"Nicht ganz so verspielt wie das bayerische Neuschwanstein, aber nicht weniger märchenhaft scheint sie über den Rhein zu wachen. Wenn man sie mit anderen Burgen ihrer Region vergleicht, wird man sehen, dass keine so hoch auf dem Gipfel steht, wie die Marksburg. Der Felsen fällt steil ab, und somit war sie all die Jahrhunderte so gut wie uneinnehmbar."
Rund 150.000 Besucher aus der ganzen Welt sind es pro Jahr, die die Burg besichtigen. Gebaut hatte der Adel seine Residenzen hier damals nicht, weil es am Rhein so schön ist, weiß Burgführer Jürgen Schrader:
"Wie's im Leben immer so ist, es hatte mit Macht und mit Geld zu tun. Straßen gab es kaum, es wurde mit Schiffen transportiert und die mussten Zoll bezahlen. Das waren alles Zollburgen. Die Marksburg nicht, weil hier gab´s eine Silbermine, da wurden 3 Tonnen Silber monatlich gefördert. Da war die Marksburg wichtig, dass da kein anderer rangeht, der das Silber förderte."
In dem ehemaligen Bergwerk ist heute einer der größten europäischen Recyclinganlagen für Autobatterien untergebracht. Doch wir kehren den modernen Zeiten gerne den Rücken. Jürgen Schrader zieht einen riesigen Schlüssel aus der Tasche und öffnet das Tor. Vor uns liegt der erste Burghof. Hier sind sie also auf Ihren Rössern hoch geprescht, die alten Rittersleut.
Auf der riesigen Marksburg verweilte der damalige deutsche Hochadel. Doch in Friedenszeiten lebten hier gerade mal um die 15 Menschen. Jürgen Schrader:
"Der letzte deutsche Kaiser, Wilhelm, der zweite, hat die Burg verkauft, vor hundert Jahren an die Deutsche Burgenvereinigung. Eine Vereinigung, die 1899 gegründet wurde, damit falsche Restaurierungen nicht weiter betrieben wurden."
Insgesamt sechs Personen residieren auch heute noch auf der Burg, darunter auch der Burgführer. Ein Zimmer bewohnt er im Dachgeschoss des Wohntraktes: recht klein und bescheiden, aber ein Privileg ist es allemal, hier oben leben zu dürfen. Vor allem in sommerlichen Abendstunden: Dann stellt er sich einen Liegestuhl ins Burggärtchen, in dem neben einem Quittenbaum auch viele Kräuter gedeihen.
"Und man hat im Grunde die Burg für sich allein, der Rhein zieht vorbei, die Schiffe tuckern, die Vögel zwitschern, das kann einem natürlich kein Mensch bezahlen."
Doch bevor wir vor Neid erblassen, rüttelt er auch schon an der Idylle:
"Wenn Sie dann hier mit nem Kasten Wasser oder irgendwas geschleppt kommen, dann vergeht schon mal die Romantik, auf jeden Fall."
Noch beschwerlicher war es damals für die Adligen und deren Dienerschaft. Ein Leben auf der Burg war, je nach Jahreszeit, dunkel, kalt und ungemütlich.
"Die Fenster wurden ja zugenagelt. Es hat gestunken. Kerzen hat man auch nicht benutzt, weil Kerzen viel zu kostbar waren. Die hat man nur in Kirchen eingesetzt. Man hat Kienspäne genutzt oder Talglichter."
Die große ehemalige Burgküche – die größte am Rhein – wird heute für Veranstaltungen vermietet: Essen wie im Mittelalter, Bardengesang inklusive:
"Heute Abend werd ich Herold sein und Spielmann. Die Kumpanei mit Späßen und allerlei lustigen Instrumentarium zur Bespaßung allein, bin ich hier, zu dienen."
Thomas von Nauheim nennt sich der junge Recke im historischen Kostüm.
"Die erste Katastrophe eines Liedleins kann ich Euch hier tradieren, es ist das Lied, 'Wie schön blüht uns der Maien', für all die schönen Weibsleut´, da draußen auf der Erdenscheibe, soll dies ein Kompliment ob ihrer Schönheit und schönen Gestalt sein."
Früher wurden nur selten rauschende Feste gefeiert, die Herrschaft langweilte sich oft. Und um mit einer weiteren Legende Schluss zu machen: Bei den Rittermahlen ging es recht gesittet zu. Keiner hat hier abgenagte Knochen über die Schulter geworfen. Im Küchenkamin hängt ein großer Topf an Topfhaken - die wie Zahnräder aussehen - und je nach Temperaturwunsch verstellt werden konnten.
"Deshalb sagen wir heute auch: nu leg doch mal nen Zahn zu. Das ist ein großer Teil unserer Führungen auf der Marksburg, wir stellen viele Redewendungen dar. Es gibt mindestens 400 Redewendungen, die aus dem Mittelalter stammen."
Ein Stockwerk höher liegt der damals einzig´ ständig warme Raum der Burg: das Schlafzimmer der Herrschaft: die Kemenate. Der Ofen wurde von außen beheizt.
"Die Dienerschaft wollte natürlich wissen was im Raum gesprochen wurde. Die ham außen an der Ofenklappe gelauscht und deshalb sagen wir heute: kriegst n´en Satz heiße Ohren."
Ein Rittersaal, eine Rüstungs,- und Folterkammer und eine kleine Kapelle können ebenfalls auf der Marksburg besichtigt werden. Die Kapelle hat sich meistens an der ungeschütztesten Stelle der Burg befunden.
"Weil da außen ist eine kleine Plattform, da war die einzige Möglichkeit, etwas aufzustellen, um die Burg anzugreifen. Das hat man immer gemacht, Kapellen an die gefährliche Seite zu bauen, in der Hoffnung, dass Gott die Burg gegen die Angreifer schützen würde. Ohne Glaube ist Mittelalter nicht denkbar."
Rund 150.000 Besucher aus der ganzen Welt sind es pro Jahr, die die Burg besichtigen. Gebaut hatte der Adel seine Residenzen hier damals nicht, weil es am Rhein so schön ist, weiß Burgführer Jürgen Schrader:
"Wie's im Leben immer so ist, es hatte mit Macht und mit Geld zu tun. Straßen gab es kaum, es wurde mit Schiffen transportiert und die mussten Zoll bezahlen. Das waren alles Zollburgen. Die Marksburg nicht, weil hier gab´s eine Silbermine, da wurden 3 Tonnen Silber monatlich gefördert. Da war die Marksburg wichtig, dass da kein anderer rangeht, der das Silber förderte."
In dem ehemaligen Bergwerk ist heute einer der größten europäischen Recyclinganlagen für Autobatterien untergebracht. Doch wir kehren den modernen Zeiten gerne den Rücken. Jürgen Schrader zieht einen riesigen Schlüssel aus der Tasche und öffnet das Tor. Vor uns liegt der erste Burghof. Hier sind sie also auf Ihren Rössern hoch geprescht, die alten Rittersleut.
Auf der riesigen Marksburg verweilte der damalige deutsche Hochadel. Doch in Friedenszeiten lebten hier gerade mal um die 15 Menschen. Jürgen Schrader:
"Der letzte deutsche Kaiser, Wilhelm, der zweite, hat die Burg verkauft, vor hundert Jahren an die Deutsche Burgenvereinigung. Eine Vereinigung, die 1899 gegründet wurde, damit falsche Restaurierungen nicht weiter betrieben wurden."
Insgesamt sechs Personen residieren auch heute noch auf der Burg, darunter auch der Burgführer. Ein Zimmer bewohnt er im Dachgeschoss des Wohntraktes: recht klein und bescheiden, aber ein Privileg ist es allemal, hier oben leben zu dürfen. Vor allem in sommerlichen Abendstunden: Dann stellt er sich einen Liegestuhl ins Burggärtchen, in dem neben einem Quittenbaum auch viele Kräuter gedeihen.
"Und man hat im Grunde die Burg für sich allein, der Rhein zieht vorbei, die Schiffe tuckern, die Vögel zwitschern, das kann einem natürlich kein Mensch bezahlen."
Doch bevor wir vor Neid erblassen, rüttelt er auch schon an der Idylle:
"Wenn Sie dann hier mit nem Kasten Wasser oder irgendwas geschleppt kommen, dann vergeht schon mal die Romantik, auf jeden Fall."
Noch beschwerlicher war es damals für die Adligen und deren Dienerschaft. Ein Leben auf der Burg war, je nach Jahreszeit, dunkel, kalt und ungemütlich.
"Die Fenster wurden ja zugenagelt. Es hat gestunken. Kerzen hat man auch nicht benutzt, weil Kerzen viel zu kostbar waren. Die hat man nur in Kirchen eingesetzt. Man hat Kienspäne genutzt oder Talglichter."
Die große ehemalige Burgküche – die größte am Rhein – wird heute für Veranstaltungen vermietet: Essen wie im Mittelalter, Bardengesang inklusive:
"Heute Abend werd ich Herold sein und Spielmann. Die Kumpanei mit Späßen und allerlei lustigen Instrumentarium zur Bespaßung allein, bin ich hier, zu dienen."
Thomas von Nauheim nennt sich der junge Recke im historischen Kostüm.
"Die erste Katastrophe eines Liedleins kann ich Euch hier tradieren, es ist das Lied, 'Wie schön blüht uns der Maien', für all die schönen Weibsleut´, da draußen auf der Erdenscheibe, soll dies ein Kompliment ob ihrer Schönheit und schönen Gestalt sein."
Früher wurden nur selten rauschende Feste gefeiert, die Herrschaft langweilte sich oft. Und um mit einer weiteren Legende Schluss zu machen: Bei den Rittermahlen ging es recht gesittet zu. Keiner hat hier abgenagte Knochen über die Schulter geworfen. Im Küchenkamin hängt ein großer Topf an Topfhaken - die wie Zahnräder aussehen - und je nach Temperaturwunsch verstellt werden konnten.
"Deshalb sagen wir heute auch: nu leg doch mal nen Zahn zu. Das ist ein großer Teil unserer Führungen auf der Marksburg, wir stellen viele Redewendungen dar. Es gibt mindestens 400 Redewendungen, die aus dem Mittelalter stammen."
Ein Stockwerk höher liegt der damals einzig´ ständig warme Raum der Burg: das Schlafzimmer der Herrschaft: die Kemenate. Der Ofen wurde von außen beheizt.
"Die Dienerschaft wollte natürlich wissen was im Raum gesprochen wurde. Die ham außen an der Ofenklappe gelauscht und deshalb sagen wir heute: kriegst n´en Satz heiße Ohren."
Ein Rittersaal, eine Rüstungs,- und Folterkammer und eine kleine Kapelle können ebenfalls auf der Marksburg besichtigt werden. Die Kapelle hat sich meistens an der ungeschütztesten Stelle der Burg befunden.
"Weil da außen ist eine kleine Plattform, da war die einzige Möglichkeit, etwas aufzustellen, um die Burg anzugreifen. Das hat man immer gemacht, Kapellen an die gefährliche Seite zu bauen, in der Hoffnung, dass Gott die Burg gegen die Angreifer schützen würde. Ohne Glaube ist Mittelalter nicht denkbar."