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Unangenehme Vergangenheit

Der Weltradsport-Verband UCI würde die Akte Armstrong am liebsten schließen. Der Tag danach jedoch zeigt: Für beide – für die Armstrong und die UCI – ist noch nichts ausgestanden.

Von Bastian Rudde | 23.10.2012
    Die wohl prominenteste Stimme, die sich erhob, war die von WADA-Präsident John Fahey – und sie richtete sich direkt an den Radsport-Weltverband UCI: Niemand, der in Armstrongs Jahren an verantwortlicher Stelle bei der UCI tätig war, dürfe diesen Posten weiterhin besetzen. Der Verband müsse sich selber fragen, ob man genug gegen Doping unternommen habe.

    Ohne diese Absicht zu äußern, legte Fahey, der weltweite Chef-Dopingjäger, mit seinen Sätzen den Finger in die offene Wunde der UCI: Das vermeintliche Wegschauen der Verbandsspitze in Sachen Armstrong. So legt es der Bericht der US-Anti-Doping-Agentur USADA nahe.

    Derweil schloss das Internationalen Olympische Komitee, deren Mitglied auch UCI-Präsident Pat McQuaid ist, Sanktionen gegen die Spitzenfunktionäre oder die UCI selbst aus. Am Freitag will der Weltradsportverband über das weitere Vorgehen beraten.

    Kritik kam von einem der Kronzeugen, nämlich Tyler Hamilton. Der ehemalige Teamgefährte Armstrongs und wohl prominentste Zeuge der USADA sagte, unter dem bis 2013 gewählten McQuaid sei keine bedeutsamer Neuanfang möglich, er habe keinen Platz mehr im Radsport.

    Der 41-jährige Armstrong selbst muss derweil den erwartbaren, möglichen Folgen des Doping-Skandals in die Augen blicken: Ihm drohen Rückforderungen von Bonuszahlungen oder Siegesprämien und im Falle einer Anklage wegen Meineids sogar Haft. Das Justizministerium untersucht zudem, ob in seiner Ära für das staatlich unterstützte US-Postal-Team öffentliche Gelder missbraucht wurden.

    Für das Postal-Team fuhr zeitweise auch der Norweger Steffen Kjärgaard. Er räumte heute ein, mit EPO gedopt zu haben. Seinen Posten als Sportdirektor beim norwegischen Verband musste er räumen. Ein weiterer Fall, aber nicht mehr spektakulär genug, um mehr als eine Randnotiz zu sein.