Leistungsdrogen spielen nur bedingt eine Rolle in dieser Ausstellung. Weniger geht es darum, Einzelschicksale von dopenden Sportlern, ausgebrannten Managern oder Kindern in der ADS-Therapiemühle zu dokumentieren. Susanne Weiß, die Leiterin des Kunsthauses Dresden und Ausstellungskuratorin, interessiert sich eher für die Frage nach der Doppelmoral in der Gesellschaft, die noch immer gegenüber dem Gebrauch von Drogen allgemein zu bestehen scheint, und auch danach welche Sehnsüchte und Ängste hinter dem Drogengebrauch und seiner Tabuisierung stehen.
So gleicht diese Ausstellung, durchaus passend zum Thema, eher einem sozialpsychologischen Essay auf die Drogensucht, mit zum Teil überaus eindrucksvollen Bildern. Die Sozialromantik hinter diesem Thema wird mitunter zwar noch ironisch gestreift, doch im Wesentlichen dominiert der nüchterne, illusionslose Blick -wie etwa in der dreiteiligen Fotoserie der jungen New Yorker Fotografin Jessica Dimmock, die vor vier Jahren die Bekanntschaft eines drogenabhängigen Mannes in Manhattan machte, der unbedingt von ihr in seiner Drogenwelt fotografiert werden wollte. Nachdem sie so mehrere Tage miteinander verbracht hatten, führte er sie in die 9. Etage eines Wohnblocks in Manhattan, wo sich der Fotografin, wie sie selbst schreibt, ein unbeschreiblicher Anblick bot. Eine riesige, abgedunkelte Wohnung, in der schwer Drogenabhängige lebten und sich auf die einzelnen Zimmer verteilten, allein oder als Pärchen, die Dimmock dann während dreier Jahre fotografisch begleitete. Mit der Zeit entstanden persönliche Beziehungen, die einerseits dazu führten, dass Dimmocks Bilder geradezu erschreckend nah die Schicksale der Personen schildern; zugleich führte diese Nähe aber schließlich auch zum Abbruch des Projekts, weil sich die künstlerische Distanz für Dimmock nicht mehr aufrechterhalten ließ. In ihrer Klarheit haben diese Fotografien nichts, aber auch gar nichts mehr mit der 80er-Jahre-Unterschichtenromantik einer Nan Goldin oder eines Mark Morrisroe zu tun, auch nicht mit den Sozialdramen der Young British Artists. Der ruinöse Alltag des Anschaffens, Versuche der Therapie, des Aufbegehrens gegen die Sucht, die körperliche Zerrüttung ist auf seine Weise grausam natürlich dargestellt, so dass man selbst unausweichlich von diesen Bildern hypnotisch in die Welt der suchtbedingten Zwangshandlungen hineingezogen wird.
Ähnlich ergeht es einem auch bei dem eher spielerischen, trotzdem abgründigen und intensiven Film von Oliver Pietsch, in dem Szenen aus einhundert Spielfilmen zum Gebrauch verschiedener Drogen zu meist nur sehr kurzen Sequenzen zusammengeschnitten sind, die sich thematisch vom Nikotin und Alkohol steigen zu LSD, Amphetaminen, Kokain, Heroin, Exstasy - ein ebenso kontrollierter wie wahnsinniger Bilderstrudel mit kleinen grausamen Einsprengseln der immer und immer wieder in Venen stechenden Nadeln, vernarbten Körpern, zuckenden Gesichtern und verdrehten Augen, den man auf die 45 Minuten seiner Dauer hin nur schwer ertragen kann.
Andere Arbeiten wie von Turner-Preisträger Jeremy Deller oder von Tracey Moffatt wären zu nennen, die sich in eher intellektuell gestimmten, historisch-soziologischen Recherchen mit dem Thema auseinandersetzen - doch am Ende ist es doch eher die Benommenheit, der Taumel, den man aus dieser Ausstellung mitnimmt, und die durchaus gekonnte Betonung der zwischenmenschlichen Komponente in der Ausstellungsregie zählt zweifellos zur Handschrift der Kuratorin Susanne Weiß.
Dazu zählen auch Bilder wie die des Berliner Malers Herbert Volkmann, der seit den siebziger Jahren bereits eine lange Drogenkarriere hinter sich hat, diese auch immer wieder in seine Bildern aufgreift, halb traumartig und halb selbstironisch, und damit eine Art späte Replik auf die Drogenavantgarde unter den Künstlern der Moderne darstellt. Heute siedeln Volkmanns Tripszenarien mit Fratzen- und Monstergesichten und Titeln wie "Panik in the Needlepark" eher ein bisschen in der Ecke von Albert Oehlen und Martin Kippenberger.
Doch am Ende dürfte es auch im Interesse der Ausstellungsmacherin gewesen sein, nicht zu sehr auf Einzelschicksale zu setzen, sondern eher auf die Betonung jener schmalen Grenze zwischen Alltag und Sucht, die politisch und moralisch immer noch geleugnet wird. In den begrenzten Räumlichkeiten des Kunsthauses ist damit dennoch eine intensive Schau gelungen.
So gleicht diese Ausstellung, durchaus passend zum Thema, eher einem sozialpsychologischen Essay auf die Drogensucht, mit zum Teil überaus eindrucksvollen Bildern. Die Sozialromantik hinter diesem Thema wird mitunter zwar noch ironisch gestreift, doch im Wesentlichen dominiert der nüchterne, illusionslose Blick -wie etwa in der dreiteiligen Fotoserie der jungen New Yorker Fotografin Jessica Dimmock, die vor vier Jahren die Bekanntschaft eines drogenabhängigen Mannes in Manhattan machte, der unbedingt von ihr in seiner Drogenwelt fotografiert werden wollte. Nachdem sie so mehrere Tage miteinander verbracht hatten, führte er sie in die 9. Etage eines Wohnblocks in Manhattan, wo sich der Fotografin, wie sie selbst schreibt, ein unbeschreiblicher Anblick bot. Eine riesige, abgedunkelte Wohnung, in der schwer Drogenabhängige lebten und sich auf die einzelnen Zimmer verteilten, allein oder als Pärchen, die Dimmock dann während dreier Jahre fotografisch begleitete. Mit der Zeit entstanden persönliche Beziehungen, die einerseits dazu führten, dass Dimmocks Bilder geradezu erschreckend nah die Schicksale der Personen schildern; zugleich führte diese Nähe aber schließlich auch zum Abbruch des Projekts, weil sich die künstlerische Distanz für Dimmock nicht mehr aufrechterhalten ließ. In ihrer Klarheit haben diese Fotografien nichts, aber auch gar nichts mehr mit der 80er-Jahre-Unterschichtenromantik einer Nan Goldin oder eines Mark Morrisroe zu tun, auch nicht mit den Sozialdramen der Young British Artists. Der ruinöse Alltag des Anschaffens, Versuche der Therapie, des Aufbegehrens gegen die Sucht, die körperliche Zerrüttung ist auf seine Weise grausam natürlich dargestellt, so dass man selbst unausweichlich von diesen Bildern hypnotisch in die Welt der suchtbedingten Zwangshandlungen hineingezogen wird.
Ähnlich ergeht es einem auch bei dem eher spielerischen, trotzdem abgründigen und intensiven Film von Oliver Pietsch, in dem Szenen aus einhundert Spielfilmen zum Gebrauch verschiedener Drogen zu meist nur sehr kurzen Sequenzen zusammengeschnitten sind, die sich thematisch vom Nikotin und Alkohol steigen zu LSD, Amphetaminen, Kokain, Heroin, Exstasy - ein ebenso kontrollierter wie wahnsinniger Bilderstrudel mit kleinen grausamen Einsprengseln der immer und immer wieder in Venen stechenden Nadeln, vernarbten Körpern, zuckenden Gesichtern und verdrehten Augen, den man auf die 45 Minuten seiner Dauer hin nur schwer ertragen kann.
Andere Arbeiten wie von Turner-Preisträger Jeremy Deller oder von Tracey Moffatt wären zu nennen, die sich in eher intellektuell gestimmten, historisch-soziologischen Recherchen mit dem Thema auseinandersetzen - doch am Ende ist es doch eher die Benommenheit, der Taumel, den man aus dieser Ausstellung mitnimmt, und die durchaus gekonnte Betonung der zwischenmenschlichen Komponente in der Ausstellungsregie zählt zweifellos zur Handschrift der Kuratorin Susanne Weiß.
Dazu zählen auch Bilder wie die des Berliner Malers Herbert Volkmann, der seit den siebziger Jahren bereits eine lange Drogenkarriere hinter sich hat, diese auch immer wieder in seine Bildern aufgreift, halb traumartig und halb selbstironisch, und damit eine Art späte Replik auf die Drogenavantgarde unter den Künstlern der Moderne darstellt. Heute siedeln Volkmanns Tripszenarien mit Fratzen- und Monstergesichten und Titeln wie "Panik in the Needlepark" eher ein bisschen in der Ecke von Albert Oehlen und Martin Kippenberger.
Doch am Ende dürfte es auch im Interesse der Ausstellungsmacherin gewesen sein, nicht zu sehr auf Einzelschicksale zu setzen, sondern eher auf die Betonung jener schmalen Grenze zwischen Alltag und Sucht, die politisch und moralisch immer noch geleugnet wird. In den begrenzten Räumlichkeiten des Kunsthauses ist damit dennoch eine intensive Schau gelungen.