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Umweltprogramm der Vereinten Nationen
UNEP stellt Fahrplan für effektiven Klimaschutz vor

Von Christel Blanke | 20.11.2014
    Auch in diesem Jahr gibt das UN-Umweltprogramm UNEP keine Entwarnung. Wenn die CO2-Emissionen nicht stärker zurückgefahren werden als bisher geplant, ist das Zwei-Grad-Ziel nicht zu erreichen. Steigt die Temperatur um mehr als zwei Grad, könnten Dürren und Fluten zunehmen, die Polkappen könnten abschmelzen. Soll das Ziel erreicht werden, müsste der Ausstoß klimaschädlicher Gase bis zum Ende des Jahrhunderts auf Null sinken, die CO2-Emissionen sogar schon bis 2070, heißt es im Klimabericht 2014, der jetzt weltweit vorgestellt wurde. Die bisherigen Zusagen sind dafür nicht ausreichend, sagt Niklas Höhne, einer der Autoren der Studie:
    "Wenn man anschaut, wie weit Länder derzeit Maßnahmen umsetzen und auch Zusagen gemacht haben, ist die Lücke in 2025 immer noch sieben bis zehn Gigatonnen. Und die Lücke 2030 ist 14 bis 17 Gigatonnen."
    Nicht eingerechnet sind dabei aber die jüngsten Zusagen der USA und Chinas. Die USA wollen ihre Treibhausgasemissionen bis 2025 um 26 bis 28 Prozent senken. China plant eine Reduzierung ab spätestens 2030. Das Wort spätestens ist dabei aus Sicht von Christiana Figueres, der Generalsekretärin des Sekretariats der Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen, von entscheidender Bedeutung:
    "Because what they are trying doing is to establish a date that they know they can achieve, but overachieve it in reality."
    Denn sie setzen sich ein Ziel, von dem sie wissen, dass sie es früher erreichen können, so Christiana Figueres. Heftige Kritik übt Figueres an der aktuellen Diskussion in Deutschland über die Zukunft der Kohle. Hier sagt sie eindeutig: Für Kohle ist kein Platz im künftigen Energiesystem, es sei denn, die CO2-Emissionen werden mit der CCS-Methode aufgefangen und unter die Erde verpresst:
    "There is no space for coal in a future energy system unless coal is abated with carbon capture and storage."
    In Deutschland ist CCS umstritten und Umweltstaatssekretär Jochen Flasbarth geht davon aus, dass es hierzulande auch nicht benötigt wird. Jedenfalls nicht für die Kohleverstromung, die nach und nach durch erneuerbare Energien ersetzt werden soll. Möglicherweise aber für CO2-Emissionen aus industriellen Prozessen, die technisch bedingt nicht vermieden werden können:
    "Ich kann mir vorstellen, dass wir dauerhaft ohne Fracking auskommen, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass wir vollständig auf CCS verzichten können, wenn man jetzt in Jahrzehnten denkt."
    Auf der Weltklimakonferenz in Paris Ende des kommenden Jahres will die Staatengemeinschaft ein neues Klimaschutzabkommen verabschieden. Bis kommenden März sollen alle Staaten melden, um wie viel sie ihren Treibhausgasausstoß reduzieren wollen. Einbezogen werden dabei erstmals auch Schwellen- und Entwicklungsländer. Um die zu unterstützen, wird ein Klimafonds aufgelegt. Die Bundesregierung hat für die Erstauffüllung 750 Millionen Euro zugesagt. In Berlin treffen sich heute Vertreter von rund 20 Staaten, um ihre Beiträge anzukündigen. Bekannt ist unter anderem, dass die USA drei Milliarden Dollar zur Verfügung stellen wollen, Japan gibt 1,5 Milliarden. Erwartet werden heute Zusagen von rund neun Milliarden Dollar. Insgesamt sollen mindestens zehn Milliarden Dollar zusammen kommen. Mit dem Geld, so Umweltstaatssekretär Flasbarth, soll Entwicklungsländern zweierlei ermöglicht werden:
    "Einerseits ihre Klimapfade in Richtung low carbon economies zu beschreiten. Also ihre wirtschaftliche Entwicklungsdynamik nicht abbremsen zu müssen, aber klimaverträglich auszugestalten. Und zweitens sich auf den Klimawandel, der unvermeidbar ist einzurichten."
    Am frühen Nachmittag soll das Ergebnis der Geberkonferenz veröffentlicht werden.