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Unabhängig mit der eigenen Wasserstofftankstelle

Technik. – Seit gestern zieht wieder einmal die weltweit größte Industriemesse Entwickler, Anwender und einfach nur Technikbegeisterte in die Messehallen Hannovers. Der Anblick der zahllosen technischen Neuerungen für nahezu jeden Aufgabenbereich lässt beim Betrachter indes kaum den Eindruck erstehen, dass der wirtschaftliche Aufschwung hierzulande nur schleppend in Gang kommt. Mit Innovationen wie geräuscharmen Presslufthämmern oder Wasserstoff getriebenen Rollern buhlen die Aussteller um Investoren für ihre ambitionierten Projekte und Entwicklungen.

    Wenn es um seine neue Entwicklung geht, gibt sich Udo Kreißig von der Technischen Universität Chemnitz eher zugeknöpft. Nur soviel will der Ingenieur zu seiner Verbesserung von Presslufthämmern verraten: die Wirkungsweise sei an den Zweitaktmotor angelehnt. Aus gutem Grund ist Kreißig zu den technischen Details verschwiegen, denn es winkt ein beachtlicher Markt für seine Entwicklung. So sollen spätestens im Jahre 2006 mit Inkrafttreten der neuen Arbeitsschutzordnung herkömmliche Presslufthämmer durch geräusch- und vibrationsärmere Modelle ausgetauscht sein. "In unserem Prinzip der Luftspülung wird im Hammergriff ein Luftpolster aufgebaut, das die Vibrationen absorbiert. Während herkömmliche Presslufthämmer eine Vibrationsbeschleunigung von 8,5 Metern pro Quadratsekunde aufweisen, liegt unser Modell unter zwei Metern pro Quadratsekunde." Damit erreicht Luftspülungstechnik Vibrationen weit unterhalb der vom Gesetzgeber geforderten Grenzwerte.

    "Johnny" dagegen ist nicht zum ersten Mal auf der Hannovermesse. Allerdings lernte der zweibeinige Roboter der Technischen Universität München inzwischen allerhand dazu. So gerät die Maschine auch nicht ins Straucheln, wenn ihr willkürlich Hindernisse in den Weg gestellt werden. "Johnny erhielt zusätzlich ein Sicht- und Führungssystem, das an unserem Lehrstuhl entwickelt wurde. Ein Stereokamera-Paar ermöglicht dem Roboter, einen Hindernisparkcour visuell zu erfassen und zu vermessen. Daraus berechnet Johnny automatisch die Schrittlängen, die nötig sind, um an ein Hindernis heranzutreten und im nächsten Schritt darüber zu steigen", erklärt Oliver Lorch vom Lehrstuhl für Steuerungs- und Regelungstechnik der Technischen Universität München. Johnny sei damit die erste zweibeinige Roboter weltweit, dem solche Kunststücke fehlerfrei gelingen.

    Wenig erfreut dürfte der Finanzminister sein über die Entwicklung von Josef Zeitler aus dem nordbayerischen Speinshart. Der findige Tüftler verpasste einem Motorroller nicht nur eine Wasserstoff-Brennstoffzelle, sondern entwickelte überdies eine Tankstelle gleich dazu, die bequem in eine Garage passt. "Wir wollten eine Möglichkeit für jeden einzelnen schaffen, den nötigen Wasserstoff selbst zu erzeugen. Dazu koppelten wir ein Solarfeld an eine Brennstoffzelle. So liefert die Sonne die Energie, mit der aus Leitungswasser Wasserstoff abgespalten wird", so Zeitler. Damit ginge es auch Tankstellenbetreibern an den Kragen, die nur noch bei längeren Überlandstrecken angefahren werden müssten. Dem Roller sieht man seine technische Finesse indes kaum an. Lediglich ein kofferähnliches Gebilde unter dem Bodenblech deutet den Metallhydridtank an, in dem der Treibstoff atomar gebunden wird. "Dadurch erzielen wir eine hohe Sicherheit bei einem Unfall. Bei einem Leck tritt zwar etwas Wasserstoff aus, doch das Loch friert sofort zu und der Tank wird so wieder verschlossen."

    [Quelle: Wolfgang Noelke]