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Umweltstandards für Autowasch-Anlagen

Inzwischen ist es Alltag: alle rund 1500 Autowasch-Anlagen in Deutschland müssen gewisse Umweltmindeststandards erfüllen - mit Blick auf das Abwasser zum Beispiel oder den Einsatz von Reinigungschemikalien. Einigen Betreibern von Autowasch-Anlagen sind die Mindeststandards nicht ausreichend genug und deshalb haben sie den Verein zur Förderung der Autowasch-Qualität, kurz VFA ins Leben gerufen. Ihre speziellen Verpflichtungen lassen sie vom TÜV-Nord überprüfen.

Von Martin Koch | 04.05.2004
    Ob Sportcoupé oder Familienkutsche - im reinigenden Strahl der Hochdruckvorwäsche sind alle Autos gleich. Und ihre Fahrer wissen genau, was sie von einer Waschanlage wollen:

    Dass das Auto hinterher auch wirklich sauber ist, dass ich keine Ecken mehr hab, die dreckig sind. Dass alles gereinigt wird, dass ich nicht viel nacharbeiten muss, der Wagen trocken rauskommt, keine Beschädigungen, Service sowieso. Am wichtigsten ist mir, dass ich da gut reinkomme. Auf jeden Fall, dass die Bürsten aus Textilstoffen sind, weil die lackschonender sind.

    Dr. Paul Widmer gibt sich dagegen nicht so schnell zufrieden. Deutschlands einziger Waschstraßen-Tester hat in den vergangenen sechs Jahren bei mehr als 200 Tests ein ausgeklügeltes System entwickelt:

    Ich fahre grundsätzlich mit meinem eigenen Wagen durch. Den kenne ich in der Zwischenzeit sehr gut, wo die einzelnen Knackpunkte sind, und wir gucken uns zusätzlich zusammen mit dem Betreiber noch neun weitere Fahrzeuge an und betrachten uns, ja, von der Felge bis zum Dach sämtliche Punkte, die gereinigt werden sollen, die auch sauber rauskommen müssen.

    Besonders gut geeignet sind schwarze Fahrzeuge mit verwinkelten Aufbauten. Erst daran zeigt sich, wie genau die Mitarbeiter es bei der manuellen Vorwäsche nehmen. Doch letztendlich wird ein Auto nur sauber durch viel Chemie. Shampoo und Schaumglanzpolitur, Unterbodenkonservierung und Heißwachs - Paul Widmer kontrolliert sehr genau, ob die Dosierpumpen im Maschinenraum die richtige Menge der zum Teil hochgiftigen Substanzen ins Wasser mischen - und ob die Mitarbeiter regelmäßig im richtigen Umgang mit ihnen unterwiesen wurden. Dass nichts von der Waschbrühe ins öffentliche Abwassernetz zurückfließen kann, muss ebenfalls gewährleistet sein. Dafür lässt er Niederlassungsleiter Ralf Klinger in den Gulli hinabsteigen und einen Liter Wasser aus dem Abfluss entnehmen. Die Probe untersucht Widmer auf Rückstände, Leitfähigkeit und pH-Wert. So erkennt der promovierte Biologe, ob die Anlage richtig eingestellt ist. Die ermittelten Messwerte sind unumstößlich, mal ein Auge zudrücken ist für den Schweizer nicht drin:

    Ich bin schon streng dabei. Ich möchte schon, dass die Leute leben können mit dem, was ich mache, aber es gibt schon Betriebe, die das Zertifikat nicht bekommen haben, die nacharbeiten mussten.

    In Hattingen ist das nicht nötig, die anderthalb Jahre alte Anlage mit ihren synthetischen Textilfasern ist auf dem neuesten Stand, bestätigt Paul Widmer:

    Das Wasch- und Trockenergebnis ist sehr gut. Einen kleinen Knackpunkt, an dem man noch arbeiten könnte, sind die Felgen. Das ist ein Punkt, der eigentlich in jeder Waschstraße zu Kopfschmerzen führt.

    Trotzdem: die Anlage besteht den Test souverän. Durch ihre moderne biologische Wasseraufbereitung benötigt sie für eine Wäsche weniger als 40 Liter Frischwasser, ein Spitzenwert in der Branche. Ein weiteres Jahr lang darf sie sich mit der blauweißen TÜV-Plakette schmücken. Der freiwillige Test bietet nach Ansicht von Betreiber Thomas Gerhold einen doppelten Nutzen:

    Das ist einmal die innerbetriebliche Seite, dass wir uns ja auch einige Zeit auf diesen Termin vorbereiten und genau hinschauen und die Mitarbeiter motiviert sind und zum andern natürlich dem Autofahrer draußen zu signalisieren: du kannst uns vertrauen.

    Als Vorsitzender des Vereins zur Förderung der Autowasch-Qualität bedauert Thomas Gerhold es, dass sich bislang erst gut dreißig Anlagen vom TÜV zertifizieren lassen. Doch er kennt auch die Gründe der zum Teil kleinen Unternehmen:

    Es gibt Betreiber, die sich das nicht zutrauen, weil sie meinen, bestimmte Kriterien nicht erfüllen zu können, zum andern ist es bei dem einen oder andern auch eine Kostenfrage.

    Immerhin kostet der Test ca. 900 Euro. Eine Investition in den Umweltschutz, der auch bei den Kunden eine immer wichtigere Rolle spielt:

    Ja, ganz groß, auf jeden Fall. Dass hier auch das Wasser aufgefangen wird und nicht in die Kanalisation geht, das find ich schon gut an der Waschstraße. Wenn das alles mit den Kosten vereinbar ist, also wenn es dadurch nicht viel teurer wird, finde ich das sehr wichtig.