Die Wissenschaftler wollten es genau wissen: Rund um den Bodensee legten sie im Sommer 2006 drei umzäunte Versuchsteiche an, so genannte "Sentinellen." Darin setzten sie Enten mit gestutzten Flügeln aus. Dann banges Warten auf den nächsten Vogelzug: Wie schnell würden sich wohl die Versuchstiere, die regelmäßig untersucht wurden, mit dem gefährlichen H5N1-Virus infizieren? Überraschendes Ergebnis: In keinem einzigen Fall wurde das gefährliche Virus übertragen. In wenigen Einzelfällen kam es lediglich zur Ansteckung mit weitaus ungefährlicheren Varianten der Vogelgrippe. Der Vogelkundler Wolfgang Fiedler, Leiter des Max-Planck-Institutes für Ornithologie in Radolfzell, weiß nicht so recht, ob er sich über dieses Ergebnis freuen soll oder nicht:
"So halb halb, würde ich sagen. Also, natürlich wäre es schön gewesen, rein wissenschaftlich gesehen, wenn wir mehr hochpathogene Fälle gefunden hätten. Denn dann hätten wir mehr darüber gelernt, wie die verbreitet werden. Andererseits sind wir natürlich heilfroh, jetzt mal rein politisch und als Mensch gesprochen, dass wir die eben genau nicht hatten."
Bleibt die Frage: Warum kam es Anfang 2006 so häufig zu Infektionen erst in Mecklenburg-Vorpommern, dann am Bodensee, schließlich quer durch die Republik? Hier können die Experten nur mit einer Hypothese dienen: Der Winter 2005/2006 fiel ungewöhnlich kalt aus, wobei es in Osteuropa noch kälter war als hierzulande.
"Dass Wasservögel sehr, sehr stark darauf reagieren, ob ein Winter hart oder mild ist, kommt aus den Analysen sehr gut raus, die wir jetzt anhand markierter Vögel gemacht haben. Insofern kann man schließen, dass 2005/2006 ganz extrem viele Wasservögel aus Osteuropa zu uns gekommen sind, wahrscheinlich mehr als in einem Durchschnittswinter und sicher mehr als im letzten und im vorletzten Winter, die ausgesprochen mild waren."
Daneben führte die extreme Kälte Anfang 2006 zu einem weiteren Effekt. Christian Griot vom Schweizerischen Bundesamt für Veterinärwesen:
"Die Kälte hat aber auch einen indirekten Einfluss auf das Virus. Das heißt: In der Kälte ist vor allem das Virus stabiler. Bei warmen Umgebungstemperaturen geht man davon aus, dass das Virus sich etwas schneller zersetzt als in der Kälte."
Doch die Temperaturen als einzige Ursache für die Verbreitung der Vogelgrippe anzusetzen, wäre zu kurz gegriffen. Schließlich beobachteten die Wissenschaftler im Sommer des vergangenen Jahres vereinzelt H5N1-Fälle zuerst in Nürnberg, dann in Ostdeutschland. Ursache: Bislang unbekannt. Ein Ergebnis hat das Forschungsprojekt aber auf jeden Fall gebracht. Wolfgang Fiedler:
"Was wir aber auch gesehen haben in einer Studie am Bodensee, dass die tatsächlichen Wasservogelkontakte aus Geflügelhaltungen sehr, sehr klein sind. Also das kommt nicht so oft vor wie ursprünglich gedacht, dass sich die Enten zu den Hühnern dazu setzen. Das ist ein regional zumindest sehr seltenes Ereignis."
Dementsprechend niedriger sei das Risiko, dass infizierte Wasservögel das Virus auf Hausgeflügel übertragen können. Dennoch halten die Forscher auch im Nachhinein die Stallpflicht als Maßnahme gegen die Ausbreitung der Vogelgrippe für sinnvoll. Dadurch ließe sich die Wahrscheinlichkeit zufälliger Kontakte nochmals minimieren. Bis 2009 läuft das Forschungsprojekt "Constance" weiter. Die Hauptaufgabe der Wissenschaftler besteht in der Erforschung der äußerst komplizierten Vogelzugbewegungen. Daraus lässt sich ersehen, wie das H5N1-Virus überhaupt erst von Asien nach Europa gelangen konnte. Bereits in den ergangenen zwei Jahren wurden im Rahmen des Projektes "Constance" viele Tausend Vögel auch in Osteuropa markiert - mit zum Teil erstaunlichen Resultaten. Wolfgang Fiedler vom Max-Planck-Institut für Ornithologie in Radolfzell:
"Also die langjährige Vermutung, die man schon hatte, dass starke Verbindungen von Sibirien über Russland nach Deutschland bestehen und in andere Richtungen dann weiter nach Süddeutschland und in die Schweiz über Südfrankreich nach Spanien, das hat sich bestätigt in der Analyse der Daten. Und man hat gleichzeitig aber auch gesehen, durch individuelle Verfolgung von Vögeln, dass es auch ganz andere Zugbewegungen geben kann, zum Beispiel die Stockente, die im Mai im Sankt Petersburger Raum fliegt und im Juli schon wieder am Bodensee sitzt. Das sind Bewegungen, mit denen hat niemand so richtig gerechnet. Jetzt wissen wir: Das gibt es wirklich!"
"So halb halb, würde ich sagen. Also, natürlich wäre es schön gewesen, rein wissenschaftlich gesehen, wenn wir mehr hochpathogene Fälle gefunden hätten. Denn dann hätten wir mehr darüber gelernt, wie die verbreitet werden. Andererseits sind wir natürlich heilfroh, jetzt mal rein politisch und als Mensch gesprochen, dass wir die eben genau nicht hatten."
Bleibt die Frage: Warum kam es Anfang 2006 so häufig zu Infektionen erst in Mecklenburg-Vorpommern, dann am Bodensee, schließlich quer durch die Republik? Hier können die Experten nur mit einer Hypothese dienen: Der Winter 2005/2006 fiel ungewöhnlich kalt aus, wobei es in Osteuropa noch kälter war als hierzulande.
"Dass Wasservögel sehr, sehr stark darauf reagieren, ob ein Winter hart oder mild ist, kommt aus den Analysen sehr gut raus, die wir jetzt anhand markierter Vögel gemacht haben. Insofern kann man schließen, dass 2005/2006 ganz extrem viele Wasservögel aus Osteuropa zu uns gekommen sind, wahrscheinlich mehr als in einem Durchschnittswinter und sicher mehr als im letzten und im vorletzten Winter, die ausgesprochen mild waren."
Daneben führte die extreme Kälte Anfang 2006 zu einem weiteren Effekt. Christian Griot vom Schweizerischen Bundesamt für Veterinärwesen:
"Die Kälte hat aber auch einen indirekten Einfluss auf das Virus. Das heißt: In der Kälte ist vor allem das Virus stabiler. Bei warmen Umgebungstemperaturen geht man davon aus, dass das Virus sich etwas schneller zersetzt als in der Kälte."
Doch die Temperaturen als einzige Ursache für die Verbreitung der Vogelgrippe anzusetzen, wäre zu kurz gegriffen. Schließlich beobachteten die Wissenschaftler im Sommer des vergangenen Jahres vereinzelt H5N1-Fälle zuerst in Nürnberg, dann in Ostdeutschland. Ursache: Bislang unbekannt. Ein Ergebnis hat das Forschungsprojekt aber auf jeden Fall gebracht. Wolfgang Fiedler:
"Was wir aber auch gesehen haben in einer Studie am Bodensee, dass die tatsächlichen Wasservogelkontakte aus Geflügelhaltungen sehr, sehr klein sind. Also das kommt nicht so oft vor wie ursprünglich gedacht, dass sich die Enten zu den Hühnern dazu setzen. Das ist ein regional zumindest sehr seltenes Ereignis."
Dementsprechend niedriger sei das Risiko, dass infizierte Wasservögel das Virus auf Hausgeflügel übertragen können. Dennoch halten die Forscher auch im Nachhinein die Stallpflicht als Maßnahme gegen die Ausbreitung der Vogelgrippe für sinnvoll. Dadurch ließe sich die Wahrscheinlichkeit zufälliger Kontakte nochmals minimieren. Bis 2009 läuft das Forschungsprojekt "Constance" weiter. Die Hauptaufgabe der Wissenschaftler besteht in der Erforschung der äußerst komplizierten Vogelzugbewegungen. Daraus lässt sich ersehen, wie das H5N1-Virus überhaupt erst von Asien nach Europa gelangen konnte. Bereits in den ergangenen zwei Jahren wurden im Rahmen des Projektes "Constance" viele Tausend Vögel auch in Osteuropa markiert - mit zum Teil erstaunlichen Resultaten. Wolfgang Fiedler vom Max-Planck-Institut für Ornithologie in Radolfzell:
"Also die langjährige Vermutung, die man schon hatte, dass starke Verbindungen von Sibirien über Russland nach Deutschland bestehen und in andere Richtungen dann weiter nach Süddeutschland und in die Schweiz über Südfrankreich nach Spanien, das hat sich bestätigt in der Analyse der Daten. Und man hat gleichzeitig aber auch gesehen, durch individuelle Verfolgung von Vögeln, dass es auch ganz andere Zugbewegungen geben kann, zum Beispiel die Stockente, die im Mai im Sankt Petersburger Raum fliegt und im Juli schon wieder am Bodensee sitzt. Das sind Bewegungen, mit denen hat niemand so richtig gerechnet. Jetzt wissen wir: Das gibt es wirklich!"