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Unerforschte Welt
Weiße Flecken auf Ceres weiter rätselhaft

Der größte Asteroid fällt aus der Reihe: Ceres ist so groß, dass er durch seine eigene Schwerkraft eine runde Form besitzt und deshalb zu den Zwergplaneten gezählt wird. Seit März wird Ceres nun erstmals von einer Raumsonde umkreist. Die Sonde beginnt heute ihre wissenschaftliche Hauptarbeit, sammelte aber schon während des Anflugs erste Daten.

Von Karl Urban | 23.04.2015
    Dawn kreiste zuerst auf der Nachtseite von Ceres. Die Kamera an Bord beobachteten den ersten von einer Raumsonde besuchten Zwergplaneten also passend zum Namen im Dämmerlicht.
    "Wir machen das, weil die Sonne zuerst über den Rand scheint. Wenn es auf Ceres irgendwelche Fontänen gibt wie vom Weltraumteleskop Herschel vorhergesagt, wird das Sonnenlicht daran gebrochen."
    Laut Missionschef Christopher Russell könnte Ceres anders als die meisten bekannten Asteroiden eine geologisch aktive Welt sein. Wie auf mehreren eisbedeckten Monden von Jupiter und Saturn könnte es auch auf Ceres wasserspeiende Eisvulkane geben. Auf Ceres gibt es dafür aber noch keine Beweise – und Dawn wird zunächst Stück für Stück die Oberfläche danach absuchen. Andreas Nathues ist schon von der ersten groben Oberflächenkarte von Ceres überrascht. Er leitet Dawns Kamerateam am Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung in Göttingen.
    "Es gibt jene Regionen auf Ceres, auf denen wir mehr Krater haben und solche, auf denen wir weniger Krater sehen. Das wird wahrscheinlich damit zusammenhängen, dass die Oberfläche sich wieder entspannt, dass also die Krater langsam wieder verschwinden."
    Denn Ceres ist immer noch so klein, dass er seit seiner Entstehung vor 4,5 Milliarden Jahren eigentlich recht schnell erkaltet sein müsste und dabei vermutlich auch schrumpfte.
    "Nichtsdestotrotz haben wir auch Regionen, wo die Oberfläche richtig rau erscheint, wo dieser Prozess also nicht so aktiv ist. Aber das müssen wir schauen, wie das in einer höheren Auflösung dann aussieht."
    Schon im Anflug entdeckte Dawns Kamera zwei weiß erscheinende Flecken, die heller sind als alle anderen Strukturen auf der Oberfläche.
    "Die beiden Flecken, die wir sehen, befinden sich nahe dem Äquator. Die liegen in einem Krater, der etwa 80 Kilometer Durchmesser hat und liegen unten am Boden."
    Auch Dawns Wärmebildkamera sieht bereits etwas von einem der Flecken, erläutert Federico Tosi vom Nationalen Institut für Astrophysik in Rom.
    "Das war für uns die größte Überraschung, als wir uns die Wärmebilder von Ceres Oberfläche angesehen haben. Ausgerechnet der hellste Fleck auf den Kameraufnahmen erscheint in unseren Aufnahmen dunkel. Er ist also kälter als die übrige Oberfläche von Ceres."
    Allerdings ist die Auflösung der Wärmebildkamera noch zu schlecht, um dieses Ergebnis zu deuten. Eine mögliche Erklärung wären speiende Eisvulkane. Für Andreas Nathues wäre deren Existenz aber nur schwer zu erklären.
    "Genau das ist der springende Punkt: Wenn denn ein Vulkanismus dort wäre, wie wird der angetriggert, wodurch? Wir haben nicht die gravitativen Kräfte eines Hauptkörpers. Es gibt schon Ideen dazu, zum Beispiel: Wenn dort ein Wasserozean wäre, der langsam ausgefriert, dann könnte man sich vorstellen, dass da Drücke entstehen und das ein Kryovulkanismus funktionieren würde. Nun ist Ceres relativ klein und man fragt sich, warum dieser Prozess nicht schon längst abgeschlossen ist."
    Noch kreist Dawn in einem zu großen Abstand, um das Geheimnis der Flecken zu lüften. Der Orbit soll demnächst aber schrittweise von 13.000 auf gerade noch 1.500 Kilometer sinken. Missionschef Christopher Russel sieht seine Mission Seite an Seite mit der NASA-Raumsonde New Horizons, die demnächst an Zwergplanet Pluto vorbeifliegt.
    "What we are doing in the year of the dwarf planet is finding out what a dwarf planet really is."
    Es ist das Jahr des Zwergplaneten - und nun müsse man erst mal herausfinden, was genau ein Zwergplanet ist.