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Und schon wieder Futtermittel!

In Niedersachsen haben Prüfer in sieben von insgesamt 49 Proben das nicht erlaubte Tier-Antibiotikum Lasalocid gefunden. Nun müssen Millionen von Hühnereiern vernichtet werden. Mindestens zwölf Futtermittelwerke werden überprüft. Auch in Schleswig Holstein seien in einem Legehennenbetrieb Rückstände des Arzneimittels nachgewiesen worden, heißt es. Für den Menschen sei dieser Stoff jedoch ungefährlich. Dennoch, wenn sich der Verdacht einer Verunreinigung von Legehennenfutter bestätigt, dann könnte das landwirtschaftliche Betriebe schädigen. Dazu der Sprecher des Deutschen Bauernverbandes, der diese Betrieb vertritt, Michael Lohse.

Andreas Baum | 04.12.2003
    Wir wissen, dass sich dieses Antibiotikum, um das es hier geht, bei Legehennen in den Eierstöcken anreichert und über die Eierstöcke in das Ei gelangt; bei Hähnchen ist es im Fleisch, da baut es sich sehr schnell ab, ist also kein Problem für den menschlichen Verzehr, wenn man die Wartezeiten entsprechend abwartet und danach handelt.

    Die Prüfungen in Niedersachsen sind vorgenommen worden, nachdem vor gut zwei Wochen in Mecklenburg-Vorpommern Rückstände des Antibiotikums in Hühnereiern nachgewiesen wurden. Elf Betriebe sind deshalb gesperrt worden. Es ist bislang allerdings völlig unklar, wie es zu der Verunreinigung gekommen ist. Dass dies übers Futtermittel geschehen sein könnte, ist vorläufig nur ein Verdacht, wenn auch ein vielversprechender. Denn in anderen EU-Ländern, etwa in den benachbarten Niederlanden, ist diese Substanz erlaubt, auch in Deutschland dürfen Masthähnchen mit Lasalocid behandelt werden. Trotzdem, so Michael Lohse, habe hier vermutlich jemand fahrlässig gehandelt.

    Es ist eindeutig ein krimineller Akt. In wie weit das die Bauern betrifft, muss geklärt werden. Hier fehlt noch die Ursachenforschung. Wir wissen, dass dieses Mittel in der Hähnchenmast zugelassen ist, bei den Legehennen nicht zugelassen ist, wir wissen aber auch, dass es in den Niederlanden bei den Legehennen zugelassen ist. Hier ist wirklich das Problem des EU-weiten Verbraucherschutzes, der hier geteilt ist, zu betrachten; wir wissen aber nicht, wie das Mittel in diese Futtermittel gekommen ist, es kann theoretisch eingemischt worden sein, theoretisch kann es ein technischer Fehler in einem Futtermittelwerk sein, es kann sich aber auch um ein ausländisches Produkt handeln.

    Ganz gleich, wie die Prüfungen ausgehen, sie zeigen nach Ansicht des Bauerverbandes wie wichtig es ist, dass es in Europa einheitliche Vorschriften gibt. Denn in der Landwirtschaft wird regional mit Futtermitteln und Produkten gehandelt, die Grenzen sind quasi offen und doch gibt es unterschiedliche Standards. Gerade die Deutschen sollten nach Ansicht des Bauernverbandes besonders auf die Vereinheitlichung von Gesetzen in Landwirtschaft und Verbraucherschutz drängen.

    Es ist bei Antibiotika generell so in Deutschland, dass wir Vorreiter sind, wir haben viele Mittel verboten, die im Ausland noch erlaubt sind, im europäischen Ausland noch erlaubt sind, ähnliches haben wir ja auch bei Pflanzenschutzmitteln; Mittel, die in Deutschland nicht mehr erlaubt sind, werden im Ausland noch eingesetzt; hier beklagen wir seit Jahren eigentlich, dass wir noch keine Harmonisierung haben, auf dem hohen deutschen Standard; dies muss unbedingt sein, sonst gibt es solche Fälle, dass es vielleicht auch zwischen dem einen oder dem anderen Land zu einem Austausch der Produkte kommt.

    In der vergangenen Woche wurde wieder über die Art und Weise diskutiert, wie in Deutschland Legehennen gehalten werden dürfen. Die Verunreinigung von Hühnereiern mit verbotenen Antibiotika wurde in Betrieben festgestellt, die konventionell produzieren, mit eng kalkulierter Käfighaltung, die von Tierschützern angeprangert werden und die Verbraucherschutzministerin Renate Künast abschaffen will. Michael Lohse sagt, dass dies in keinem direkten Zusammenhang steht.

    Also auch in der Freilandhaltung brauchen Sie zugekauftes Futter, und Sie müssen sich als Landwirt darauf verlassen können, dass das Futter, das Sie kaufen, auch deklariert ist, was im Sack drin ist, und dass das auch in Ordnung ist, in der Hinsicht betrifft das alle Landwirte, es ist schlimm, dass wir uns nicht auf die Futtermittel verlassen können, und wir sollten Sorge dafür tragen, dass durch Qualitätskontrollen sowohl im landwirtschaftlichen Betrieb, als auch in der Futtermittelbranche, solche Skandale nicht auftreten können.

    Scharfe Kontrollen, so der Bauernverband, seien die einzige Lösung, um solche Skandale künftig zu verhindern.