Eine schwarz glänzende Sportlimousine beschleunigt in der drückenden Mittagshitze. Fünfstöckige Gebäude-Fassaden in beige-braunen Senftönen mit neogotischen Rundbögen - verziert mit arabesken Ornamenten. In den Modeboutiquen der Maximilianstraße in München serviert das Personal perlende Drinks an kaufkräftige Kunden aus aller Welt: mondän, luxuriös, dekadent - das Klischee lebt.
Maria Von Mier
"Total durchgestylt, wahnsinnig hohe Schuhe, bei der Hitze voll geschminkt."
Und in dieser Klischeewelt der Schönen und Reichen hat ein vom Kulturreferat München geförderter Pop-up-Store aufgemacht - mit jungem Münchner Design. "Haeppi Piecis", so heißt der Laden: fröhliche Teile, unbeschwerter Schnickschnack. Da gibt es Mode und Schmuck von einem Dutzend Münchner Labels, aber auch Lifestyle-Gimmicks - von Porzellanlampen bis zu Yogahosen. Alexandra Weigand hat das kuratiert.
"Es kommen Touristen rein, es kommen Leute aus der Nachbarschaft. Wir haben mittlerweile auch ein sehr nettes Verhältnis zu unseren Nachbarn Gucci. Die Dame, die dort arbeitet, trinkt hier bei uns Kaffee. Das ist eigentlich eine sehr, sehr nette Stimmung hier am Eck."
400 Quadratmeter auf drei Etagen, verbunden mit einer Wendeltreppe: im Erdgeschoss, die Verkaufsfläche. Der Keller, ein Ausstellungsraum. Einst war hier ein Teppichladen, zuletzt renoviert 1979. Jetzt hat ein Künstler die Wände mit Hammer und Meißel für die temporäre Nutzung bearbeitet - Berlinstyle statt München-Schick.
Stefanie Hammann:
"Wir haben angefangen, zusammen bildhauerische Arbeiten zu machen, also räumliche Installationen. Und haben dann gemerkt, dass der Prozess teilweise wichtiger war als das Endergebnis. Dann haben wir angefangen, das zu dokumentieren - in Fotos und Text. Da haben wir schon immer so kleine Heftchen zusammengebastelt. Das hat fast mehr Spaß gemacht, als irgendwo ein statisches Objekt hinzustellen."
So ist aus einem Kunstprojekt ein Künstlerbuchverlag geworden. Nun sind Stefanie Hammann und Maria Von Mier noch einen Schritt weiter gegangen. Ihr temporärer Künstlerbuchladen in der Maximilianstraße heißt wie ihr Verlag Hammann & Von Mier.
Ein Kofferplattenspieler steht auf einer 60er-Jahre-Kommode, eine Zimmerpalme in der Ecke, eine Couch an der Wand. Mit ihrem Verlag haben die beiden Studentinnen an der Kunstakademie im ersten Jahr vier eigene Magazine veröffentlicht. Darunter die hundertseitige Dokumentation einer gemeinsamen New-York-Reise - limitiert auf 200 Stück, zum Preis von 25 Euro. Hochglanz und Farbkopie, lose zusammengebunden mit einem Gummi, verpackt in Zellophan. Der Titel klingt etwas sperrig:
Eine Glühbirne hängt tief über einem Ateliertisch mit gut hundert aufwendig gestalteten Publikationen von befreundeten Künstlern. Das Buch - es wird zum Kunst-Objekt, das Fanzine zum Ausstellungsstück.
Maria Von Mier:
"Also hier zum Beispiel sieht man eine Matratze, die an einer Ziegelmauer lehnt und so ganz eigenartig mit blauen Decken verpackt ist und mit Tape umwickelt. Das interessiert uns halt: Sachen, die Leute machen, oder die zufällig entstehen, die wir als Kunst erkennen, die aber offiziell keine ist."
Kunst, die offiziell keine ist, neben dem internationalen Fashion-Luxus - ein erfrischender Kontrapunkt, finden Hammann & Von Mier. Sie lassen sich hier in der Maximilianstraße auch inspirieren für weitere Publikationen:
Maria Von Mier:
"Wenn ich eine halbe Stunde vor dem Laden sitze und ich schaue, welche Leute vorbeikommen - das ist total spannend. Gestern war zum Beispiel eine Frau da, die hat einen Kinderwagen vor sich hergeschoben, die war Mitte 60 und da war halt ein Mops drin. Ich weiß nicht, das war wie aus einem Film."
Prunk und Pomp auf der einen, Punk und Underground auf der anderen Straßenseite. Mit Hammann & Von Mier ist für die nächsten Monate ein kleiner aber feiner Künstlerbuchverlag in die Münchner Luxusmeile gezogen. Vielleicht auch eine Marktlücke.
Maria Von Mier:
"...-Markt, ist die Frage. (lachen) Es ist eine Lücke. Aber ich würde sagen, es ist eher eine kulturelle Lücke."
Maria Von Mier
"Total durchgestylt, wahnsinnig hohe Schuhe, bei der Hitze voll geschminkt."
Und in dieser Klischeewelt der Schönen und Reichen hat ein vom Kulturreferat München geförderter Pop-up-Store aufgemacht - mit jungem Münchner Design. "Haeppi Piecis", so heißt der Laden: fröhliche Teile, unbeschwerter Schnickschnack. Da gibt es Mode und Schmuck von einem Dutzend Münchner Labels, aber auch Lifestyle-Gimmicks - von Porzellanlampen bis zu Yogahosen. Alexandra Weigand hat das kuratiert.
"Es kommen Touristen rein, es kommen Leute aus der Nachbarschaft. Wir haben mittlerweile auch ein sehr nettes Verhältnis zu unseren Nachbarn Gucci. Die Dame, die dort arbeitet, trinkt hier bei uns Kaffee. Das ist eigentlich eine sehr, sehr nette Stimmung hier am Eck."
400 Quadratmeter auf drei Etagen, verbunden mit einer Wendeltreppe: im Erdgeschoss, die Verkaufsfläche. Der Keller, ein Ausstellungsraum. Einst war hier ein Teppichladen, zuletzt renoviert 1979. Jetzt hat ein Künstler die Wände mit Hammer und Meißel für die temporäre Nutzung bearbeitet - Berlinstyle statt München-Schick.
Stefanie Hammann:
"Wir haben angefangen, zusammen bildhauerische Arbeiten zu machen, also räumliche Installationen. Und haben dann gemerkt, dass der Prozess teilweise wichtiger war als das Endergebnis. Dann haben wir angefangen, das zu dokumentieren - in Fotos und Text. Da haben wir schon immer so kleine Heftchen zusammengebastelt. Das hat fast mehr Spaß gemacht, als irgendwo ein statisches Objekt hinzustellen."
So ist aus einem Kunstprojekt ein Künstlerbuchverlag geworden. Nun sind Stefanie Hammann und Maria Von Mier noch einen Schritt weiter gegangen. Ihr temporärer Künstlerbuchladen in der Maximilianstraße heißt wie ihr Verlag Hammann & Von Mier.
Ein Kofferplattenspieler steht auf einer 60er-Jahre-Kommode, eine Zimmerpalme in der Ecke, eine Couch an der Wand. Mit ihrem Verlag haben die beiden Studentinnen an der Kunstakademie im ersten Jahr vier eigene Magazine veröffentlicht. Darunter die hundertseitige Dokumentation einer gemeinsamen New-York-Reise - limitiert auf 200 Stück, zum Preis von 25 Euro. Hochglanz und Farbkopie, lose zusammengebunden mit einem Gummi, verpackt in Zellophan. Der Titel klingt etwas sperrig:
Eine Glühbirne hängt tief über einem Ateliertisch mit gut hundert aufwendig gestalteten Publikationen von befreundeten Künstlern. Das Buch - es wird zum Kunst-Objekt, das Fanzine zum Ausstellungsstück.
Maria Von Mier:
"Also hier zum Beispiel sieht man eine Matratze, die an einer Ziegelmauer lehnt und so ganz eigenartig mit blauen Decken verpackt ist und mit Tape umwickelt. Das interessiert uns halt: Sachen, die Leute machen, oder die zufällig entstehen, die wir als Kunst erkennen, die aber offiziell keine ist."
Kunst, die offiziell keine ist, neben dem internationalen Fashion-Luxus - ein erfrischender Kontrapunkt, finden Hammann & Von Mier. Sie lassen sich hier in der Maximilianstraße auch inspirieren für weitere Publikationen:
Maria Von Mier:
"Wenn ich eine halbe Stunde vor dem Laden sitze und ich schaue, welche Leute vorbeikommen - das ist total spannend. Gestern war zum Beispiel eine Frau da, die hat einen Kinderwagen vor sich hergeschoben, die war Mitte 60 und da war halt ein Mops drin. Ich weiß nicht, das war wie aus einem Film."
Prunk und Pomp auf der einen, Punk und Underground auf der anderen Straßenseite. Mit Hammann & Von Mier ist für die nächsten Monate ein kleiner aber feiner Künstlerbuchverlag in die Münchner Luxusmeile gezogen. Vielleicht auch eine Marktlücke.
Maria Von Mier:
"...-Markt, ist die Frage. (lachen) Es ist eine Lücke. Aber ich würde sagen, es ist eher eine kulturelle Lücke."