So wird sie sich anhören. Die neue Tramlinie Nummer 2. Eine hochmoderne Straßenbahn. Weiß und rot mit angedunkelten großen Fensterscheiben. Sie soll den Flughafen über eine Gesamtstrecke von rund neun Kilometern mit der Innenstadt verbinden. Auf diese Weise würde Florenz endlich mit einer zweiten Tramlinie versorgt werden, und die Florentiner könnten dann auch mit einem öffentlichen Verkehrsmittel den Flughafen erreichen, ganz zu schweigen von den vielen Touristen, die nicht mehr auf die teuren Taxen angewiesen wären, erklärt Carlo Sisi-Manzoni von der florentiner Stadtverwaltung:
"Das ist eine wichtige Sache für die Stadt, denn wir können damit den Personenkraftverkehr drastisch reduzieren. Sie wissen ja, dass PKW so gut wie gar nicht das historische Zentrum durchqueren können, deshalb eine zweite Tram-Linie, die allen zugute kommt. Diese Tram ist der Ausgangspunkt eines neuen Verkehrsprojekts."
Das den meisten Florentinern allerdings gar nicht gefällt. Die 32 Meter lange und 3,30 Meter hohe Tram wird nämlich mitten durch das historische Zentrum fahren, direkt am weltberühmten Baptisterium des heiligen Johannes und am Dom vorbei - zwei der wichtigsten Baudenkmäler nicht nur von Florenz, sondern ganz Italiens. Das Baptisterium ist ein Meisterwerk romanischer Baukunst und sucht in seiner architektonischen Harmonie, mit einem perfekt achteckigen Grundriss, in ganz Italien seinesgleichen. Die Pforten schufen Andrea Pisano im 14. und Vittorio Ghiberti im frühen 15. Jahrhundert. Vor allem Ghibertis Bronzetüren gelten als Höhepunkt der bildenden Kunst der frühen Renaissance. Der Dom hingegen, ein Glanzpunkt Florentiner Gotik, verfügt über eine mehrfarbige Marmorfassade. Eine hochsensible Fassade. Das gilt auch für das Baptisterium. Deshalb haben sich zahllose Bürger gegen den Bau der Tramstrecke im historischen Zentrum ausgesprochen. Darunter viel Prominenz: der Regisseur Franco Zeffirelli, der Sänger Andrea Bocelli, die Creme della creme italienischer Kunsthistoriker und Florentiner Adels. Wie zum Beispiel die Herzogin Sibilla della Gherardesca:
"Florenz ist immer mehr verkommen. Anstatt eine neue Tram zu bauen, sollten man die Straßen sauber halten und die Monumente restaurieren. Wir kann man so ein schweres Gefährt dicht an uraltem Mauerwerk vorbeifahren lassen? Stellen Sie sich vor, wie sich die ständigen Vibrationen auf den Marmor der Bauten auswirken! Wir müssen diese Zerstörungen verhindern."
Tatsache ist, dass die mehrere Tonnen schwere Trambahn den Fußboden kräftig vibrieren lassen würde, das haben Berechnungen ergeben . Restauratoren raten deshalb schon seit Jahren davon ab, dass auch schwere Reisebusse durch die Florentiner Innenstadt fahren, weil sie Risse im alten Mauerwerk verursachen.
Einer Umfrage zufolge sprechen sich 78 Prozent aller Florentiner gegen die neue Trambahnstrecke aus. Doch der linksdemokratische Bürgermeister Leonardo Domenici will das Projekt unter allen Umständen durchboxen. Deshalb haben verschiedene Oppositionspolitiker und Kunsthistoriker die in Paris ansässige Weltkulturorganisation UNESCO aufgefordert, sich um den Fall Florenz und die Tram zu kümmern. Die UNESCO kann zwar Neubauprojekte aller Art , so auch eine Straßenbahn, im historischen Zentrum der Arnostadt nicht verhindern ; sie kann aber Einspruch erheben, denn seit 1982 ist das Gebiet zwischen dem Palazzo Pitti und dem Hauptbahnhof Weltkulturgut, erklärt der Kunsthistoriker Antonio Paolucci, bis vor kurzem oberster Kunsthüter von Florenz:
"Rom, Florenz Urbino, Ferrara aber auch Venedig und andere historische Städte in Italien verlangen eine ganz besondere Kommunalpolitik. Sie können hier nicht Reisebusse herumfahren lassen oder Straßenbahnen. Jede Bodenvibration wirkt sich nachteilig auf das alte Mauerwerk aus. Wir haben weder das Personal noch das Geld um alle Gebäude ständig instand zu halten. Deshalb müssen wir schwere Transportmittel fernhalten. Das ist ein Problem, das nicht nur Italien, sondern Europa betrifft."
Ganz Europa soll nun auf den Florentiner Bürgermeister Druck ausüben, damit die Tramnahn nie Realität wird - das fordern die Unterzeichner der Petition an die UNESCO und an den Kulturminister in Rom.
Ob sie damit Erfolg haben werden ist unklar. In Italien scheinen immer mehr Kommunal- und Regionalpolitikerin in punkto Weltkulturgut auf beiden Augen blind zu sein. Florenz ist kein Einzelfall. In Pompeji zum Beispiel, ebenfalls Weltkulturgut, werden Neubauten auf archäologisch wertvollem Terrain errichtet und die bereits ausgegrabenen Ruinen gammeln vor sich hin. Die UNESCO droht bereits damit, Pompeji von der Liste der Weltkulturgüter zu streichen. Die gleiche Drohung sprach die UNESCO auch im Fall der sizilianischen Barockstadt Noto aus. Die Stadt und ihre direkte Umgebung, unberührte Landschaft wie auf einem romantischen Gemälde, könnten zum Opfer skrupelloser Politiker werden. Sie haben einem texanischen Erdölkonzern die Konzession zum Bau von Dutzenden von Bohrtürmen gegeben - direkt vor den Toren von Noto.
"Das ist eine wichtige Sache für die Stadt, denn wir können damit den Personenkraftverkehr drastisch reduzieren. Sie wissen ja, dass PKW so gut wie gar nicht das historische Zentrum durchqueren können, deshalb eine zweite Tram-Linie, die allen zugute kommt. Diese Tram ist der Ausgangspunkt eines neuen Verkehrsprojekts."
Das den meisten Florentinern allerdings gar nicht gefällt. Die 32 Meter lange und 3,30 Meter hohe Tram wird nämlich mitten durch das historische Zentrum fahren, direkt am weltberühmten Baptisterium des heiligen Johannes und am Dom vorbei - zwei der wichtigsten Baudenkmäler nicht nur von Florenz, sondern ganz Italiens. Das Baptisterium ist ein Meisterwerk romanischer Baukunst und sucht in seiner architektonischen Harmonie, mit einem perfekt achteckigen Grundriss, in ganz Italien seinesgleichen. Die Pforten schufen Andrea Pisano im 14. und Vittorio Ghiberti im frühen 15. Jahrhundert. Vor allem Ghibertis Bronzetüren gelten als Höhepunkt der bildenden Kunst der frühen Renaissance. Der Dom hingegen, ein Glanzpunkt Florentiner Gotik, verfügt über eine mehrfarbige Marmorfassade. Eine hochsensible Fassade. Das gilt auch für das Baptisterium. Deshalb haben sich zahllose Bürger gegen den Bau der Tramstrecke im historischen Zentrum ausgesprochen. Darunter viel Prominenz: der Regisseur Franco Zeffirelli, der Sänger Andrea Bocelli, die Creme della creme italienischer Kunsthistoriker und Florentiner Adels. Wie zum Beispiel die Herzogin Sibilla della Gherardesca:
"Florenz ist immer mehr verkommen. Anstatt eine neue Tram zu bauen, sollten man die Straßen sauber halten und die Monumente restaurieren. Wir kann man so ein schweres Gefährt dicht an uraltem Mauerwerk vorbeifahren lassen? Stellen Sie sich vor, wie sich die ständigen Vibrationen auf den Marmor der Bauten auswirken! Wir müssen diese Zerstörungen verhindern."
Tatsache ist, dass die mehrere Tonnen schwere Trambahn den Fußboden kräftig vibrieren lassen würde, das haben Berechnungen ergeben . Restauratoren raten deshalb schon seit Jahren davon ab, dass auch schwere Reisebusse durch die Florentiner Innenstadt fahren, weil sie Risse im alten Mauerwerk verursachen.
Einer Umfrage zufolge sprechen sich 78 Prozent aller Florentiner gegen die neue Trambahnstrecke aus. Doch der linksdemokratische Bürgermeister Leonardo Domenici will das Projekt unter allen Umständen durchboxen. Deshalb haben verschiedene Oppositionspolitiker und Kunsthistoriker die in Paris ansässige Weltkulturorganisation UNESCO aufgefordert, sich um den Fall Florenz und die Tram zu kümmern. Die UNESCO kann zwar Neubauprojekte aller Art , so auch eine Straßenbahn, im historischen Zentrum der Arnostadt nicht verhindern ; sie kann aber Einspruch erheben, denn seit 1982 ist das Gebiet zwischen dem Palazzo Pitti und dem Hauptbahnhof Weltkulturgut, erklärt der Kunsthistoriker Antonio Paolucci, bis vor kurzem oberster Kunsthüter von Florenz:
"Rom, Florenz Urbino, Ferrara aber auch Venedig und andere historische Städte in Italien verlangen eine ganz besondere Kommunalpolitik. Sie können hier nicht Reisebusse herumfahren lassen oder Straßenbahnen. Jede Bodenvibration wirkt sich nachteilig auf das alte Mauerwerk aus. Wir haben weder das Personal noch das Geld um alle Gebäude ständig instand zu halten. Deshalb müssen wir schwere Transportmittel fernhalten. Das ist ein Problem, das nicht nur Italien, sondern Europa betrifft."
Ganz Europa soll nun auf den Florentiner Bürgermeister Druck ausüben, damit die Tramnahn nie Realität wird - das fordern die Unterzeichner der Petition an die UNESCO und an den Kulturminister in Rom.
Ob sie damit Erfolg haben werden ist unklar. In Italien scheinen immer mehr Kommunal- und Regionalpolitikerin in punkto Weltkulturgut auf beiden Augen blind zu sein. Florenz ist kein Einzelfall. In Pompeji zum Beispiel, ebenfalls Weltkulturgut, werden Neubauten auf archäologisch wertvollem Terrain errichtet und die bereits ausgegrabenen Ruinen gammeln vor sich hin. Die UNESCO droht bereits damit, Pompeji von der Liste der Weltkulturgüter zu streichen. Die gleiche Drohung sprach die UNESCO auch im Fall der sizilianischen Barockstadt Noto aus. Die Stadt und ihre direkte Umgebung, unberührte Landschaft wie auf einem romantischen Gemälde, könnten zum Opfer skrupelloser Politiker werden. Sie haben einem texanischen Erdölkonzern die Konzession zum Bau von Dutzenden von Bohrtürmen gegeben - direkt vor den Toren von Noto.