Zwar hat sich das Festival im fünften Jahr seiner Existenz internationalisiert, haben die Veranstalter viele Bands aus dem europäischen Ausland eingeladen. Aber dennoch ist die Budapester Szene sehr überschaubar, meint Organisator András Nun: Künstlerisch mögen die ungarischen Musiker zwar an nationale Standards herangerückt sein - doch organisatorisch sind sie noch weit von ihnen entfernt.
" Da gibt es eben noch eine Lücke. 50 Jahre sind 50 Jahre, so lange waren wir vom Westen getrennt. Die Szene hier ist noch lange nicht so vielfältig wie in Berlin oder Wien oder sonst einer westlichen Stadt. Außerdem habe ich den Eindruck, dass einige ungarische Musiker noch längst nicht so bekannt sind, wie sie es sein sollten. Alle, das Publikum ebenso wie die Künstler, wollen aber zur internationalen progressiven Musikszene gehören. "
Der Rückstand ist kein Zufall - er gründet, so der Kulturwissenschaftler Péter Maté, auf der großen historischen Kluft, die Ungarn lange Zeit vom Westen trennte.
" Ich habe den Eindruck, wir leben mit einer Kluft von vierzig Jahren. Man darf aber auch nicht vergessen, dass wir hier in einer Stadt sind, die vor weniger als hundert Jahre noch die zweite Hauptstadt der österreichischen Monarchie war und die sich als durchaus westeuropäisch empfand. Und dann kam ein Experiment von 45 Jahren, als wir Opfer, aber auch Teilhabende einer sozialen Erfahrung waren, die schließlich scheiterte. Dennoch waren wir waren immer bestens informiert über das, was in der westlichen Welt vor sich ging. Ungarn und Polen waren in dieser Zeit am offensten gegenüber dem Westen. "
Péter Maté ist ungarischer Repräsentant des Projekts BIPOLAR, das sich, finanziert überwiegend aus Mitteln der Bundeskulturstiftung, für einen Austausch ungarischer und deutscher Kultur einsetzt. Diesem Projekt ist auch das Ultraschall Festival angeschlossen. Der internationale Austausch ist für Ungarn dringend nötig, meint András Nun. Denn noch stecke die dortige Szene in den Kinderschuhen.
" Ich glaube, wir haben ein gutes Publikum hier. Dennoch sind wir eher Rezipienten als Produzenten neuer Musik - und das ist das Problem. Natürlich hätten wir hier gerne möglichst viele gute Auftritte und Produktionen, die wir der Welt präsentieren können, aber im Moment sind wir selbst eher noch in der Rolle von Zuhörern. Aber ich glaube, durch die internationale Zusammenarbeit mit Berlin haben wir gute Chancen, in diese Richtung zu gehen, so dass wir von Deutschland nicht nur gute Musik empfangen, sondern dorthin auch welche bringen. "
So führt die große Politik direkt zu den gegenwärtigen Problemen einer jungen Generation ungarischer Elektromusiker: Sie sehen sich vor einem kulturellen Niemandsland, das den Versäumnissen und politischen Katastrophen der Vergangenheit geschuldet ist. Wo über Generationen keine eigenständige Kultur wachsen konnte, wo das entsprechend Milieu nicht gedeihen, die entsprechenden Voraussetzungen über mehrere Generationen nicht entstehen konnten - da, meint Péter Maté, kann man auch an keine Traditionen anknüpfen.
" Das ungarische Bürgertum hat sich nicht entwickelt. Man kann vielleicht sagen, dass die Entwicklung des ungarischen Bürgertums bereits während des Ersten Weltkriegs aussetzte. Es entwickelte sich so weit, so dass es die allgemeine, die Mainstream-Kultur nutzen konnte: klassisches Theater, Singspiel, Operette und dergleichen. Aber es hat längst noch nicht jene Größe und Reife, die für das Verhältnis zeitgenössischer und experimenteller Kunst nötig ist. "
Junge Ungarn auf der Suche nach den kulturellen Ausdrucksformen der Gegenwart. Mehr noch als den rein künstlerischen sehen sich die Musiker kulturellen Herausforderungen gegenüber: Ihr Publikum müssen sie sich erst noch schaffen. In den westlichen Ländern existiert dieses Publikum bereits, und zwar in großer Zahl. In Ungarn aber fehlt es, weil auch eine lange Tradition der künstlerisch-intellektuellen Erziehung ausblieb. Und wo Traditionen fehlen, kann selbst die Avantgarde nicht blühen.
" Da gibt es eben noch eine Lücke. 50 Jahre sind 50 Jahre, so lange waren wir vom Westen getrennt. Die Szene hier ist noch lange nicht so vielfältig wie in Berlin oder Wien oder sonst einer westlichen Stadt. Außerdem habe ich den Eindruck, dass einige ungarische Musiker noch längst nicht so bekannt sind, wie sie es sein sollten. Alle, das Publikum ebenso wie die Künstler, wollen aber zur internationalen progressiven Musikszene gehören. "
Der Rückstand ist kein Zufall - er gründet, so der Kulturwissenschaftler Péter Maté, auf der großen historischen Kluft, die Ungarn lange Zeit vom Westen trennte.
" Ich habe den Eindruck, wir leben mit einer Kluft von vierzig Jahren. Man darf aber auch nicht vergessen, dass wir hier in einer Stadt sind, die vor weniger als hundert Jahre noch die zweite Hauptstadt der österreichischen Monarchie war und die sich als durchaus westeuropäisch empfand. Und dann kam ein Experiment von 45 Jahren, als wir Opfer, aber auch Teilhabende einer sozialen Erfahrung waren, die schließlich scheiterte. Dennoch waren wir waren immer bestens informiert über das, was in der westlichen Welt vor sich ging. Ungarn und Polen waren in dieser Zeit am offensten gegenüber dem Westen. "
Péter Maté ist ungarischer Repräsentant des Projekts BIPOLAR, das sich, finanziert überwiegend aus Mitteln der Bundeskulturstiftung, für einen Austausch ungarischer und deutscher Kultur einsetzt. Diesem Projekt ist auch das Ultraschall Festival angeschlossen. Der internationale Austausch ist für Ungarn dringend nötig, meint András Nun. Denn noch stecke die dortige Szene in den Kinderschuhen.
" Ich glaube, wir haben ein gutes Publikum hier. Dennoch sind wir eher Rezipienten als Produzenten neuer Musik - und das ist das Problem. Natürlich hätten wir hier gerne möglichst viele gute Auftritte und Produktionen, die wir der Welt präsentieren können, aber im Moment sind wir selbst eher noch in der Rolle von Zuhörern. Aber ich glaube, durch die internationale Zusammenarbeit mit Berlin haben wir gute Chancen, in diese Richtung zu gehen, so dass wir von Deutschland nicht nur gute Musik empfangen, sondern dorthin auch welche bringen. "
So führt die große Politik direkt zu den gegenwärtigen Problemen einer jungen Generation ungarischer Elektromusiker: Sie sehen sich vor einem kulturellen Niemandsland, das den Versäumnissen und politischen Katastrophen der Vergangenheit geschuldet ist. Wo über Generationen keine eigenständige Kultur wachsen konnte, wo das entsprechend Milieu nicht gedeihen, die entsprechenden Voraussetzungen über mehrere Generationen nicht entstehen konnten - da, meint Péter Maté, kann man auch an keine Traditionen anknüpfen.
" Das ungarische Bürgertum hat sich nicht entwickelt. Man kann vielleicht sagen, dass die Entwicklung des ungarischen Bürgertums bereits während des Ersten Weltkriegs aussetzte. Es entwickelte sich so weit, so dass es die allgemeine, die Mainstream-Kultur nutzen konnte: klassisches Theater, Singspiel, Operette und dergleichen. Aber es hat längst noch nicht jene Größe und Reife, die für das Verhältnis zeitgenössischer und experimenteller Kunst nötig ist. "
Junge Ungarn auf der Suche nach den kulturellen Ausdrucksformen der Gegenwart. Mehr noch als den rein künstlerischen sehen sich die Musiker kulturellen Herausforderungen gegenüber: Ihr Publikum müssen sie sich erst noch schaffen. In den westlichen Ländern existiert dieses Publikum bereits, und zwar in großer Zahl. In Ungarn aber fehlt es, weil auch eine lange Tradition der künstlerisch-intellektuellen Erziehung ausblieb. Und wo Traditionen fehlen, kann selbst die Avantgarde nicht blühen.