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Unerwünschtes Kinderspielzeug

Nicht nur bei Lebensmitteln, auch bei Spielzeug müssen offenbar die staatlichen Untersuchungsämter künftig noch genauer hinschauen, als sie es bisher tun: Bei Kontrollen in Bayern und Nordrhein-Westfalen zeigten sich jetzt Gift-Belastungen in Spielzeug, die bei anderen Produkten verboten, in Spielzeug aber noch erlaubt sind.

Von Volker Mrasek |
    In Einzelfällen kann Kinder-Spielzeug immer wieder bedenkliche Inhaltsstoffe aufweisen. Das zeigen die chemischen Analysen aus Münster und Oberschleißheim bei München. Deren Ergebnisse schildern die betreffenden Untersuchungsämter jetzt in ihren aktuellen Jahresberichten.

    Demnach enthalten unterschiedliche Spielwaren schon 'mal zu viel Schwermetalle wie Chrom und Blei. In Oberschleißheim fand man die Giftstoffe unter anderem in Puppen-Bekleidung aus Leder, Puppen-Möbeln und lackiertem Metall-Spielzeug. Und zwar jeweils in Konzentrationen über den zulässigen Höchstwerten. Zitat aus dem Jahresbericht der Behörde:

    Besonders negativ fiel ein aus der Türkei importiertes Sortiment an Puppen-Bekleidung aus Leder auf, bei dem drastische - bis zu 250fache - Überschreitungen des Grenzwertes für lösliches Blei festgestellt wurden. Die Bewertung dieser Befunde kommt zu dem Schluss, dass diese Spielwaren beim vorauszusehenden Gebrauch durch Kleinkinder eine nicht zu unterschätzende Belastungsquelle für Blei darstellen.

    Deswegen gab es für die Puppenkleider auch eine Rückruf-Aktion; der Importeur nahm die hochgradig belastete Ware aus dem Handel.

    Mindestens genauso bedenklich ist, was die bayerischen Kontrolleure im Kleid eines Teddybären aufspürten. Das Kostüm enthielt so genannte Azo-Farbstoffe. Im Labor setzten sie krebserregende Spaltprodukte frei. Dazu erwies sich, dass der dunkelblaue Stoff des Teddy-Kleides nicht speichel- und schweißecht war. Das Untersuchungsamt forderte den Hersteller daraufhin auf, künftig keine Azo-Farbstoffe mehr zu verwenden. Die Begründung:

    Bei einem bestimmungsgemäß von Kindern als Kuschel-, Schlaf- und Schmusetier verwendeten Teddy ist von einem sehr intensiven Körperkontakt auszugehen. Dabei ist durch Nuckeln am Spielzeug auch eine mögliche orale Aufnahme in Betracht zu ziehen. Eine Belastung von Kindern mit krebserzeugenden Stoffen ist jedoch unbedingt auszuschließen, zumal Gewebe im wachsenden Organismus gegenüber krebserzeugenden Einflüssen besonders gefährdet ist.

    Mehr als die eindringliche Ermahnung des Produzenten war allerdings nicht drin. Denn nach Angaben des Untersuchungsamtes sind Azo-Farbstoffe zwar in normaler Textilbekleidung verboten. Spielzeug dürfe aber noch mit ihnen gefärbt werden, was die bayerischen Prüfer nicht gutheißen wollen:

    Aus gesundheitlicher Sicht müssten unseres Erachtens hier mindestens die gleichen Maßstäbe wie für Bekleidung etc. gelten.

    In Münster nahm das Untersuchungsamt Holz-Puzzles für Kleinkinder unter die Lupe. Die geben schon 'mal Formaldehyd an die Raumluft ab - je nachdem, welchen Holz-Klebstoff und welchen Lack die Hersteller verwenden. Eine solche Ausgasung ist unerwünscht. Denn Formaldehyd reizt nicht nur Augen und Atemwege; es kann auch die Entstehung von Krebs begünstigen.

    Die in Münster untersuchten Kleinkinder-Puzzles gaben Formaldehyd zum Teil in großer Menge ab. Nur zwei von acht dieser Artikel waren frei von dem Giftstoff, heißt es im Jahresbericht des Amtes:

    Demnach ist festzustellen, dass ein großer Teil des für Kleinkind-Puzzles eingesetzten Materials von schlechterer Qualität ist, als dies für Holz-Werkstoffe für den Innen-Ausbau erlaubt ist.

    Das Untersuchungsamt rät Eltern, die Riechprobe zu machen. Ein einwandfreies Holz-Puzzle sollte völlig geruchlos sein. Die Kontrolleure in Oberschleißheim empfehlen Eltern ganz allgemein, beim Kauf von Spielwaren auf Qualitätssiegel zu achten, etwa auf das Zeichen "CE". Es zeige, dass das Spielzeug europäischen Sicherheitsanforderungen entspreche ...