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Unerwünschte Unterstützung

Medizin. – Nahrungsergänzungsstoffe sind der große Renner in der westlichen Welt. Vitamine und andere Zusatzstoffe werden in immer größeren Mengen konsumiert. Dabei sind in einigen der angebotenen Präparate zusätzliche Stoffe wie etwa Hormonvorstufen enthalten, die auf der Zutatenliste nicht auftauchen. Darauf machten Forscher auf einem Symposium an der Deutschen Sporthochschule in Köln aufmerksam.

    Über 600 verschiedene Nahrungsergänzungsmittel haben der Biochemiker Wilhelm Schänzer und sein Team im Labor analysiert. Keines davon führte Hormone oder ihre Vorstufen auf der Zutatenliste. Dennoch fanden Schänzer und seine Kollegen in 15 Prozent der Produkte solche Hormonvorstufen. Schänzer: "Und zwar so genannten Prohormone, das sind Vorläufer von Testosteron oder von Nandrolon, das ja im letzten Jahr im Zusammenhang mit sehr vielen bekannten Dopingfällen genannt worden ist." Zwar waren es im allgemeinen nur Spuren, doch auch die können einem Sportler, der sich einer Dopingkontrolle unterziehen muss, zum Verhängnis werden. Die Ursache für die Funde sehen die Biochemiker in Verunreinigungen, die beim Wechsel von der Produktion für den amerikanischen Markt zur Produktion für den europäischen Markt passieren können. Während in Europa derartige Hormonvorstufen verschreibungspflichtig sind, können sie in den USA in jedem Drugstore verkauft werden.

    Während sich Freizeitsportler vor den geringen Substanzspuren nicht zu fürchten brauchen, sieht es bei einem aus Großbritannien bezogenen Produkt ganz anders aus. "Diesem war ganz eindeutig ein Steroidhormon, das Metandienon heißt, zugesetzt und zwar in Mengen, die eigentlich therapeutischen Dosierungen entsprechen", fasst Schänzer eine noch unveröffentlichte Studie zusammen. Auf der Zutatenliste verbirgt sich das Hormon hinter dem nichtssagenden Namen 1-T-Matrix. Wer diese Präparate über einen längeren Zeitraum in nennenswerten Dosen zu sich nimmt, geht zumindest ein gewisses Risiko ein. Denn die Gesundheitsschäden durch Metandienon können beträchtlich sein, erklärt Uwe Schröder vom Institut für Sporternährung in Bad Nauheim. "Die Konsequenzen hängen natürlich sehr stark von der Dosierung ab, wobei gerade diese Substanzen schon in sehr, sehr geringen Dosierungen bei einer langfristigen Einnahme extreme Wirkungen zeigen können. Das kann, je nachdem, wie Sie veranlagt sind, von Vergiftungserscheinungen zu Leber oder Nierenschäden reichen", so Schröder. Bei langfristiger Anwendung kämen dann noch verweiblichende Effekte bei Männern hinzu.

    [Quelle: Sascha Ott]