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Umweltprobleme erkennen, lösen und vermitteln

Windkraft ist an sich eine schöne Sache, sagt Wilhelm Windhorst vom Ökologie-Zentrum der Universität Kiel. Und das politische Ziel aller Ehren wert, fossile Rohstoffe mehr und mehr durch regenerative zu ersetzen. Schließlich ist der Zeitpunkt absehbar, zu dem die Ölquellen dieser Welt versiegen werden. Große Windparks vor unseren Küsten sollen dann hierzulande helfen, die Lücke zu schließen und die Energieversorgung zu sichern. Der Plan klingt einfach. Ist er aber nicht.

Von Jasper Barenberg |
    Wenn man an die Nordseeküste fährt und sieht, wie die Insel Sylt sich dazu stellt, stellt sich heraus, dass noch weitere Fragen dabei zu berücksichtigen sind: Zum Beispiel werden die Erwerbsquellen im Tourismus dadurch gefährdet; zum Beispiel werden die Naturschutzgebiete, also die Kleinstsäuger, dadurch negativ beeinflusst; zum Beispiel die Fragen der Schiffssicherheit. Dass heißt: wenn Sie herausfinden wollen, was wir wirklich wollen, müssen Sie diese Wechselwirkung zwischen diesen Fragen analysieren und Handlungsoptionen aufzeigen.

    Und eben das ist das Geschäft des Ökologie-Zentrums. Über Disziplingrenzen hinweg befassen sich hier Naturwissenschaftler, Mathematiker und Agrarwissenschaftler mit der Frage, wie negative Folgen begrenzt und positive Effekte gestärkt werden können, wo immer der Mensch in die Umwelt eingreift, wo immer natürliche Ressourcen wirtschaftlich genutzt werden. Ob es um die Verwendung gen-modifizierter Pflanzen in der Landwirtschaft geht oder um den Einsatz von Maschinen mit Hilfe von Satellitennavigation: bei der Lösung von Umweltproblemen gilt es immer auch, Nutzen und Gefahren abzuwägen, Beteiligte und Betroffene einzubeziehen und vor allem: diesen Prozess zu konzipieren und zu moderieren.

    Dafür braucht es Menschen, die in der Lage sind, nicht nur eine Frage zu bearbeiten, sondern auch das Umfeld dieser Frage ausleuchten zu können und die verschiedenen Beiträge, die aus den verschiedenen Disziplinen kommen, sinnvoll und naturwissenschaftlich reproduzierbar zu verknüpfen, damit auch die Entscheidungen auf einem soliden wissenschaftlichen Gebäude stehen, die daraufhin gegebenenfalls getroffen werden. Und dieses Wissen zu vermitteln, wie man das macht, ist eigentlich Ziel dieses Studiengangs.

    25 Plätze stehen dafür ab dem Wintersemester zur Verfügung. Wer bereits ein Studium der Agrar-, Wirtschafts- oder Naturwissenschaften in der Tasche hat, der kann hier in zwei Jahren seinen Master-Abschluss machen. Um dann in öffentlichen Verwaltungen oder in der freien Wirtschaft die Grundlagen zu erarbeiten für künftige politische Entscheidungen.

    Man nehme nur als Beispiel die Agrarpolitik der Europäischen Union, die ja sehr stark im Wandel ist und man sich auch zukünftig überlegen muss, wie gehen wir eigentlich mit den Mitteln um und warum geben wir welche Mittel wohin – und wie begründen wir dieses. Ich möchte Umweltleistungen erzeugen. Dann muss man natürlich diese Umweltleistungen beschreiben können und auch sagen können, wie viel diese Leistungen eigentlich wert sind. Und dann muss man auch noch Verfahren entwickeln, in welchen Räumen diese Umweltleistungen dann tatsächlich auch erbracht werden können und welche Strukturen zur Finanzierung geeignet sind, damit das Geld auch tatsächlich dort landet, damit diese Umweltleistungen auch von den Landbewirtschaftern dort realisiert werden.

    Beschäftigungsmöglichkeiten für Absolventen sieht Wilhelm Windhorst nicht nur in Deutschland und in Europa. Auch international steige der Bedarf an Mitarbeitern, die solide naturwissenschaftliche Kenntnisse mit hoher sozialer Kompetenz verbinden. Etwa in der Entwicklungszusammenarbeit.

    Das heißt, es reicht nicht aus, gute deutsche, französische, amerikanische Technik zu exportieren, sondern man muss es auch in einem Umfeld tun, was die Menschen, die dort leben die und später diese Technik nutzen wollen, mitnimmt.