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Uncle Sam - allseits nutzbares Phänomen der populären Kultur

Man kennt ihn. Den hageren, groß gewachsenen, älteren Herr. Weißhaarig, mit Zylinder und Ziegenbart und sehr energischem Blick streckt er den Finger aus: Uncle Sam. Was kaum einer weiß: Die Nationalfigur der Vereinigten Staaten basiert auf einem Wortspiel des frühen 19. Jahrhunderts.

Von Ulrich Biermann und Veronika Bock | 15.09.2011
    "Brother Ali: Uncle Sam goddamn"

    Gottverdammt Uncle Sam, überall beliebt ist er nicht mehr. Dabei war er einst gern beschworener Dienstherr, Vorbild, Ikone, die den soldatischen Takt vorgab.

    "I love working for Uncle Sam"

    Und dann dies:

    "You need Uncle Sam, You need Uncle Sam"

    Uncle Sam, der Mann am Klavier in der Werbung.

    "Uncle Sam ist eine der interessantesten und populärsten amerikanischen Ikonen"

    James Heintze, ehemaliger Bibliothekar, der Universität Washington

    "Sein Ursprung liegt in Troy, New York, 1812 in einer Fleischfabrik."

    1812, die ehemalige Kolonie kämpft erneut gegen die Briten um Unabhängigkeit. Fleischfabrikant Samuel Wilson schließt einen Vertrag mit der Armee. Fässer mit Rindfleisch werden an die Front geliefert.

    "Auf den Fässern der Stempel US, für: Vorräte der US Regierung"

    "Aber einige der Arbeiter in der Fabrik witzelten, die Abkürzung US stünde für Uncle Sam."

    "Uncle Sam, ein interner Witz. Denn Samuel Wilson wird in seiner Fleischfabrik von allen nur "Uncle Sam" genannt. Und mit den Rindfleischfässern verbreitet sich das Wortspiel im Land."

    In weniger als zwei Jahrzehnten, so die Legende, wird Uncle Sam zum Synonym für die US-Regierung. Literaten, Journalisten und vor allem Karikaturisten greifen es auf. Das heutige Bild von Uncle Sam entsteht allerdings erst gegen Ende des Ersten Weltkriegs.

    "I want you."

    Direkt auf den Betrachter richtet der strenge Onkel seinen Zeigefinger. Uncle Sam will die Bürger als Soldaten und Geldgeber für Kriege. Und der gestrenge Onkel hat nachhaltigen Erfolg. Nicht nur politisch

    Präsidenten jedes Lagers und Ministerien werben mit seinem Bild. Und auch die Industrie nutzt das Nationalsymbol vielfältig.

    "Besser denn je. Uncle Sam Tabak"

    "Ex - Lax. Uncle Sam gegen Verstopfung und für die Verdauung"

    "Mit Stars and Stripes gegen Achselschweiß. Uncle Sam, auch als Badeschaum erhältlich."

    "I want you"

    "Der Senat hat beschlossen, dass der Kongress Uncle Sam Wilson aus Troy, New York die Ehre bezeugt Stammvater des amerikanischen Nationalsymbols Uncle Sam zu sein."

    1961 erkennt der Kongress die Legende vom Fleischfabrikanten, trotz erheblicher Zweifel, an. Doch der Mythos bröckelt.

    Um das Nationalsymbol entsteht vor allem während des Vietnamkrieges ein regelrechter Sängerwettstreit. Die einen folgten, die anderen verweigerten sich und jedes Mal musste Uncle Sam musikalisch dafür herhalten.

    Heute ist der Onkel ein in die Jahre gekommenes Nationalsymbol, das an jeder Ecke als Karnevalskostüm zu haben ist, als willfähriges Werbeobjekt Steuerspartipps gibt ...

    "Sam here ..."

    und in einem B-Movie als untoter Veteran des 1. Golfkriegs unpatriotische US-Bürger tötet. Uncle Sam, der untote Zombie

    "Uncle Sam is back, Uncle Sam, he is a redblooded all american Nightmare. Uncle Sam wants you - Dead"

    "Uncle Sam wants you. Who? Me? Well, I'm not Uncle Sam"