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Und Du bist raus!

Der Wissenschaftsrat und die Deutsche Forschungsgemeinschaft haben am späten Freitagabend zehn Hochschulen für ihre "Zukunftskonzepte zur universitären Spitzenforschung" gelobt, darunter die RWTH Aachen, die Universität Würzburg und die Universität Bremen. Geld fließt deshalb zwar noch nicht, aber die Sieger kommen jetzt in die nächste Runde des Exzellenzwettbewerbs, und da geht es um insgesamt 1,9 Milliarden Euro.

Von Britta Mersch | 23.01.2006
    Peter Frankenberg, Wissenschaftsminister aus Baden-Württemberg, beurteilt die erste Runde des Exzellenzwettbewerbs positiv:

    " Sowohl in der Bewertung als auch in den Ergebnissen kann man sagen, dass hier wirklich schon in der ersten Runde sich eine erste Creme der deutschen Hochschulen herauskristallisiert hat, die nun, wenn die endgültige Entscheidung fällt, die Hälfte von diesen Anträgen dann gefördert werden. Ich glaube, das ist ein Erfolg für das Programm als solches, und da können wir sagen, das war ein Erfolg auch für die Politik, die dieses dann letztlich durchgesetzt hat. "

    An der Freien Universität Berlin ist man glücklich und überrascht über das Ergebnis: Schließlich gehört die Hochschule zu den vorläufigen Gewinnern im Exzellenzwettbewerb. Nicht nur für die Vorschläge für Graduiertenschulen und Exzellenzcluster wurde die FU gelobt, sondern auch für die Zukunftskonzepte zur universitären Spitzenforschung. Dieter Lenzen, Präsident der FU, gibt sich trotzdem zurückhaltend:

    " Ich denke, das ist zunächst einmal in aller Bescheidenheit eine Ermutigung für die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen, die sehr viel Arbeit und Kraft investiert haben in die Entwicklung der einzelnen Anträge, aber wir sind überhaupt nicht überheblich, sondern es geht ja auch um Berlin. Ich glaube, es kommt darauf an, in Berlin zu kooperieren, denn es geht ja mehr als um den Wettbewerb von einzelnen Universitäten in einem Bundesland. "

    Eigentlich war unter den Berliner Hochschulen die Humboldt-Universität als Favoritin gehandelt worden. Doch bei den Zukunftskonzepten, der prestigeträchtigsten Säule des Exzellenzwettbewerbs, ging sie leer aus. Die Reaktion war entsprechend verhalten. Der neue HU-Präsident Christoph Markschies spricht von einem Warnschuss:

    " Nach meinem Eindruck ist, was die Gutachter gesagt haben, was die Gutachter an Schwächen, auch an Universitätsentwicklungen beobachtet haben, sehr, sehr ernst zu nehmen. Wir haben den großen Vorteil, dass der Weg der Universität in den letzten Jahren seit ihrer Neukonstituierung in den 90er Jahren von außen einer kritischen Beobachtung unterzogen wurden und sind sehr gespannt, was diese kritische Beobachtung uns nun in Details, das kennen wir ja noch nicht, übermitteln wird. "

    Breite Euphorie gibt es dagegen an den Universitäten im Süden. Sie liegen sehr gut im Rennen: Drei Hochschulen aus Bayern sind für ihre Konzepte ausgezeichnet worden, aus Baden-Württemberg sogar vier. Peter Hommelhoff, Rektor der Universität Heidelberg, vermisst nach diesem guten Ergebnis jedoch die Begeisterung in seinem Bundesland.

    " Ich wundere mich überhaupt, dass unser Minister so gedämpfte Stimmung im Saal verbreitet. Also, so richtiger Jubel war nicht. Ich bin am Wochenende in Berlin gewesen und ich muss sagen, die Berichterstattung in der Berliner Presse über die Berliner Universitäten war sehr, sehr schön, sehr ermutigend, sehr differenziert. Ich hätte mir eine ähnliche Reaktion hier von der regionalen und der Presse in Baden-Württemberg schon gewünscht, denn das Land kann wirklich sehr, sehr stolz sein. "

    In anderen Bundesländern herrscht dagegen regelrechte Katerstimmung. Hessen, Sachsen und Rheinland-Pfalz etwa sind bei den Zukunftskonzepten leer ausgegangen. Ernst-Ludwig Winnacker, Präsident der Deutschen Forschungsgemeinschaft, sieht den Grund dafür in den unterschiedlichen Rahmenbedingungen von Ländern und Universitäten:

    " Dazu gehört nicht nur Geld, dazu gehört auch Langfristigkeit. Es ist anders, ob Sie eine Universität sind, die erst seit zwölf Jahren eine Chance hatte, sich zu qualifizieren oder eine, die eine Tradition hat, wie die Münchener Universitäten, wo in Jahrzehnten die Qualität aufgebaut sind. "

    Winnacker hofft, dass einige Hochschulen ihr schlechtes Abschneiden als Ansporn begreifen, die Konzepte für den Exzellenzwettbewerb noch zu verbessern. Schließlich gibt es im nächsten Jahr noch eine Trostrunde, in der sie neue oder verbesserte Anträge vorstellen können. Für die, die jetzt schon ausgewählt wurden, wird es ab sofort ernst. Bis Ende April müssen sie ihre vollständigen Anträge einreichen. Im Oktober fällt dann die Entscheidung, wer wirklich eine Elite-Universität ist.

    " Ich bin nach diesem Ergebnis einfach zuversichtlich, dass wir auch im Oktober wirklich die Spitzen rausfinden. Und, ist doch schon mal toll, dass es sie gibt in Deutschland. Ich fühle mich gut, obwohl wir drei Tage nichts getan haben als 14 Stunden zu tagen, fühle ich mich eigentlich gut und darin bestärkt, dass es tolle Wissenschaft gibt in Deutschland. Das ist doch ein Ergebnis. "

    Im Oktober wird sich dann auch zeigen, wie viele Hochschulen tatsächlich zur Elite-Universität gekürt werden. Eigentlich waren von Bund und Ländern zehn geplant. Der Wissenschaftsrat hat heute jedoch erklärt, dass es möglicherweise auch nur fünf sein könnten. Es bleibt also spannend.