
Die zehntägigen Verhandlungen seien weit hinter dem nötigen Fortschritt zurückgeblieben, sagte Greenpeace-Vertreter Jannes Stoppel: "Hier wird verhandelt, als hätten wir noch Jahrzehnte." Die rasante Veränderung des Weltklimas und die zähen Verhandlungen klafften weit auseinander.
Oxfam-Klimaexperte Jan Kowalzig sagte der Deutschen Presse-Agentur, in Bonn seien die Delegationen nur zentimeterweise vorangekommen. Einige Themenstränge hätten wegen fehlender Einigkeit auf den November verschoben werden müssen: "Das ist zwar nicht ungewöhnlich, angesichts der Dramatik der sich immer weiter verstärkenden Klimakrise und insbesondere der Folgen für die Länder des Globalen Südens dennoch sehr frustrierend."
"Handlungsfähig auch ohne die USA"
Auch Viviane Raddatz, Klimachefin beim WWF Deutschland, sieht nach eigenem Bekunden keine nennenswerten Fortschritte. Positiver urteilte die Organisation Germanwatch. Die Verhandlungen hätten "vor allem kleine technische Fortschritte" gebracht. Zudem habe sich gezeigt, dass die Staatengemeinschaft in wichtigen Feldern auch ohne die USA handlungsfähig sei. Präsident Trump hatte im Januar den Austritt seines Landes aus dem Pariser Klimaabkommen angekündigt.
Susann Scherbarth vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland machte insbesondere auf den europäischen Beitrag aufmerksam. Sollte die EU ihre Ziele verwässern, wäre das "ein klimapolitisches Eigentor mit Signalwirkung".
EU noch uneinig
Bis zum Herbst müssen die Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen neue Klimaschutzpläne vorlegen, darunter auch die Europäische Union. Im Mittelpunkt der europäischen Debatte steht das Ziel für CO2-Reduktionen bis 2040. Dabei handelt es sich um ein Zwischenziel auf dem Weg zur Klimaneutralität bis zum Jahr 2050. Die EU-Kommission hatte bislang eine Verringerung der Kohlendioxid-Emissionen um mindestens 90 Prozent im Vergleich zu 1990 als Zwischenziel angestrebt.
Gegenwind kommt inzwischen von mehreren Staaten, darunter etwa Frankreich, Italien und Tschechien. Sie argumentieren unter anderem mit einem Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit. So hätten etwa Branchen wie die Stahlindustrie mit einer unfairen Konkurrenz aus Drittstaaten wie China zu kämpfen. "Wir werden einen gewissen Pragmatismus brauchen", hatte EU-Klimakommissar Hoekstra bereits im April erklärt. Die Kommission will einen offiziellen Entwurf für das 2040er-Klimaziel bereits am kommenden Dienstag vorstellen.
Die UNO-Klimakonferenz COP30 im November wird von Brasilien ausgerichtet.
Diese Nachricht wurde am 26.06.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.