltenere Pflanzen wieder wohl fühlen können. Denn in der Zeit, als das Gelände als Pferdekoppel genutzt wurde - haben es die Pferde unbewußt, aber ordentlich gedüngt.

    Den Jugendlichen soll, neben der praktischen Arbeit, auch das Thema Naturschutz vermittelt werden. Denn eine wirkungsvolle Umweltvorsorge verlangt auch ein Umdenken in der Bevölkerung und das kann, so Herman Kukowski, besonders sinnvoll durch die Sensibilisierung von Jugendlichen gefördert werden:

    Herman Kukowski: Die Absicht ist eigentlich Jugendliche an den Naturschutz heranzuführen und gleichzeitig ihr Interesse am Gewässer - und Ressourcenschutz zu wecken. Das ist für ein Wasser-Versorgungsunternehmen, wie die Hamburger Wasserwerke, sicher sehr erforderlich, daß wir die junge Generation auf den Gewässerschutz hin sensibilisieren, denn Biotop und Artenschutz in Verbindung mit Gewässerschutz ist eine sehr sinnvolle Maßnahme.

    Für die 18- köpfige Gruppe zwischen 16 und 23 Jahren sind solche Aktionen in ihren Heimatländern oft nicht üblich. Für den 21 jährigen Louis Herranz aus Madrid beispielsweise ist das Projekt eine grundlegende Erfahrung für sein Leben:

    Louis Herranz: Es ist nicht so normal in Spanien dieses zu machen. Normalerweise machen Leute andere freiwillige Arbeit, es gibt nicht so viele ökologische Organisationen in Spanien.

    Aus 8 Nationen sind sie teilweise weit angereist: aus der Türkei, Weißrußland und Spanien, ja sogar aus Mexiko kommen sie - organisiert von den internationalen Jugendgemeinschaftsdiensten in Bonn. Und einige davon, wie die 23-jährige Marta Kalinowska aus Polen wollen die Jugendworkcamps nicht mehr missen:

    Marta Kalinowska: Das ist schon mein 8. Workcamp. Vom ersten habe ich durch Zufall erfahren und nun bin ich schon zum dritten Mal in Hamburg. Und da es mir bisher sehr gefallen hat, bin ich auch in diesem Jahr wieder nach Hamburg gefahren.

    Die 18 Teilnehmer fahren wieder nach Hause, die Feldarbeit ist getan. In Zukunft kümmern sich die Hamburger Wasserwerke selbst um die ehemalige Pferdekoppel im Landschaftsschutzgebiet, und hoffen, daß sich vielleicht noch weitere seltene Pflanzen und Tiere ansiedeln, so Projektleiter Herman Kukowski:

    Herman Kukowski: Diese Fläche muss auf jeden Fall weiter bewirtschaftet werden. Allerdings in einer Form, die eine extensive Bewirtschaftung beinhaltet, also zwei Mal im Jahr wird gemäht und das Mähgut von der Fläche entfernt....

    ... jetzt muss nur noch ein Bauer gefunden werden, der das Mähgut als Dünger oder Futter verwenden kann und damit wird der ökologische Kreislauf auf der kleinen Naturschutzfläche im Norden Hamburgs wieder hergestellt - und das ganz im Sinne der Wasserwerke und der Bevölkerung. Denn die profitiert künftig davon, daß in der Nähe des Wasserwerkes Stellingen ganz sicher kein natürlicher oder künstlicher Dünger mehr in den Trinkwasserkreislauf gelangt.

    Kontaktadresse: Internationale Jugend-Gemeinschaftsdienste (IJGD) IJGD - Bundesverein Bonn Kaiserstraße 43 53113 Bonn Tel. 0228-228 00 0 Fax. 0228-228 0024